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Leitartikel Monat Juli 2012

Con oder Nicht-Con – das ist hier die Frage!

Fackelschein geisterte über die Wände. Feuchte, modrige Kälte hing in der Luft, der Geruch von Leder, rostigem Eisen und nassem Gestein. Dicht vor dem Gesicht des Mannes loderte eine Pechfackel, beleuchtete seine schweißnasse Stirn.
Der Mann keuchte. Den breitschultrigen, muskulösen Hünen, der die Winde bediente, konnte er nicht sehen.
»Nein«, stöhnte er. »Nein, nein … ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich …«
Der Mann mit der Fackel lächelte. »Ich spreche von dem Amulett«, sagte er
mit tödlicher Sanftheit. »Sie sind Louis de Montagne … und Sie kennen das Geheimnis …«

Zamorra-Fans der ersten Stunde wissen genau, aus welcher Folge dieses Zitat stammt. Am 01. Juni 1974 begann ein Mythos, der bis in unsere heutige Zeit lebendig geblieben ist. Mit Band 1 Das Schloß der Dämonen, geschrieben von Susanne Wiemer, entwickelte sich in den nunmehr 38 Zamorrajahren ein eigenständiges Zammyversum, zu welchem viele Autoren ihren Anteil beigesteuert haben und sicherlich auch noch einige Jährchen beisteuern werden.

Nun steht der 1000. Band der ältesten Gruselserie Deutschlands ins Haus und wird am 25. September 2012 in den Handel kommen.

Hin und wieder lese ich einen Professor Zamorra, doch bin ich in die Serie nicht so involviert wie manch anderer Leser. Eigentlich wollte ich gänzlich aus der Heftromanszenerie aussteigen, da meine Interessengebiete mittlerweile in anderen Bereichen liegen. Und die Zeiten, in denen ich massenweise Heftromane regelrecht verschlungen habe, sind mit dem Wechsel des Arbeitsortes längst vorbei. Mir reichten 2 x 45 Minuten Bahnfahrt zwischen Gießen und Frankfurt am Main, um einen Band zu lesen. Mich faszinieren diese kleinen bunten und dünnen Heftchen und lassen mich nicht los, sodass ich vereinzelt einige Ausgaben für die schnelle Unterhaltung lese. Es kommt die Zeit, in welcher ein Titel und Cover so sehr locken, dass der Meister des Übersinnlichen für mich eine unbestimmte Zeit lang wieder interessant wird. Vielleicht schafft es der 1000. Band der Serie, mich in den Bann des Professors und der anderen Pro- und Antagonisten zu ziehen. Der Jubiläumsband verspricht einiges. So viel konnte ich auf dem diesjährigen ColoniaCon während des Zamorra-Panels erfahren. Geschrieben wird die Nummer 1000 von Manfred H. Rückert und Christian Schwarz. Das Titelbild kommt von Arndt Drechsler. Der Jubiläumsausgabe wird ein Sonderstatus ohne Mehrkosten eingeräumt und enthält einen ca. 16 Seiten umfassenden Artikel »Zamorra von Band 1 bis 1000« von Thilo Schwichtenberg.

Während des Panels kam die Frage auf, was es mit dem im Basteiforum angekündigten Zamorra-Con auf sich hat. Manfred gab den Anwesenden dahin gehend Auskunft, dass es sich dabei um eine Privatinitiative eines langjährigen Zamorralesers handelt. Bedenken äußerte er in puncto Organisation eines solchen Cons. Und diese Bedenken teile ich uneingeschränkt angesichts der Tatsache, dass am 13. Oktober 2012 der 27. Bucon in Dreieich-Sprendlingen stattfindet – nur 14 Tage später als der geplante ZamorraCon.

Am 30.11.2011 eröffnete der User Sparks im Basteiforum ein Thread zum Thema Band 1000 ein Con zum Jubiläum. Eigentlich ist nichts einzuwenden, um ein Jubiläum gemeinsam mit Autoren, Fans, Gleichgesinnten und Interessenten in welcher Form auch immer zu begehen. Doch steht und fällt ein solches Vorhaben mit der Organisation.

Am 14.06.2012 verkündet der gleiche User, dass der geplante Con nicht stattfinden wird.

Was wurde in der Zeit von November 2011 bis Juni 2012 effektiv getan, um das Treffen vorzubereiten? Im Grunde genommen nichts. Blauäugigkeit herrschte vor. Eine Burg als Ort des Geschehens? Absoluter Schwachsinn! Man bedenke, dass dazu einige logistische Aktivitäten wie Shuttleservice für Teilnehmer, welche mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, erforderlich sind. Es war bereits etwas schwierig, unsere durchgeführten Geisterspiegel-Treffen zu planen und durchzuführen – und dies ohne Raummiete. Es waren eben halt Treffen mit überschaubarer und vor allem bekannter Teilnehmerzahl.

Altvordere wie Helmut Rellergerd, Fritz Tenkrat, Walter Appel … einzuladen, ist ehrenwert, in der Kürze der Zeit aber kaum umsetzbar. Selbst derzeitig aktive Autoren der Heftromanserie schließen bereits heute eine Teilnahme aus.

Am 20.06.2012 vermeldete User Holmes, dass er die Idee des Cons weiterführen wird, und gab nur einen Tag später Zeitpunkt und Ort bekannt:

Zamorra-Con: Band 1000
Zeit: Samstag, den 29. September 2012, 10 – 17 Uhr
Ort: Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20, 35578 Wetzlar
Eintritt: 10 Euro

Respekt ob des durchaus schnellen Handlings und der sofortigen Überweisung der Raummiete! Was noch fehlt, ist ein gut durchdachtes Programm. Es muss ein Con organisiert werden, und da gehört eben ein Programm dazu. 7 Stunden so zu gestalten, dass auch Besucher zum Event kommen, ist mal nicht von heute auf morgen zu machen. Ob Filme wie Satans Todes-Schwadron oder Der Magier – Das Grauen aus der Gruft wirklich das Nonplusultra sind? Nostalgie und Kult o.k., aber diese Filme haben die wahren Fans zur Genüge gesehen und locken wahrscheinlich keinen mehr hinter dem Ofen vor. Wie es aussieht, wird es wohl eher ein Schuss in denselbigen bzw. ein Treffen von Zamorrafans. Und für ein Treffen Raummiete zu bezahlen und somit ein Eintrittsgeld zu verlangen, um die Ausgaben auf null zu bringen, ist schon gewagt.

Aus meiner Sicht und meinen bisherigen Erfahrungen wäre infolge der Kürze der Zeit die Belegung eines Panels während des Bucons in Dreieich die bessere Alternative gewesen. Eine thematische Stunde zum 1000. Band ist locker zu bewerkstelligen, als 7 Stunden ohne Autorenteam irgendwie zu gestalten. Nach dem Panel bliebe noch genügend Zeit, um sich persönlich kennenzulernen. Doch diese Möglichkeit ist vertan, die Räumlichkeit in Wetzlar ist bereits angemietet.

Ich lasse mich eines Besseren belehren, wenn Organisation und Programm überzeugen. Gießen liegt ja direkt vor der Haustür des Austragungsortes, der damit schnell erreicht ist.

Ein kleiner Hinweis: Wartet bitte nicht darauf, dass ihr von außen mit Programmpunkten überschüttet werdet! Geht auf diejenigen zu, die aus eurer Sicht den Con zum Erfolgserlebnis führen können.

No risk – no fun! Good luck!

Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt