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Das Geheimnis zweier Ozeane 38

Drittes Buch
Zwöltes Kapitel
Am Ziel

In der Nacht zum 21. August erreichte die Pionier die Fanning-Inseln, die sich in einer lang gestreckten Kette von Nordwest nach Südost hinziehen. Bis zu den japanischen Inseln führte jetzt die Fahrtroute durch eine öde Wasserwüste. Nur einige einsame Inselchen und Riffe belebten die unendlichen Weiten des Ozeans. Südwestlich vom Reiseweg der Pionier lagen die zahllosen Inseln der Marshall- und Karolinen-Archipele.

Im Bestreben, einige Stunden im Wettlauf mit der Sonne zu gewinnen, setzte der Kapitän alle Reserven der Pionier ein und steigerte ihre Geschwindigkeit bis zur äußersten Grenze. Das U-Boot brauste wie ein Komet durch die dunklen Räume der Tiefsee. Den schnellsten Schwimmern des Meeres, sogar Delfinen und Schwertfischen, die die Bahn des U-Bootes kreuzten, gelang es nicht, rechtzeitig auszuweichen. Bei der Berührung mit dem bis zu zweitausendzweihundert Grad erhitzten Schiffsrumpf waren sie sofort tot.

Nach drei Tagen Fahrt mit dieser enormen Geschwindigkeit hatte das U-Boot etwa fünf Stunden herausgeholt und war von der Nordspitze Nippons, der größten der japanischen Inseln, nur noch tausend Kilometer entfernt.

Auch die nebensächlichen Reparaturen waren jetzt fast alle erledigt. Es blieb nur noch übrig, in den Kajüten ein paar Licht- und Signalkabel zu erneuern und die in der Druckkammer aufgestapelten Materialien und Ausrüstungsgegenstände zu verstauen. Der Oberleutnant drängte nicht, diese Arbeiten auszuführen; erst sollte die Versammlung, die zu heute Abend angesagt war, stattfinden.

Der Alltag an Bord der Pionier verlief wieder normal. Aber die U-Boot-Besatzung sehnte sich jetzt nach Arbeit. Beim Arbeiten konnte man die schweren Verluste vergessen, die die Schiffsgemeinschaft erlitten hatte. Die Trauer um die toten Kameraden trübte die Freude über die baldige Rückkehr in die Heimat.

Zu zehn Uhr abends, fast an der Grenze der heimatlichen Gewässer, hatte Kommissar Sjomin eine Versammlung aller dienstfreien Männer anberaumt. Es sollte eine Bilanz der wissenschaftlichen und technischen Leistungen dieser bemerkenswerten Seefahrt gezogen werden – einer Seefahrt, die später das U-Boot Pionier in der ganzen Welt berühmt machen würde.

Zur festgesetzten Zeit begann sich der Aufenthaltsraum mit Menschen zu füllen. Aber die bei solchen Anlässen übliche gute Stimmung wollte diesmal nicht aufkommen. Man stand in kleinen Gruppen herum, die Unterhaltung wurde mit gedämpfter Stimme geführt und brach zuweilen ganz ab.

In der Mitte des Raumes stand ein langer, schmaler Tisch, aber niemand setzte sich. Auch am Büfett, das mit Brötchen, Kuchen, Konfekt und Flaschen mit Mineralwasser überladen war, herrschte nicht die übliche ausgelassene Stimmung.

Die Berichterstatter erschienen: Professor Lordkipanidse, Professor Schelawin und Kosyrew. Schelawin und Kosyrew setzten sich an den Tisch und blätterten schweigend in ihren Aufzeichnungen. Der Zoologe schritt nachdenklich auf und ab. Endlich erschienen auch der Kapitän und der Kommissar. Schelawins Bericht war kurz und sachlich, ohne den Schwung, der seine Vorträge sonst auszeichnete. Er gab eine Übersicht vieler wichtiger Entdeckungen, die mithilfe des großartigen U-Bootes gemacht wurden; er erzählte seinen Zuhörern von neuen unterseeischen Gebirgszügen, von bisher unbekannten Tiefseeströmungen, von neuen Erkenntnissen über die Temperaturen, den Salz- und Gasgehalt in verschiedenen Tiefen des Ozeans und so weiter.

Der Zoologe, der als nächster sprach, konnte sich nicht recht konzentrieren; er schweifte vom Thema ab, und erst nach geraumer Zeit konnte er mit der gewohnten Leidenschaft von den Erfolgen berichten, die während dieser einzigartigen Seefahrt auf dem Gebiet der Zoologie erreicht worden waren. Er erzählte von zahllosen neu entdeckten Tierarten, von der außerordentlichen Bedeutung der im Meer noch, lebend aufgefundenen P1esiosaurier1, von der aufsehenerregenden Entdeckung einer neuen Klasse goldhaltiger Mollusken und von den der Wissenschaft bisher unbekannten Riesenkrabben.

Dann sprach Kosyrew. Seine Ausführungen galten den Leistungen des U-Bootes, das seine Bewährungsprobe glänzend bestanden hatte.

Als Letzter ergriff der Kapitän das Wort. Er fasste noch einmal kurz zusammen, was die Vortragenden, jeder auf seinem Fachgebiet, vor ihm berichtet hatten, und hob besonders die Arbeit der Männer hervor, deren schöpferischer und selbstloser Einsatz diese Leistungen ermöglicht hatte. Mit warmen Worten erwähnte er Professor Lordkipanidse, der unter Lebensgefahr das wertvolle Material über die Plesiosaurier sichergestellt hatte, und Professor Schelawin, der bei der Erforschung des unterseeischen Berglabyrinths im Atlantik fast umgekommen wäre. Sichtlich bewegt würdigte dann der Kapitän die beispielhafte Leistung der Schiffsbesatzung während der ganzen Dauer dieser U-Boot-Fahrt.

Der Kapitän machte eine Pause. Sein Gesicht umschattete sich, es fiel ihm schwer weiterzusprechen: »Genossen! Ich möchte jetzt derer gedenken, die von uns gegangen sind …«

Alle erhoben sich und hörten mit gesenkten Köpfen dem Kapitän zu: »Wir haben einen jungen Kameraden, Leutnant Juni Pawlowitsch Krawzow, verloren. Trotz eines gewissen Leichtsinns, trotz mangelnder Selbstbeherrschung – bedingt durch seine Jugend – sprach alles dafür, dass aus ihm ein vorbildlicher, seiner Heimat treu ergebener Offizier geworden wäre. Es genügt, sich an sein Verhalten während der Havarie im Eistunnel zu erinnern. Schwer verletzt und einer Ohnmacht nahe, verließ er seinen Posten nicht, bis er abgelöst wurde. Er ist als Held im Kampfe gefallen. Ohne darauf zu achten, dass er noch an den Folgen seiner Verletzung litt, griff er den Verräter Gorelow an. Er müsste es mit seinem Leben bezahlen … Aber durch sein Eingreifen wurde es seinen Kameraden möglich, den Verräter dingfest zu machen.«

Nach kurzer Pause fuhr der Kapitän fort: »Wir haben auch unseren Taucherältesten, Andrej Wassiljewitsch Skworeschnja, verloren. Er war ein prächtiger, herzensguter Mensch, ein treuer Sohn seines Vaterlandes … Er war es, der im tödlichen Kampf den Verräter Gorelow bezwang, der Pawlik und sich aus der Grotte rettete, dessen Ausgang Gorelow mit einem Felsen versperrt hatte, und alle seine Kameraden durch seine Begeisterung und beispiellose Energie anspornte. Überall, wo Gefahr war, überall, wo Not am Mann war …«

Plötzlich hörte man aus dem Steuerraum einen lauten schrillen Klingelton und dazwischen Kommandoworte des Offiziers vom Dienst, Oberleutnants Bogrow, die er durch einen Lautsprecher zum Maschinenraum sprach.

Der Kapitän unterbrach seine Rede und lauschte den aufgeregten Stimmen, die jetzt durch ein Luk vom Maschinenraum heraufhallten. Das Klingeln riss ab, man hörte einige dumpfe, krachende Schläge. Der Lärm im Maschinenraum wurde immer lauter. Plötzlich wurde er von einem lauten Aufschrei übertönt.

Der Lärm kam näher und hörte dann unter dem Luk plötzlich auf.

»Genosse Kosyrew«, sagte der Kapitän, »stellen Sie fest, was das bedeutet.«

Kaum hatte Kosyrew zwei Schritte zur Tür getan, als Pawlik, der am hinteren Ende des Tisches mit dem Gesicht zum Gang saß, aufsprang, zur Tür zeigte und gellend aufschrie:

»Dort! Dort! Da kommt er!«

Pawlik stürzte pfeilschnell zur Tür und blieb am Halse einer riesigen Gestalt hängen, die in diesem Augenblick den Raum betrat.

