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Slatermans Westernkurier 03/2015

Alles, was knallt

Auf ein Wort, Stranger, wenn irgendwo die Sprache auf den Wilden Westen kommt, ist auch das Thema Waffen nicht fern. Schnell machen Begriffe wie Colt, Smith & Wesson oder Winchester die Runde. Das gehört schließlich einfach dazu.

Der Wilde Westen ohne Schießeisen, unvorstellbar.

Betrüblich ist nur, dass es meistens auch bei diesen oben genannten Begriffen bleibt.

Derringer, vielleicht Remington oder den Namen Sharps wird der eine oder andere vielleicht noch einbringen, aber dann ist auch meistens schon das Ende der Fahnenstange erreicht.

Das ist schade, denn so facettenreich wie die Geschichte des Wilden Westens ist auch die seiner Waffen. Deshalb wollen wir mit der heutigen Ausgabe unserer kleinen Kolumne dem geneigten Leser einmal eine breitere Vielfalt der gängigen Waffen dieser Epoche nahebringen.

Über Colt und Winchester zu schreiben, ist wohl gleichbedeutend mit Wasser den Bach hinunterzutragen. Darüber ist bereits so viel geschrieben und erzählt worden, dass es fast schon wieder langweilig ist. Also verlassen wir diesen ausgetretenen Weg und heften uns an die Fersen von LeMat, Peabody Rifle, Hawken und Konsorten, oder noch besser, gehen gleich ganz zu den Anfängen der Geschichte der Schusswaffen des Wilden Westens zurück.

 

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Man nannte sie Steinschlossgewehre und sie waren die ersten »modernen Schusswaffen«, die im 18. Jahrhundert im Wilden Westen eingeführt wurden, sogenannte Rad- und Schnapphahnschlosswaffen, wo ein Feuerstein beim Aufschlag einen Funken erzeugte, der das Pulver in der Pulverpfanne entzündete.

Besondere Beliebtheit bei dieser Waffengattung erfuhr die sogenannte deutsche Pirschbüchse, die von deutschstämmigen Pionieren vor allem in Pennsylvania eingeführt wurde. Sie besaß nämlich als Besonderheit einen gezogenen Lauf.

Hierbei wurden in dem fertigen Lauf spiralförmige Züge eingeschnitten, die dafür sorgten, dass die Kugel nach dem Abschuss auf ihrem Weg zur Mündung sich innerhalb des Laufes noch einmal drehte. Durch diese Drehung wurde eine geradezu legendäre Treffergenauigkeit erzielt. Aber wie alle ihre Vorgänger hatte auch die Pirschbüchse einen gravierenden Nachteil. Sie war einfach zu schwer!

In Europa, wo die Reviere bei der Jagd in der Nähe lagen und die Ziele keine einhundert Meter entfernt, war die Waffe ideal. Nicht so in Amerika, wo man sie oft tage-, wenn nicht sogar wochenlang mit sich herumschleppte, bis einem das Jagdglück hold war oder man sich mit ihr bei der Wanderung in den Westen den Weg freikämpfen musste.

So eine Büchse, versehen mit Pulverzange, Kugelbeutel, Pulverhorn und anderen notwendigen Dingen, konnte bis zu zehn Kilo wiegen.

Wer einmal eine Getränkekiste in den fünften Stock ohne Aufzug geschleppt hat, dürfte in etwa erahnen, was es bedeutet, wenn man dies den ganzen Tag machen muss.

So dauerte es nicht lange, bis deutsche Büchsenmacher ein Gewehr entwickelten, das nur noch halb soviel wog, die Pennsylvania Büchse, die nach weiteren Vereinfachungen zur Kentucky Rifle wurde, für die sich sogar Lewis und Clarke bei ihrer legendären Expedition als Waffe entschieden.

Die Büchsenmacher Sam und Jake Hawkins perfektionierten das Gewehr, indem sie ab 1815 die Erfindung des Zündplättchens und des Zündhütchens nutzten und mit dem Perkussionsschloss zusammen daraus die sogenannte Hawkin Rifle fertigten. Sie wurde so bekannt und beliebt, dass man künftig jedes Vorderladergewehr Hawken oder Mountain Rifle nannte.

Danach war die Weiterentwicklung des Gewehrs nicht mehr aufzuhalten.

Männer wie Samuel Colt, der zwischen 1837 und 1839 mit seinen Revolvergewehren nach dem Vorbild der Dragoon Revolver experimentierte, Benjamin Tyler Henry, in dessen Waffenschmiede die Volcanic Rifle entstand, die 1862 als Henry Rifle Weltruhm erlangen sollte, oder Erskine S. Allen, der im Jahr 1865 das Springfield Gewehr Trap Door mit dem sogenannten Falltürverschluss erfand, sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass das Gewehr aus dem Leben im Wilden Westen nicht mehr wegzudenken war.

Nicht unerwähnt soll auch Christopher M. Spencer bleiben, der am 6. März 1860 das Patent für die sogenannte Spencer Rifle erhielt, eine Waffe mit sieben Randfeuerpatronen im Kolben, von der bis 1866 immerhin über 100 000 über die Ladentheke gingen.

Das absolute Sahnestück unter diesen Waffen war bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts aber die sogenannte Peabody Rifle.

Die von der Providence Tool Company in Providence, Rhode Island, zwischen 1872 und 1920 hergestellten einschüssigen Peabody Martini Gewehrmodelle mit Fallblockverschluss waren Hochgeschwindigkeitsbüchsen, mit denen ein sicherer Schuss aus 1000 Meter Entfernung das kleinste Problem war.

 

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Genauso rasant wie die Entwicklung des Gewehrs verlief auch die der Handfeuerwaffen, besser gesagt Colt, Revolver oder Derringer.

Hierbei machte sich besonders Samuel Colt verdient, ein Name, der noch heute in aller Munde ist. Wobei erwähnt werden sollte, dass ohne die Flut der Erfindungen, die es seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf diesem Gebiet gab, sein erster amerikanischer Revolver nie das Licht der Welt erblickt hätte.

Eine dieser besagten Erfindungen war ein Zündsystem mit Hilfe von Knallquecksilber, das der schottische Geistliche Alexander Forsyth, ein begeisterter Jäger, um 1805 entwarf.

Eine weitere, ungleich wichtigere Erfindung war die der Perkussionswaffe, die 1818 Francois Prelat zuzuschreiben ist.

Erst daraus konnte 1836 das Urmodell, der Colt Patterson, entstehen und der legendäre Whitneyville Walker, kurz Modell Walker, das Nachfolgemodell.

Danach brachte fast ein jeder Büchsenmacher oder gewiefte Erfinder eine neue Variante auf den Markt, bis um 1870 mit Colts Single Action Modellreihe eine Waffe entstand, die alle diese Entwürfe sowohl wirtschaftlich als auch funktionell in die Schranken verwies und Colts sogenannten Peacemaker Modellen zu einer wahren Vormachtsstellung bis in unsere Zeit hinein verhalfen.

Nichtsdestotrotz sollte man die anderen Waffenmodelle nicht vergessen, sie gehören zur Geschichte des Colts genauso dazu wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe.

Der LeMat Revolver war eines davon.

1856 erhielt der in New Orleans lebende Arzt Jean Alexandre Francois LeMat das Patent für einen Revolver mit zwei Läufen. In der Trommelachse lag ein Schrotlauf und um ihn herum befand sich die Neunkammertrommel für den Kugellauf.

Ein am Hahn befindlicher Umschalthebel ermöglichte den Schlagbolzen entweder auf den Kugellauf oder den Schrotlauf zu richten.

Der Iver Johnson Arms war ein weiteres ausgereiftes Modell, das Colt durchaus hätte Paroli bieten können. Aber wie alle anderen scheiterte auch er an Colts Beziehungen zu Armee und Politik und an seiner Marktstrategie und dem daher einhergehenden Bekanntheitsgrad.

Iver Johnson und Martin Bye fertigten den Iver Johnson Revolver, ein Kipplaufrevolver, der ungewöhnlich preiswert war. Das Modell 1891 Forehand aus der Waffenschmiede von Hopkins und Allen aus Connecticut und der Starr von Starr Arms in New York waren gleichfalls ausgereifte Waffenmodelle, denen es schlussendlich nicht besser als Colts größtem Rivalen Remington ergingen.

Sie alle endeten in der Bedeutungslosigkeit.

Lediglich Letztgenannter konnte Colt im Bereich Taschenrevolver mit seinem unvergessenen Derringermodell Remington Single Action, Double Derringer Kaliber .41 bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges noch die Stirn bieten.

Wer mehr über diese Waffen oder Modelle wissen will oder über solche, die hier aufgrund der Komplexität dieses Themas nicht angesprochen wurden, dem empfehle ich zwei Seiten aus den Weiten des Internets, ohne die dieser Artikel überhaupt nicht möglich gewesen wäre.

Beiden Betreibern gilt mein Respekt für das, was sie auf die Beine gestellt haben.

Für jeden Westernfan sind diese Adressen ein Muss.

Diese Seiten dienen gleichzeitig als Quellenangaben.

In diesem Sinne, man liest sich wieder …

Euer Slaterman