Der Mythos Tempelritter – Teil 3.2
Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.
Die Großmeister des Tempelordens
Robert von Craon 1136 – 1147
Nachdem die 18 übrig gebliebenen Templer aus jenem unglücklichen Kampf in Jerusalem angekommen waren, wählten sie unverzüglich einen neuen Großmeister. Dies Wahl fiel auf den Ritter Robert von Craon, mit dem Beinamen der Burgunder. Er war der dritte Sohn Renards II., Herr von Craon, geboren zu Craon unweit Angers im Herzogtum Anjou, welches damals zu den Niederlanden gehörte – daher sein Beiname. Schon im Jahre 1107 hatte er seine Gemahlin Richenza, die einzige Schwester des Erzbischofs Anselm von Canterbury, welche bedeutend älter als er war, verlassen und war nach dem gelobten Land gepilgert, wozu ihm Anselm seinen Segen erteilte. Nachdem er zurückgekehrt und Richenza unterdes gestorben war, ließ er sich in Aquitanien nieder und verlobte sich mit der Tochter und Erbin des Herrn von Chabanes, Jourdain Eskivat. Als Aymar von Rochefoucault aus deren Erbschaft Ansprüche erhob und sich mithilfe Wilhelms lX., Herzog von Aquitanien, in deren Besitz setzte, Robert gleichwohl nach dem Tode des Herzogs 1126 Hoffnung hatte, das Erbe seiner Braut zu bekommen, trat er doch Erbe und Braut an den Ritter Wilhelm von Mastas ab, ging zurück ins heilige Land, wurde Templer und wahrscheinlich auf Bernhards Empfehlung Großmeister des Ordens. Hugo von Payens konnte aus Bernhards Händen einen Nachfolger in seinem Geiste erhalten, und so rühmt man an Robert seine Frömmigkeit, Tapferkeit, Kriegserfahrung, Gerechtigkeit und nicht minder seine edle Geburt.
Nachdem König Fulco den zwischen dem sich bekämpfenden griechischen Kaiser Johannes II. Komnenos und dem Fürsten Raimund von Antiochien 1137 geschlossenen Frieden eingegangen war, folgte der Großmeister Robert mit seinen Brüdern dem Kaiser auf seinem Vorstoß auf die Stadt Cäsarea. Am 30. April 1138 gelangte er mit dem Fürsten Raimund von Antiochien und dem Grafen Joseclin II. von Edessa in das griechische Lager vor Cäsarea, jener Stadt, die nach harten Kämpfen, jedoch nicht zur Zufriedenheit der christlichen Fürsten, von den Griechen erobert wurde, denn Kaiser Johannes II. Komnenos begehrte, ihr Oberlehnsherr zu sein. Aber der Schlauheit der Fürsten sowie dem unermüdlichen Eifer des kriegerischen Zengi gelang es endlich, den Kaiser aus Syrien zu vertreiben. Er zog sich nach Kilikien zurück, das christlich-syrische Heer in seine Heimat.
Im Sommer des Jahres 1137 kam König Fulcos Eidam, Graf Dietrich von Flandern und Elsass mit einer prächtigen Ritterschar, um im heiligen Land gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Darüber freuten sich König, Patriarch und Barone, da die abendländischen Christen seit längerer Zeit keine bedeutende Hilfe entsendet hatten. Unverzüglich belagerte man eine Höhle jenseits des Jordan, welche sich am Abhang eines steilen Gebirges über einem tiefen Abgrund befand und von räuberischen Arabern bewohnt wurde, die das Land mit Rauben und Morden übel heimsuchten. Während Graf Dietrich und die Miliz des Landes vor dieser Höhle lagen, kamen einige Türkenhaufen herbei und durchstreiften die Gegend von Jericho entlang des Toten Meeres bis Tekoa. Die wenigen Einwohner dieser alten Prophetenstadt flüchteten in die Höhle unweit von Odolla. Unter Morden und Brennen drangen die Ungläubigen in die wehrlose Stadt. Als dies in Jerusalem bekannt wurde, sammelte Großmeister Robert, welcher vom Streifzug aus Antiochien heimgekehrt war, seine Bruderschaft und einige Haufen Fußvolk, welche als Besatzung in Jerusalem lagen und eilte mit fliegendem Reichsbanner, welches des Königs Liebling, der Ritter Bernhard Bacher trug, nach Tekoa. Dieses hatten die Türken bereits verlassen und sich nach Habehim, dem ehemaligen Wohnsitz des Propheten Joel gewandt. Sie wichen bei Annäherung der christlichen Streiter nach Hebron in Richtung Gebirge aus. Anstatt die Fliehenden zu verfolgen, verteilten sich die Christen, wie es in jenen Kriegen üblich war, der Beute wegen in der Ebene. Umgehend sammelten sich die Türken, kehrten um, überfielen die einzelnen Gruppierungen und jagten sie, welche sich vor Überraschung nicht zu sammeln vermochten, mit großen Verlusten, da die Flucht durch eine wilde felsige Gegend ging, bis Tekoa zurück. Unter den Getöteten befand sich mancher wackere Tempelritter unter anderen Odo von Montfaucon.
Die unablässigen blutigen Kämpfe entzogen dem Orden viele Streiter, doch fehlte es nie an ausreichendem Ersatz von hochadligen, reichen und tapferen Mitgliedern, sodass sich die Besitzungen des Ordens so vermehrt hatten, dass bereits Frankreich, Aragonien und die Provence besondere Meister oder Großpräzeptoren hatten. Nicht nur begüterte Edle traten der Tempelschaft bei und brachten in ritterlich-frommer Begeisterung schöne Güter mit, da der Ehrgeiz, etwas im Orden zu gelten, oder der Eifer, verhassten Verwandten das Erbe zu entziehen, hierzu antreiben vermochte. Auch der Klerus übergab den Templern in Anerkennung ihrer Verdienste manches Gotteshaus zum Gebrauch und Nutzen, so im Jahre 1139 die St. Morizkirche im Piérgord, welche weltlich gesinnte, verschwenderische Nonnen vollständig verlassen hatten. An solchen Kirchen übte der Orden das Patronatsrecht aus. Im Jahre 1141 erhielten die Ritter vom Herzog von Lothringen ansehnliche Besitzungen in Brabant. Der Sohn des bereits erwähnten Templers Graf Raimund Berengar von Barcelona, Berengar II., achtete den Orden so hoch, dass er die Stiftung einer Komturei zu Moncon in Aragonien zustande brachte, von wo aus die Ritter die Mauren bekämpfen sollten. Zu diesem Zweck wurde am 27. November 1143 zu Garonne in Gegenwart des Meisters von Frankreich, Eberhard von Bar, des der Provence, Peter von Rovera und anderer Templer festgelegt, dass der Orden die Stadt Moncon nebst mehreren umliegenden Burgen und Ortschaften, den Zehnten der königlichen Gefälle und den Fünften von den Besitzungen, welche den Mauren entrissen wurden, nebst Abgabefreiheit erhalten sollte.
Wie in Spanien gegen die Mauren, so kämpften die Templer in Syrien fortwährend gegen die Sarazenen, allein die Altersschwäche des Königs raubte der Kriegführung den Nerv und nur im Bund mit den Ungläubigen wurde Größeres gegen Zengi unternommen. Am 1. Mai 1149 rückte die Miliz des Reichs Jerusalem vereint mit den Truppen des Emirs Anar von Damaskus, Zengis Feinde, vor Paneas und eroberte diese wehrhafte Stadt.
Am 9. November 1143 starb König Fulco. Auch sein Sohn und Nachfolger Balduin III. war der Bruderschaft des Tempels sehr zugetan, nachdem er die Regentschaft aus den Händen seiner Mutter und Vormundes, der Königin Melisende übernommen hatte. Da Fulco in seinen letzten Jahren nicht mehr kriegslustig gewesen war, hatten auch die Barone den Kampf nicht gesucht, und diese Waffenruhe deutete den Verfall der christlichen Herrschaft in Syrien an. Früher waren die christlichen Streiter unablässig bemüht, die Heiden durch stete Angriffe zu beunruhigen und das Reich des katholischen Glaubens zu erweitern. Diese friedliche Zeit gab den inneren Parteien mehr Spielraum. Jedermann strebte nach Herrschaft, Genuss, Besitztum, niemand suchte den Kampf, nur die geistlichen Ritter. Die Templer hatten schon 2 Häuser in Jerusalem, aus denen auf je 400 Bewaffnete zurückgegriffen werden konnte. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den großen Baronen brachen mit logischer Konsequenz nicht selten in blutigen Streit aus. Durch eine Sorglosigkeit des Grafen Joscelin fiel Edessa am 13. Dezember 1144 in Zengis Hände, nach dessen Tod im Jahr 1149 sein Sohn Nureddin als furchtbarer Christenfeind auftrat.