An der Tür stand Skworeschnja – blass, mit eingesunkenen Wangen und zerzaustem Schnurrbart.

Zwanzig Männer blickten mit weit aufgerissenen Augen auf diese gespenstische Erscheinung. Dann aber entstand ein wirres Durcheinander. Der Tisch wurde zur Seite geschoben, Stühle fielen um, und alle stürzten auf Skworeschnja zu. Der rührte sich nicht vom Fleck und richtete über die Köpfe der ihn umringenden Menschen hinweg die entzündeten Augen auf den Kapitän. Schließlich löste er Pawlik von seinem Hals, bahnte sich durch die Menge einen Weg und blieb vor dem Kapitän stehen, nahm Haltung an und meldete:

»Genosse Kommandant, melde mich zur Stelle …! Bitte um Entschuldigung … habe mich verspätet …«

Im gleichen Augenblick glitt Skworeschnjas Blick vom Gesicht des Kapitäns zur Seite und blieb wie verzaubert an etwas haften.

»Skworeschnja? Sie?«, rief der Kapitän verblüfft und streckte ihm beide Hände entgegen. »Woher kommen Sie?«

»Aus der Druckkammer, Genosse Kommandant!«, antwortete mit zitternder Stimme Skworeschnja, ohne die Blickrichtung zu ändern.

»Aus der Druckkammer?«, fragte der Kapitän erstaunt. »Was haben Sie denn dort gemacht?«

»Ich habe geschlafen, Genosse Kommandant! Ich weiß nicht wie, aber ich bin eingeschlafen. – Bitte um Entschuldigung, Genosse Kommandant!«

Beim Sprechen neigte sich Skworeschnjas Gestalt nach vorn.

»Was ist mit Ihnen, Genosse Skworeschnja?«, fragte der Kapitän, dem Skworeschnjas merkwürdiges Verhalten auffiel. »Sind Sie krank?«

»Verzeihung, Genosse Kommandant!«, murmelte Skwo-reschnja mit stockender Stimme. »Mir ist so jämmerlich … ich begreife es selbst nicht … habe nur ein wenig geschlafen … ich halt’s nicht mehr aus …«

Der Kapitän folgte Skworeschnjas gierigem Blick. Hinter seinem Rücken, in der Ecke, sah er das Kalte Büfett und Batterien von Flaschen.

Durch den Raum schallte ein lautes Lachen.

»Tun Sie sich keinen Zwang an!«, rief der Kapitän. »Los, greifen Sie zu. Nichts für ungut, mein Lieber. Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht!«

Er packte Skworeschnjas Arm und zog ihn in die verführerische Ecke.

Die mächtigen Kinnladen des Riesen begannen wie Mühlsteine zu arbeiten.

Die Anwesenden umringten ihn und verfolgten mit Entzücken die herrliche Leistung ihres zurückgekehrten Kameraden. Keiner konnte sich enthalten, ihm freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen, ihn zu umarmen, ihm ins Gesicht zu blicken … Man schob ihm immer neue Leckerbissen zu. Lachen und Scherzen erfüllten den Raum …

»Steht ihm doch nicht im Wege! Lasst ihn in Ruhe eine Kleinigkeit essen!«

»Er ist tatsächlich mächtig hungrig!«

»Na ja! Ein bisschen Schlaf regt den Appetit an!«

Unter dem allgemeinen Gelächter nickte Skworeschnja nur zustimmend mit dem Kopf und kaute mit vollen Backen.

»Und wir wollten dich schon begraben, Skworeschnja! Es sollte ein Begräbnis erster Klasse sein!«

»Geben Sie ihm keine belegten Brote!«, rief der Zoologe, eine Tasse Brühe in der Hand, die er aus der Kombüse geholt hatte. »Nach drei Tagen Fasten ist das schädlich! Hier, trinken Sie die Brühe! Beherrschen Sie sich!«

Skworeschnja drehte sich mit einem Ruck zum Zoologen um. Er schluckte und fragte mit heiserer Stimme: »Was? Was haben Sie da gesagt, Arsen Dawidowitsch! Drei Tage?«

»Natürlich, mein lieber Freund! Sie haben wie ein Murmeltier geschlafen …«

Skworeschnja stand völlig verdutzt da und schaute abwechselnd auf den Zoologen und den Kapitän.

