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Das Geheimnis zweier Ozeane 27

Drittes Buch
Zweites Kapitel

Ein schwieriges Problem

Am Morgen des 17. Juli, am dritten Tag nach der Vereinigung der beiden Eisbergteile, flaute der Sturm plötzlich ab, und die See glättete sich. Jetzt konnte man nicht mehr mit einer Befreiung durch den Orkan rechnen. Die Ultraschallkanonen hatten bisher im Eisberg nicht mehr als einen schmalen Streifen von neun Meter Tiefe an jeder Seite der Wake aufgelockert.

Eine noch viele Meter dicke, immer fester werdende Eiswand versperrte dem U-Boot den Weg in die Freiheit.

Der über dem Eisberg kreisende Infrarot-Aufklärer zeigte an, dass die See mit Packeis bedeckt war. Bereits am Morgen hatte der Kapitän befohlen, die Tätigkeit der Ultraschallkanonen einzustellen. Sie konnten keine Rettung bringen und erschöpften nur die Akkumulatoren.

Auf dem Boot herrschte Stille. Der Schiffsbesatzung bemächtigte sich eine wachsende Unruhe.

Die Lage schien ausweglos. Wie lange würde die Einschließung dauern? Der antarktische Winter hatte erst begonnen und herrschte in diesen Breiten drei oder vier Monate. In sechsunddreißig Tagen musste aber das U-Boot in Wladiwostok sein.

Nachdem die Hoffnung, die die Schiffsbesatzung auf den Sturm gesetzt hatte, geschwunden war, gaben sich die Eingeschlossenen alle Mühe, ihre Besorgnis zu verbergen.

Der Kunstmaler Siedler hielt im Gang Marat an, der gerade vom Dienst im Akkumulatorenraum kam und auf dem Weg zur Messe war.

»Hör mal, Marat, was wird nun werden?«, fragte Siedler. »Wie kommen wir aus diesem Gefängnis heraus?«

Marat war hungrig und zeigte wenig Lust, hier im Gang eine Unterhaltung anzufangen.

»Denkst du vielleicht, wir beenden unsere Seefahrt in diesem Eishafen?«, fragte er ironisch und versuchte an Siedler vorbeizuschlüpfen, um schneller in die Messe zu gelangen, von wo man gedämpfte Stimmen und das Klappern von Tellern hörte.

Aber Siedler hatte Marat am Knopf gefasst und hielt ihn zurück.

»Einen Moment nur, Marat! Scherz beiseite! Ich hörte, diese Wake wird bald zufrieren, sogar bis zum Grund. Ein schöner Hafen, das muss ich sagen!«

»Und wer wird es ihr erlauben, zuzufrieren?«

»Aber es ist doch schrecklich kalt! Fünfunddreißig Grad! Und ringsum Eis!«

Marat hatte Lust, Siedler noch länger auf die Folter zu spannen, aber sein Hunger war riesengroß.

»Sag mal, bist du vom Mond gefallen? Weißt du denn nicht, dass der Kapitän den Schiffsrumpf glühen lässt? Wozu, glaubst du, wird er das tun?«

»Ich verstehe, das wird gemacht, damit das Wasser in der Wake nicht gefriert. Aber das ist doch Verschwendung! Zur Erhitzung des Schiffsrumpfes braucht man furchtbar viel Strom. Unser Stromvorrat muss ja bald zu Ende gehen.«

»Stimmt«, pflichtete ihm Marat kleinlaut bei. »Das ist richtig. Es sind schon zehn Tage her, seit wir das letzte Mal unsere Kabelbatterien bei Feuerland ins Meer gesenkt haben. Seitdem sind unsere Akkus nicht mehr aufgeladen worden … Versprich mir, es nicht weiterzusagen!« Marat schaute sich ängstlich um. »Wenn wir das U-Boot weiter im Dampfmantel halten, haben wir nur noch für zwei Tage Strom.«

Matwejew kam durch den Gang und blieb neugierig stehen. »Ja, mein lieber Freund«, sagte Marat mit trauriger Stimme, »nur noch für zwei Tage!«

»Aber das ist ja furchtbar!«, rief Siedler erregt. »Und was wird nachher? Die ganze Wake wird zu Eis, und wir sitzen darin fest; ohne Strom sind wir verloren!«

»Ganz recht! Ohne Strom sind wir verloren. Gerade habe ich den Befehl erhalten, die Akkus wieder aufzuladen. Ich will nur noch frühstücken, und wenn du gestattest, schlafe ich nachher noch zwei Stunden und fange dann an.«

Siedler schaute verwirrt auf Marat und den grinsenden Matwejew.

