Eine Nacht in der Hölle / Sein Schmerz
Nate Southard / Wrath James White
Festa Extrem 4
Eine Nacht in der Hölle / Sein Schmerz
Festa Double – Zwei Novellen in einem Band, mit Wendecover
Originaltitel: Just like Hell / His Pain
Extrem-Thriller, Taschenbuch, Festa Verlag, Leipzig, Oktober 2013, 96 Seiten (Eine Nacht in der Hölle), 128 Seiten (Sein Schmerz), 12,80 Euro, aus dem Amerikanischen von Jutta Swietlinski (Eine Nacht in der Hölle), Doris Hummer (Sein Schmerz), Covermotiv von Danielle Tunstall (Eine Nacht in der Hölle) / Ben Baldwin (Sein Schmerz), Verkauf ab 18 Jahre, www.festa-verlag.de
»Kevin starrte konzentriert auf die Fahrbahn, die sich vor ihm erstreckte. […] Wenn Dillon ihn kommen hörte, würde er wahrscheinlich versuchen, im Wald zu verschwinden und sich zu verstecken, bis der Wagen vorbeigefahren war. Kevin hatte allerdings nicht die Absicht, Dillon so eine Nummer abziehen zu lassen. Sobald der auch nur die leistete Spur von diesem Kerl fand, würde er ihn zu Strecke bringen, bevor die Schwuchtel um Vergebung bitten konnte.«
Eine Nacht in der Hölle
Dillon findet sich gefesselt und geknebelt im Kofferraum von Kevins Auto wieder. Einige seiner Football-Mannschaftskameraden haben ihn zusammen mit Randy von der Meisterschaftsfeier weggelockt, um sie hier einzusperren und zu Kevins abgelegener Waldhütte zu fahren. Trotz aller Vorsicht haben die anderen ihr Geheimnis entdeckt und wollen nun den beiden Schwuchteln eine Lektion erteilen, die sie so bald nicht vergessen sollen.
»Jason blickte auf das Gesicht der Prostituierten hinunter, während er immer wieder in sie hineinstieß, und war enttäuscht, als er erkannte, dass sie offensichtlich nicht dasselbe fühlte wie er. Obwohl sie beide vereint waren, konnte sie seinen Schmerz nicht verstehen. Aber er würde dafür sorgen, dass sie ihn verstand. Er würde ihr die wundervolle Qual zeigen, die sie auch ihm gezeigt hatte.»
Sein Schmerz
Seit seiner Geburt leidet Jason unter einer Überreizung seiner Nerven, sodass jede Berührung, jedes gesprochene Wort, jeder Sinneseindruck unerträgliche Qualen für ihn bedeuten. Er lebt in einem verdunkelten Zimmer, steht dauerhaft unter verschiedensten Schmerzmitteln und zieht sich zur Ruhe in einen hängenden Latexsack zurück, um wenigstens ein wenig von äußeren Reizen abgeschirmt zu sein. Eines Tages wird seine Mutter auf den Yogi Arjunda aufmerksam, der verspricht, Jason von seinen Schmerzen befreien zu können. Der Heiler quartiert sich bei den Thompsons ein und arbeitet mit Jason, bis es diesem gelingt, seinen Schmerz mit dem Gefühl höchster sexueller Wonnen zu koppeln, indem er seinen Partnerinnen ebenfalls Schmerzen zufügt.
Eine Nacht in der Hölle muss sich zwangsläufig an seinem Buchmitbewohner messen lassen und sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Zwar ist auch diese Geschichte von Nate Southard knallhart und ohne Längen geschrieben, doch bietet sie weder Neues noch ist überhaupt eine Handlung auszumachen, die sich so nennen dürfte. Was bleibt sind Folter und Gore zum reinen Selbstzweck.
Bereits die ersten drei Seiten von Sein Schmerz – wenn Jason unter unsäglichen Schmerzen aus dem Leib seiner Mutter gepresst wird und nicht aufhören kann zu schreien – könnten den ein oder anderen dazu veranlassen, das Buch ohne weitere Beachtung an die Seite zu legen. Die meisten jedoch werden wissen, was sie erwartet. Wo »Festa Extrem« draufsteht, ist eben keine Gutenachtgeschichte drin. Und Autor Wrath James White schreibt wie ein D-Zug, eine mächtige und brutale Maschine, die alles überrollt. Dazu benötigt er noch nicht mal die Gore-Keule – die wird erst zum Ende der Geschichte hin ausgepackt -, es genügen die Bilder, die er im Kopf entstehen lässt und durch die man unbewusst sogar auf die Seite von Jasons Vater gezogen wird, der seinen Sohn gerne schon mehr als einmal hätte sterben lassen, nur um ihn von seinen immerwährenden Schmerzen zu erlösen. So saugt White seine Leser also unaufhörlich in diesen Rasierklingenstrudel und schafft es sogar, ein stimmiges, wenn auch unversöhnliches Unhappy End draufzusetzen.
Nach Edward Lee ist Wrath James White ein weiterer Beweis, dass sich schriftstellerisches Können und explizite, brutale Gewaltdarstellungen nicht ausschließen.
Das Buch ist mit einem Wendecover ausgestattet, das quasi zwei Buchvorderseiten zeigt. Die Covermotive sind wie gewohnt trefflich und die Verarbeitung des Buches wieder einmal erstklassig.
Die Printversion des Buches kann ausschließlich direkt beim Verlag bestellt werden. Als E-Books werden beide Novellen einzeln veröffentlicht.
Fazit:
Wie es sich für die Reihe gehört, bietet Sein Schmerz brutale und eindringliche Unterhaltung und rechtfertigt schon die Anschaffung. Eine Nacht in der Hölle bleibt in seiner Eindimensionalität dahinter zurück und kann als netter Bonus gesehen werden.
(eh)