»Wie ist das nur möglich?«, stammelte er. »Drei Tage, sagen Sie …? Drei Tage habe ich unentschuldigt gefehlt?« Erregt legte er ein halbes Butterbrot zurück.

»Regen Sie sich nicht auf, Andrej Wassiljewitsch«, sagte der Kapitän lächelnd. »Es wird sich später schon alles klären … Sie wurden nicht als unentschuldigt geführt, sondern … als Toter.«

Völlig verwirrt und unter den Lachsalven seiner Kameraden drehte sich Skworeschnja langsam um und aß weiter.

Aus der Funkerkabine sandte Pletnjow nach Wladiwostok die frohe Botschaft, Skworeschnja sei an Bord des U-Bootes. Die Entsendung eines Flugzeuges zur Osterinsel erübrige sich deshalb.

In dieser unvergesslichen Nacht verlangsamte die Pionier ihre Fahrt etwas und drehte scharf nach Nordwest.

Der Kapitän hatte Bedenken, den kürzesten Weg durch die belebten Meerengen zwischen den japanischen Hauptinseln zu wählen. Aber auch der flache Tatarische Sund, der Sachalin von den Küsten des Primorje-Bezirkes trennt, war mit seinen zahllosen Sandbänken wenig verlockend. Deshalb entschloss sich der Kapitän, in den ruhigen Stunden vor dem Morgengrauen die La-Pérouse-Straße zwischen Hokkaido und dem südlichen japanischen Teil Sachalins zu benutzen.

Niemand dachte in dieser letzten Nacht der Seereise an Schlaf. Die lang ersehnte Rückkehr in die Heimat stand kurz bevor.

Nur noch wenige Hundert Kilometer von ihr entfernt, spürten die Männer der Pionier ein starkes Heimweh. Deshalb freuten sie sich ungemein darüber, dass es noch dies und jenes auf dem U-Boot zu tun gab. In dieser Nacht konnte sowieso niemand schlafen. Und bei der Arbeit konnte man sich unterhalten.

Besonders viel zu erzählen gab es in der Druckkammer. Skworeschnja musste immer wieder berichten, wie er mit dem Rest von Leitungsschnüren und kleinen Werkzeugen in die Kammer hineingeschwommen war, wie er sich gebückt hatte, um hinter einige lange Bretter und Rohre, die an der Wand lehnten, zu gelangen und ein paar Werkzeuge zu verstauen, und wie er hier wie von einem Nebel umfangen worden war. An das Folgende konnte er sich nicht mehr erinnern. Dann war er aufgewacht, weil ihm die Luft knapp wurde. Erst hatte er nicht gewusst, was mit ihm los war, aber dann begriffen, dass der Sauerstoff zu Ende ging und er schnellstens aufstehen und den Taucheranzug ablegen musste. Schlaftrunken war er unter den Brettern und Rohren hervorgekrochen und hatte mit der Nadel die Brustnaht geöffnet. Frische Luft war in seine Lungen gedrungen, die ihn benommen machte – dann hatte ihn wieder der Schlaf übermannt. Später war er dann von einem bohrenden Hungergefühl erwacht. Schnell hatte er sich von dem Taucheranzug befreit und versucht, die Tür zu öffnen, aber der Schließmechanismus war offenbar abgeschaltet – wie immer, wenn die Druckkammer nicht arbeitete. Dann hatte er auf den Signalknopf gedrückt. Aber ihm schien, die Tür öffnete sich nicht schnell genug. Der Hunger krampfte seinen Magen zusammen. Skworeschnja hatte deshalb mit der Faust einige Mal gegen die Tür geschlagen, die sich dann endlich geöffnet hatte. Die Kameraden hatten ihn mit entsetzten Gesichtern empfangen. »Komische Käuze!«, sagte Skworeschnja. »Haben sich erschrocken, weil ich gegen die Tür donnerte …«

Am 23. August, um zwei Uhr zehn, passierte die Pionier in langsamer Fahrt die La-Pérouse-Straße und erreichte das Japanische Meer. Die Fahrtgeschwindigkeit wurde wieder beschleunigt.

Bis vier Uhr morgens war das Arbeitstempo auf dem U-Boot ungewöhnlich langsam. Die Maler handhabten den Pinsel mit träger Umständlichkeit; zwei Rohre waren plötzlich so schwer, dass ein Mann sie nur keuchend zum Lager schleppte. Die Auswechslung schadhafter Leitungsdrähte in den Kajüten schien eine äußerst komplizierte Sache zu sein. – Bald würde man jedoch den Stützpunkt erreicht haben, und das U-Boot musste bis dahin völlig instand gesetzt sein. Der Oberleutnant kontrollierte die Arbeiten und munterte die Mannschaft wieder auf.

»In vierzig Minuten muss hier alles fix und fertig sein! Ich mache Sie dafür verantwortlich, Genosse Skworeschnja! Nach Beendigung der Arbeit fertigmachen zur Einfahrt in den Hafen. Umziehen, rasieren, Montur in Ordnung bringen!«

Den gleichen Befehl erteilte er auch in den anderen Räumen des U-Bootes.

Dieser Befehl des Oberleutnants schien, jeden Mann der Schiffsbesatzung mit, neuer Energie zu erfüllen. Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit schmolz der Materialberg in der Druckkammer zusammen und verschwand in den Lagerräumen. Die Farbpinsel glitten beschwingt über Planken und Wände dahin. Die Elektrotechniker knobelten nicht mehr an Leitungen und Schaltern in den Kajüten herum. Hammer, Bohrer und’ Schraubenzieher handhabten sie jetzt flink und geschickt, und eine Kajüte nach der anderen wurde vom Schiffsintendanten abgenommen.

Um fünf Uhr zehn Minuten, nur noch hundert Kilometer vom Stützpunkt entfernt, funkte die Pionier ihr Erkennungszeichen und den Ort ihres Auftauchens.

Die Antwort lautete: »Wir warten. Unsere Glückwünsche der hervorragenden Mannschaft unserer Pionier.« Der Funkspruch trug die Unterschrift des Befehlshabers der Fernöstlichen Flotte der UdSSR.

Um fünf Uhr fünfundvierzig Minuten befahl der Kapitän, der sich die ganze Zeit im Steuerraum aufhielt, die Fahrtgeschwindigkeit des U-Bootes auf vier Zehntel zu vermindern.

Punkt sechs Uhr wurde auf dem Schiff das lang ersehnte Kommando gegeben: »Fertigmachen zur Einfahrt in den Hafen!«

Der Kapitän befahl dem Offizier vom Dienst, Oberleutnant Bogrow, die Düsen stillzulegen und die Tauchtanks zu leeren. Die Pionier begann schnell emporzutauchen.

Der Ultraschall-Bildschirm war von allen Seiten dicht mit den Silhouetten der verschiedenartigsten Schiffe bedeckt. Die Kuppel des Bildschirms jedoch war klar und frei.

Der Zeiger des Tiefenmessers glitt ununterbrochen über das Zifferblatt und näherte sich der ersehnten Null.

Die dienstfreien Männer der Schiffsbesatzung, in Paradeuniform und mit frohen Gesichtern, stellten sich im oberen Gang in zwei Reihen auf, am rechten Flügel die Offiziere. Ihnen schlossen sich die Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition an, unter ihnen, erregt und blass, Pawlik.

Der Kapitän stand am Fallreep, das vom Steuerraum nach oben führte. Der Zeiger des Tiefenmessers schob sich noch einmal schwankend vor und blieb auf null stehen.

»Luk öffnen!«, befahl der Kapitän und kletterte das Fallreep hoch.

Die Strahlen der morgendlichen Sonne überfluteten den Steuerraum. Der Himmel war blau und wolkenlos.

In schneeweißer Uniformjacke, den Marinedolch an der Seite und mit Orden an der Brust, betrat der Kapitän als Erster die Plattform. Ihm folgten der Oberleutnant, der Chefakustiker Tschishow, Ingenieur Kornejew, dann die übrige Schiffsbesatzung, voran die riesige Gestalt Skworeschnjas, und die Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition mit Professor Lordkipanidse an der Spitze.

Schwerfällige Schlachtschiffe, schlanke Kreuzer, Schwärme von Torpedobootzerstörern, Minenlegern und Minensuchbooten, mit wehenden Flaggen und schwarz-weißen Mannschaftsreihen an Deck, empfingen ihren neuen Kampfgefährten mit donnerndem Salut aus allen Geschützrohren.