Der Fall Edessas erregte das Abendland, besonders Frankreich. Viele französische Ritter nahmen am Kreuzzug teil, um im Kampf gegen die Ungläubigen Vergebung ihrer Sünden zu erhalten. Als aber auf Befehl Eugens III. der heilige Bernhard das Kreuz predigte und mit gewaltiger, tief empfundener Beredsamkeit seine fromme Begeisterung für das Land Christi den damaligen Feudalherren einzuhauchen vermochte, regte sich in Frankreich eine allgemeine und tiefe Begeisterung, welche fast größer war als zu Zeiten des ersten Kreuzzuges. Mit glühender Beredsamkeit wusste Bernhard den frommen Mut in aller Herzen zu entzünden und was er zumeist beabsichtigte, in der Ritterwelt eine tiefe Bewegung zu erregen, welche nur nach dem heiligen Land wies. Zum Osterfest 1146 versammelte sich im burgundischen Vezelay eine ungeheure große Menge. Zu dieser Zeit empfingen Ludwig VII. von Frankreich, seine Gemahlin Eleonore, Graf Dietrich von Flandern und viele Ritter aus den Händen Bernhards das Kreuz. Daraufhin sandte Ludwig Botschaften zum römischen König Konrad III., dem König Roger II. von Sizilien und nach Konstantinopel, um zur Teilnahme am Kreuzzug zu bewegen. Mit dem griechischen Kaiser Manuel, einem Freund der Templer, knüpfte Ludwig durch diese freundschaftliche Verbindungen an. Bald entfachte sich auch in Deutschland das Feuer schwärmerischen Glaubens und hatte hier der Sinn für einen Kreuzzug seit Jahren sehr nachgelassen, so fand er durch Bernhard einen gemütlichen Aufschwung. Selbst König Konrad nahm das Kreuz.
Das heilige Lande brauchte dringend nutzbringende Hilfe. Nureddin bedrängte es hart, die Macht der Christen sank, der kriegerische Sinn der Barone schwand immer mehr. Dazu hatte die herrschsüchtige Melisende die Regierungsgeschäfte ihrem 19-jährigen Sohn noch nicht abgetreten, wohl aber die Gemüter der Großen von sich abgewendet. Die übrigen syrischen Fürsten waren ebenfalls unbeliebt, und deshalb walteten überall Zerwürfnis und Zerfall in Parteien. Noch mehr, die Unsittlichkeit unter den eingeborenen lateinischen Christen, Pullanen genannt, nahm übermäßig überhand, indem nicht immer die Besten der Kreuzfahrer sich im Land niedergelassen hatten. Ein den abendländischen und kirchlichen Interessen fremdes Geschlecht war herangewachsen, dessen Frömmigkeit, Treue und Begeisterung in Abrede gestellt werden musste, sodass sie die begeisternde Stimmung, wie sie sich im Abendland für Jerusalems Reich regte, weder teilten noch sie zu würdigen verstanden.
Unter solchen Umständen konnte gegen die Ungläubigen nichts Bedeutendes unternommen werden. Die Unentschlossenheit, Falschheit und Eifersucht der Fürsten und Barone verhinderte jede vernünftige Kriegführung. So zog im Jahr 1147 König Balduin III. gegen Bosra, aber Unentschlossenheit und Unlust lähmte die Tätigkeit des Heeres, sodass die Sarazenen den Angriff sehr erschwerten. Doch zogen die alten Kreuzritter die wachsende Gefahr der Schmach eines ehrlosen Rückzuges vor. Man drang weiter vor. Durch die Anzahl und Rastlosigkeit der Feinde, durch Hitze und Wassermangel wurde den Christen furchtbar zugesetzt. Vier Tage brachte das Heer auf diesem unheilvollen Wege zu, ehe es Bosra erblickte, welche Stadt das Weib des Befehlshabers Tuntusch den damaszenischen Sarazenen bereits in die Hände gegeben hatte, sodass dieser höchst mühselige Vorstoß nicht nur vergeblich, sondern auch der Rückzug noch beschwerlicher wurde. Nureddin war zusammen mit Anar und einer neuen Schar auf dem Schlachtfeld eingetroffen. Der Rückzug der christlichen Streiter musste unter immerwährenden schweren Kämpfen vonstattengehen. Viele Christen kamen jämmerlich um, die Übrigen kehrten über Tiberias nach Jerusalem zurück.
Unterdessen näherten sich die großen Kreuzheere König Konrads und Ludwigs VII. Syriens Grenzen. Papst Eugen III. nahm regen Anteil an der allgemeinen Bewegung der frommen Gemüter. Mit eigenen Augen wollte er das Werk des christlichen Geistes betrachten, das sein großer Lehrer Bernhard in den Herzen der Gläubigen gegründet hatte. Am 29. April 1147 feierte der Papst im Münster St. Denys zu Paris unter ungeheurem Zulauf das Osterfest. Er bedachte in dieser Zeit den Tempelorden, welcher der Kirche so nutzbringende Dienste leistete und erlaubte den Rittern sowie den Knappen, auf dem weißen Mantel ein rotes Kreuz gleich dem der Stiftsherren des heiligen Grabes zu tragen, damit sie sich dadurch von allen Kreuzfahrern unterscheiden sollten. Zugleich bezeichnete er durch diese Farbe den Orden als einen französischen, da die Franzosen als Abzeichen damals ein rotes, die Engländer ein weißes, die Flamen ein grünes Kreuz im Banner führten. Zu Ehren dieses Papstes hielten die Templer in Paris ein Provinzialkapitel, welchem Eugen und König Ludwig neben 130 Tempelrittern beiwohnten. In demselben verlieh jener dem Orden das wichtige Recht, dass an Orten, welche unter dem Interdikt lagen, wenn terminierende Tempelbrüder dahin kamen, einmal im Jahr, gleichsam um ihre Ankunft als ein angenehmes Ereignis zu bezeichnen, die Kirchen geöffnet und mit Ausschluss der Rechtlosen, die Messe gefeiert werden durfte. Solches Recht machte den Orden beim Klerus nicht beliebt, sondern legte vielmehr den Grund zu einem tödlichen Hass, mit welchem später dieser gegen jenen erfüllt war. In jenem Kapitel schenkte ein englischer Edelmann, Bernhard de Balliol, den Templern einige Ländereien, welche er in England besaß.