»Scherzt du, Marat?«

»Nein! Ich meine es ernst.«

»Aber wo willst du denn die Kabelbatterien versenken?«

»Nicht versenken, sondern aus dem Wasser ziehen. Von jedem Kabelbatteriepaar bleibt eine im Wasser, neben dem U-Boot, und die andere ziehen wir aufs Eis. Begreif es doch, du Schaf! In der Luft sind fünfunddreißig Grad Frost, die Temperatur im Wasser ist aber etwa drei Grad über null. Wo findest du sonst noch eine solche Temperaturdifferenz von fast achtunddreißig Grad? Ja, wir werden hier unsere Akkus noch schneller aufladen als in den Tropen!«

Marat wartete nicht erst ab, bis der völlig verdatterte Siedler wieder zu sich gekommen war; im Laufschritt eilte er in die Messe.

»Da ist mir aber ein Stein vom Herzen gefallen«, sagte der Maler erfreut. »Nun, wenn wir Strom haben, ist unsere Sache gar nicht so ausweglos!«

»Die Hauptsache ist«, bemerkte Matwejew nachdenklich, »wir kommen hier rechtzeitig heraus. Die Zeit vergeht, und Wladiwostok ist noch weit.«

Der größte Teil der Schiffsbesatzung, etwa siebzehn Mann, frühstückte bei der zweiten Ablösung. Es ging nicht so lebhaft wie sonst zu. Die Männer waren zerstreut und wortkarg. Sogar der lebhafte und redselige Marat, der wie immer mit Skworeschnja und Pawlik an einem Tisch saß, aß schnell und schweigend, ohne auf Pawliks Fragen und auf die gutmütigen Spötteleien Skworeschnjas zu achten.

»So ist es, Marat«, sagte Skworeschnja, als er mit dem Essen fertig war. »Streng mal dein Köpfchen etwas an, wie wir aus diesem Waschzuber wieder herauskommen. Das ist schon schwieriger zu bewerkstelligen als deine Projekte.«

»Keine Bange, wir schaffen es schon«, murmelte Marat.

»Wir schaffen es schon!«, äffte ihm Skworeschnja nach. »Ich weiß selber, dass wir es schaffen werden. Aber wann und wie? Verlässt du dich auf andere? Auf den Kapitän? Ein Phantast bist du!«

»So schwuppdiwupp geht’s auch nicht. Es muss alles überlegt werden. Das ist nicht so einfach wie Felsen umkippen.«

Marat lachte. »Dazu noch mit Pawliks Hilfe! Und mit den Beinen als Hebel! Mit roher Kraft geht’s auch nicht immer!«

»Das weiß ich selbst.« Skworeschnja lächelte. »Brauchst nicht zu kneifen. Pack aus, was du dir ausgedacht hast. Kollektive Hilfe ist keine schlechte Sache – wenn die Idee brauchbar ist … besonders in unserer Lage.«

»Na schön«, sagte Marat, schon etwas besänftigt. Es kam ihm ganz gelegen, einen Zuhörer für seine Vorschläge zu finden. »Vielleicht fällt dir dabei auch etwas ein! Was würdest du zum Beispiel sagen, wenn ich vorschlüge, die Eiswand, die uns von der offenen See trennt, zu sprengen?«

»Die Wand sprengen?«, wiederholte Skworeschnja erstaunt. »Sechzig Meter hoch und siebzig Meter dick? Dafür reichen alle unsere Terenithvorräte nicht aus.«

Sein dröhnender Bass hallte durch den ganzen Raum. Alle blickten zu dem Tisch herüber.

»Jetzt scheint Marat sich ins Zeug gelegt zu haben«, meinte der Zoologe lächelnd.

»Die Idee ist, offen gesagt, gar nicht so schlecht«, ließ sich Gorelow vom Nachbartisch hören. »Was in normaler Lage undurchführbar erscheint, gelingt oft in der Not, nicht wahr?«

»Sie mögen schon recht haben«, entgegnete der Oberleutnant zweifelnd. »Aber wir haben nicht genügend Sprengstoff, um solche Eismassen zu beseitigen.«

»Verzeihung, Genosse Oberleutnant«, rief Marat dazwischen, »wenn wir nicht genug Terenith haben, dann kann unser Maschineningenieur helfen!«

»Ich?«, fragte Gorelow verwundert. »Was käme denn statt Terenith infrage?«

»Knallgas, Fjodor Michailowitsch!«, rief Marat. »Dasselbe Knallgas, das in den Düsen arbeitet! Davon haben Sie doch mehr als genug!«

»So ein Satansbraten!«, schrie Skworeschnja. »Sieh mal einer an! Die Idee ist gar nicht so ohne! Nicht wahr? Wie denken Sie darüber, Genosse Oberleutnant? Soll man das dem Kapitän melden?«

In der Messe wurde lebhaftes Stimmengewirr laut. An allen Tischen diskutierte man Marats Vorschlag. Die meisten waren dafür, nur einige Skeptiker schüttelten zweifelnd den Kopf und wiesen darauf hin, dass man etwa achtzigtausend Kubikmeter Eis sprengen müsste. Mit dem Bleistift in der Hand hatten sie schon diese Menge errechnet. Marats Anhänger, vor allem Schelawin, erinnerten daran, dass man schon vor langer Zeit im Nördlichen Eismeer bei der Befreiung der vom Eis blockierten Schiffe oft mit gutem Erfolg Ammonal verwendet hatte. Die Skeptiker erwiderten: Achtzigtausend Kubikmeter Eis in die Luft zu jagen, sei etwas ganz anderes, als eine selbst zehn Meter dicke Eisschicht zu sprengen, damit eine Fahrtrinne entstehe.

Der Oberleutnant überlegte erst eine Weile, bevor er Skworeschnja antwortete. Dann sagte er: »Dem Kapitän kann man es schon melden, Genosse Skworeschnja, aber ob dabei etwas herauskommt, bezweifle ich.«

Bogrow sagte das mit solcher Bestimmtheit, dass nach seinen Worten allgemeines Schweigen eintrat. Marat war erstaunt.

»Warum nehmen Sie das an, Genosse Oberleutnant?«, fragte er.

»Mir scheint, Marat, Sie haben das Wichtigste nicht berücksichtigt. Nicht der Sprengstoff ist entscheidend, sondern wie viel Zeit man dazu braucht, um das gesprengte Eis beiseitezuschaffen. Achtzigtausend Kubikmeter! Wollen Sie es mit bloßen Händen wegräumen? Das ginge vielleicht auch, aber wie lange würde es dauern? Vielleicht so lange, dass es dann auf einen Monat mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt.«

Marat ließ den Kopf hängen. Er sagte leise: »Man könnte Förderer einsetzen …«

»Und wie wollen Sie die antreiben?«

»Mit den Motoren der Gleitboote.«

Der Oberleutnant zuckte die Schultern. »Leider sind das ganz unzweckmäßige Vorschläge, Marat. Sie operieren mit unbekannten Größen. Man weiß doch nicht, was die Förderer mit den kleinen Gleitbootmotoren schaffen können. Ihr Projekt müsste man natürlich erst genau überprüfen – mit dem Bleistift, meine ich. Obgleich ich vermute, dass das Ergebnis negativ ausfallen wird, können Sie mich heute, wenn Sie dienstfrei sein werden, aufsuchen. Wir machen dann die Berechnung gemeinsam.«

»Ja«, brummte Skworeschnja, »wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, mein lieber Marat. Aber lass den Kopf nicht hängen. Strenge dein Hirn noch ein bisschen an … Wenn das eine nicht taugt, so findet sich vielleicht etwas anderes!«

Die Messe leerte sich. Für den Rest des Tages herrschte Stille auf dem Boot. Die dienstfreien Männer saßen bedrückt in ihren Kajüten. In dem Aufenthaltsraum wurden zwei Schachpartien gespielt. Aber die Spieler waren nur wenig bei der Sache. Im Steuerraum und vor den stillgelegten Maschinen drückten sich Offiziere und Maschinisten untätig und gelangweilt herum. Einige putzten verzweifelt Maschinen und Geräte, ölten und überprüften sie.

Etwas besser dran waren einige Elektrotechniker. Sie machten sich emsig an den ausgelegten Kabelbatterien zu schaffen, beobachteten die Messgeräte und stellten Akku-Batterien auf. Alle nicht an dieser Arbeit Beteiligten beneideten die Elektrotechniker und versuchten, wenn sie dienstfrei waren, sich ihnen irgendwie nützlich zu machen, nur um etwas zu tun.

Beneiden konnte man auch Gorelow und seine Gehilfen Romejko und Kosyrew. Sie hatten am Heck eine kleine Arbeitsplattform befestigt und reinigten hier die zahlreichen Düsen von Ruß und Schlammteilchen. Noch vor Beendigung dieser Arbeit schickte der Ingenieur seine beiden Gehilfen ins U-Boot zurück, damit sie dort die Rohre reinigten, durch die die Gase aus den Gasbehältern zu den Düsen strömten. Als er allein geblieben war, zog Gorelow aus dem Werkzeugbeutel einen elektrischen Bohrer heraus und begann damit in der Verbrennungskammer der Mitteldüse zu bohren. Es war die größte Düse; ihre konisch erweiterte Öffnung maß fünfzig Zentimeter, die Verbrennungskammer etwa fünfzehn Zentimeter im Durchmesser. Infolge der außerordentlichen Härte des Metalls dauerte das Bohren sehr lange. Er setzte den Bohrer nur dann an, wenn in der Nähe des Hecks niemand zu sehen war. Sobald sich im Dämmerlicht eine menschliche Gestalt zeigte, zog Gorelow den Bohrer schnell aus der Düse heraus und tat so, als ob er sie reinige, begann aber sofort wieder zu bohren, wenn er allein war. Nach geraumer Zeit schien Gorelow mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden zu sein, legte den Bohrer wieder in den Beutel, holte einen kleinen schweren Gegenstand hervor und steckte ihn in die Verbrennungskammer der Düse. Einige Zeit machte er sich noch daran zu schaffen, atmete dann erleichtert auf und kehrte ins U-Boot zurück.

Ungefähr um die gleiche Zeit verließ Marat die Kajüte des Oberleutnants. Alle erfuhren, dass nach genau angestellten Berechnungen zur Verwirklichung seines Vorschlages zwei Monate erforderlich sein würden. Die Stimmung im U-Boot erreichte den Nullpunkt. Der Kapitän, der in diesen Tagen seine Kajüte fast nie verließ, bestellte Kommissar Sjomin zu sich. Ihr Gespräch dauerte sehr lange, und Sjomin verließ die Kapitänskajüte mit besorgtem Gesicht. Ein paar Minuten später fand zwischen dem Kommissar, dem Gewerkschaftsvorsitzenden Orechow und dem Akustiker Ptizyn, Leiter der Abteilung für Kulturarbeit, eine Besprechung statt. Kurze Zeit nach Beendigung dieser Sitzung hing an der Wandzeitung eine riesige farbige Bekanntmachung, die Siedler angefertigt hatte. Für die Dauer des Aufenthaltes im »geschlossenen antarktischen Hafen ›Eisberg‹ wurden einige interessante Veranstaltungen angekündigt. Außerdem wurde ein großer Wettbewerb bekannt gegeben: »Wie kann man den geschlossenen Hafen, ›Eisberg‹ wieder öffnen, sei es auch nur für zehn Minuten?«

Wer den zweckmäßigsten und am schnellsten zu verwirklichenden Vorschlag machte, sollte mit einer wertvollen Armbanduhr ausgezeichnet werden.

Vor der Bekanntmachung hatten sich bald viele Interessierte versammelt. Man hörte Lachen und scherzhafte Bemerkungen.

»Marat!«, rief der Maschinenmeister Kosyrew dem eintretenden Marat entgegen. »Komm schnell her! Für dich ist eine Prämie ausgesetzt.«

»Was für eine Prämie?«, fragte Marat verwundert. »Wofür denn? Was redest du da für Unsinn?«

»Durchaus keinen Unsinn, mein lieber Marat!«, sagte Matwejew lachend. »Eine prima Armbanduhr. So ein Glückspilz!«

»Schau mal her … Das betrifft dich.« Unter allgemeinem Gelächter zog Kosyrew den verdutzten Marat am Ärmel zur Wandzeitung.

Marat las schnell die Ankündigung des Wettbewerbs durch, stand ein paar Minuten regungslos da und wandte sich dann mit einem ironischen Lächeln an seine Kameraden.

»Mit Ihrer liebenswürdigen Erlaubnis, meine lieben Freunde«, sagte er, »nehme ich Ihre Herausforderung an.« Das Lächeln schwand von seinem Gesicht. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: »Ich verpflichte mich, in zwei Tagen einen neuen, besseren Vorschlag zu unterbreiten.«

»Hurra, Marat!«, rief Kosyrew.

»Halt die Klappe, Kosyrew!«, sagte Matwejew. »Lass ihn zu Ende sprechen.«

»Ich verpflichte mich dazu aber nur unter einer Bedingung …«, fuhr Marat fort.

»Was? Bedingungen?«, mischte sich wieder Kosyrew ein. »Die Sache wird immer interessanter, besonders wenn deine Bedingung undurchführbar sein wird.«

»Wieso undurchführbar! Das ist gar nicht der Fall. Ich verlange, dass sich auch Kosyrew verpflichtet, in zwei Tagen einen Vorschlag zu machen.«

»Richtig!«, hörte man von allen Seiten rufen.

»Du bist wohl übergeschnappt, Marat!«, stotterte Kosyrew. »Mit dir komme ich ja nicht mit, du Gauner!«

»Stell ja nicht dein Licht unter den Scheffel, mein Lieber! Hast doch Grütze im Kopf! Wer hat denn die Vorrichtung für die automatische Reinigung der Gasrohre angefertigt und auch eine Prämie dafür erhalten? Und werden nicht gerade jetzt zwei deiner Rationalisierungsvorschläge geprüft?«

»Mach schon mit!«, bemerkte der wortkarge Krutizki. »Es macht mehr Spaß, wenn zwei an einer Sache herumknobeln.«

»Marat hat recht!«, rief Ptizyn. Sein langes schmales Gesicht mit der spitzen Nase bedeckte sich mit roten Flecken. »Wenn Kosyrew nicht will, dann mache ich mit!«

»Und wer hindert dich daran, der Dritte im Bunde zu sein?«, erwiderte Marat gut gelaunt.

»Warum sagst du denn nichts, Kosyrew?«, fragte ein anderer.

Kosyrew schwieg betreten, den rothaarigen Kopf auf die Brust gesenkt.

»Was soll ich denn sagen?«, murmelte er schließlich. »Zwar habe ich mir schon dies und jenes durch den Kopf gehen lassen. Aber ich weiß noch gar nicht, ob es was taugt. Und jetzt plötzlich soll ich damit hervortreten … ich weiß nicht … Versteht ihr mich denn nicht?«, polterte er plötzlich los, machte dann aber gleich eine resignierende Handbewegung. »Na schön! Ich mache mit!«

»Bravo, Kosyrew …! Zeig es ihm, Serjosha …! Blamier nicht die rothaarige Zunft!«, rief man ihm ermunternd zu.

Marat streckte Kosyrew seine kleine magere Hand entgegen, die sofort in der Pranke des Gegners verschwand. Ohne Marats Hand loszulassen, wandte sich Kosyrew an Ptizyn.

»Ich stelle auch eine Bedingung! Meinerseits fordere ich dich auf, am Wettbewerb teilzunehmen, du dürres Gestell … Wollen mal sehen, ob du was kannst oder nur den Mund voll genommen hast.«

Was sollte man unternehmen? Wie konnte man das U-Boot aus dem Bauch des Eisberges befreien?

Wie noch nie fühlte der Kapitän die ungeheure Verantwortung für das Leben der Schiffsbesatzung, für das wunderbare U-Boot.

Fantastische, manchmal auch wirre Pläne entstanden in seinem Hirn, wurden aber wieder verworfen.

Das Telefon klingelte.

»Genosse Skworeschnja?«

»Jawohl, Genosse Kommandant! Bei der letzten Untersuchung der Wake haben Schelawin und ich festgestellt, dass ihr Wasserspiegel um dreieinhalb Zentimeter höher war als gestern. Ober der Wake steht dichter Nebel.«

»Der Nebel kommt daher«, sagte der Kapitän lebhaft, »weil das warme Wasser bei Frost schnell verdampft. Aber warum steigt der Wasserspiegel? Wie erklärt sich das?«

»Schelawin sagt, das komme wohl daher, weil der Unterwasserteil des Eisberges bei der Berührung mit dem erwärmten Wasser sehr schnell schmilzt. Die Wassertemperatur in der Wake beträgt an ihrer Oberfläche etwa fünf Grad über null. Andererseits aber wird die Eisschicht unten, an den Wänden des Eisberges und auf dem Grund der Wake, immer dicker.«

»So … Das ist ja auch klar …« Der Kapitän stand unbeweglich. Er starrte vor sich hin. Als habe er Skworeschnja vergessen, murmelte er: »Ja, natürlich … das Eis schmilzt … erwärmtes Wasser …« Schweiß perlte auf seiner Stirn. »Schon gut, Genosse Skworeschnja! Noch etwas?«

»Nein, das ist alles.«

Der Kapitän warf den Hörer auf die Gabel und sprang auf. Erregt durchschritt er seine Kajüte. Endlich hatte er eine Lösung gefunden! Eine richtige, durchführbare Lösung! Wieso war ihm das nicht schon eher eingefallen? Ultraschall und Weißglut! Jawohl, das war es! Hurra! In einigen Tagen wird das U-Boot seine Fahrt fortsetzen können!

Am liebsten würde er jetzt wie ein ausgelassener Junge jauchzen, herumtollen; aber er ging mit ruhigen Schritten zum Schreibtisch und vertiefte sich in Berechnungen.