Ein ununterbrochenes »Hurra« rollte von den Schiffen über das ruhige Meer, brach sich an den Küstenfelsen und an den Befestigungen der Russki-Insel, hallte bis zu den Vulkankuppen, die das Meer säumten, und kehrte als vielstimmiges Echo zurück.

Ein Gleitboot, mit dem Kapitän an Bord, löste sich von der Pionier und jagte, von Skworeschnja gesteuert, durch Gischt und Wellenspritzer auf das Flaggschiff zu.

Fünf Minuten später, nach der Meldung des Kapitäns, funkte das Flaggschiff nach Moskau die Ankunft der Pionier in Wladiwostok. Die ganze Flotte, mit dem U-Boot an der Spitze, bewegte sich jetzt an der Russki-Insel vorbei zum Hafen.

Und jetzt öffnete sich vor der Flotte, eingerahmt von zahlreichen aus dem Nebel aufsteigenden Vulkanen, deren Kuppen die Morgensonne vergoldete, das Panorama Wladiwostoks, des Vorpostens des sowjetischen Staates im Fernen Osten. Von den Kais, die schwarz von Menschen waren, erschollen freudige Rufe, im Hafen ließen zahllose Dampfer, Motorkutter und Schlepper ihre Sirenen heulen; auf dem fernen Bahnhof pfiffen Lokomotiven. Auch von den Fabriken in der Stadt ertönte Sirenengeheul.

Die Schiffsbesatzung der Pionier, die auf der Plattform in Reih und Glied stand, schaute bewegt auf dieses bunte, traumhafte Bild.

Und plötzlich tauchte aus dem Luk Pletnjow auf, nahm Haltung an und übergab dem Kapitän einen Funkspruch.

Der Kapitän überflog die Zeilen und hob den Kopf. Er drehte sich zur Schiffsbesatzung um, ließ seinen Blick über die Kameraden gleiten, die ihm während der dreimonatigen Seefahrt so ans Herz gewachsen waren, und rief, das Blatt schwenkend: »Ein Glückwunsch unserer Partei und Regierung!«

Fünfundzwanzig Augenpaare richteten sich begeistert auf den Kapitän, und seine laute Stimme übertönte das Geheul der Sirenen und das Stimmengewirr von den Kais. Es schien, als sei es plötzlich still geworden, und jedes Wort des Funkspruchs klang klar und deutlich zu denen, die es freudigen Herzens aufnahmen.

 

Nachwort

Der Verfasser dieses Buches, Grigori Borissowitsch Adamow, schrieb seinen ersten wissenschaftlich-phantastischen Roman Die Bezwinger des Erdinnern im Jahre 1937.

Bei einer einzigartigen Expedition versuchen kühne Forscher, im Innern der Erde eine neue, unversiegbare Energiequelle zu erschließen.

Zwei Jahre später erschien ein neues Werk von G. B. Adamow: Das Geheimnis zweier Ozeane. Dieser Roman wurde 1939, als die Gefahr eines neuen Weltkrieges drohte, veröffentlicht. Hitlerdeutschland und das imperialistische Japan bereiteten einen Überfall auf die UdSSR vor.

Das Geheimnis zweier Ozeane ist eine Schilderung der Durchquerung des Atlantischen und des Stillen Ozeans mit dem U-Boot Pionier. Dieses U-Boot erhält den Befehl, von Leningrad nach Wladiwostok zu fahren, um die fernöstlichen Küsten der UdSSR zu schützen, die durch den Hauptaggressor im Pazifik, Japan, bedroht werden.

Bevor G. B. Adamow an die Abfassung dieses Romans ging, hat er eine sorgfältige und lang währende Vorarbeit auf den verschiedensten Gebieten der Technik, Physik, Chemie und der Biologie des Meeres geleistet.

1940 begann der Autor mit der Arbeit an seinem dritten Roman: Die Vertreibung des Herrschers. Die Handlung spielt in der Arktis, und Adamow unternahm nun eine Reise in die nördlichen Gebiete. Lange Fahrten auf Hunde- und Rentierschlitten in der schneebedeckten Tundra, auf modernen Fischdampfern in der grauen Einöde polarer Gewässer vermitteln unauslöschliche Eindrücke.

Adamows Werken ist ein echter Patriotismus, eine tiefe Verbundenheit mit seinem Land und mit seinem Volk eigen. Millionen junger Leser kennen seine Bücher.

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  1. Ein dem Wasserleben angepasstes Landkriechtier der Jura- und Kreidezeit, bis zehn Meter lang.