Der Meister von Frankreich, Eberhard von Bar, musste ein würdevoller, angesehener und tüchtiger Mann sein, da ihn Papst und König ehrten, der heilige Bernhard ihn später zur großmeisterlichen Würde empfahl und Peter der Ehrwürdige ihm zu deren Erlangung Glück wünschte, er auch gerade jetzt, wo wichtige Ereignisse im Orient ihre Schatten vorauswarfen, die Leitung der abendländischen Tempelschaft auf dem Kreuzzug übernahm. Der Orden war bereits zu großem Einfluss gelangt, denn er lieh dem König Ludwig Geld für den Kreuzzug – die armen Brüder Christi nach kaum 20-jährigem Bestehen dem mächtigsten König des Abendlandes!
Anfang Mai zog das deutsche Kreuzheer aus dem Lager bei Regensburg durch Ungarn nach dem gelobten Land. Außer König Konrad nahmen der Bischof Otto von Freisingen, die Herzöge Heinrich von Bayern und Friedrich von Schwaben nebst anderen geistlichen und weltlichen Reichsfürsten und der Blüte der Ritterschaft teil. In Franken, Schwaben und Bayern blieben nur wenige Ritter zu Hause, denn das Heer bestand aus 70000 geharnischten Rittern ohne die leichtbewaffneten Reiter und das zahllose Fußvolk. Gleich nach Pfingsten folgte das französische Heer aus dem Lager bei Metz, mit ihm der König Ludwig, sein Bruder Graf Robert von Perche, Graf Wilhelm von Montferrat , Dietrich von Flandern und der Meister Eberhard mit einer rüstigen Templerschar. Auch nahm Ludwig seine jugendliche und schöne Gemahlin, die leichtsinnige Eleonore mit. Beide Heere wurden auf dem Vormarsch von den Griechen oft attackiert, die sich wie immer als ein stolzes, eitles, tückisches und treuloses Volk bewiesen. Eine Abteilung des französischen Heeres, bei welcher sich Eberhard befand, hatte sich den Deutschen angeschlossen und erwartete nordwestlich der Dardanellen den König Ludwig. Plötzlich wurde diese Schar von einem starken Haufen Petschenegen und Kumanen angegriffen. Es entstand ein blutiger Kampf, bis es dem Meister Eberhard und den beiden französischen Botschaftern, Erchenbald von Bouillon und dem Kanzler Bartholomäus gelang, beim Kaiser Manuel Einhalt der Feindseligkeiten auszuhandeln. Allein viele Franzosen und Deutsche büßten durch griechische Falschheit das Leben ein. Das Heer Konrads kam größtenteils auf dem Weg durch Kleinasien teils durch Hitze, Beschwerlichkeit des Weges und Hunger, teils durch häufige Angriffe der Türken um. König Konrad sah kaum den zehnten Teil seines prächtigen Heeres im erbärmlichsten Zustand bei Nicäa um sich, die übrigen waren umgekommen, gefangen, versprengt, viele kehrten in die Heimat zurück.
Die Franzosen wurden durch das Unglück, das die Deutschen betroffen, zu größerer Vorsicht veranlasst, hatten aber ebenfalls manchen Kampf mit türkischen Horden zu bestehen. König Ludwig wies die Wehrlosen und Kampfunfähigen in die Mitte seines Heerzugs, die Ritter beschützten diesen unverdrossen. Dabei zeichneten sich die Templer unter Eberhard aus. Mancher von ihnen blieb hier in heißem Kampfe; besonders als das Heer im Januar 1148 zwischen Laodicea und Attalia in eine unwegsame Gebirgsgegend am Fluss Lykus ankam, wo viele der angesehensten Ritter im türkischen Pfeilhagel ums Leben kamen. König Ludwig wäre beinahe gefangen genommen worden. Da die Kühnheit der Heiden immer mehr zunahm, so gebot Ludwig, dass alle noch wohlberittenen Ritter mit den Templern, welche stets an vorderster Linie kämpften, eine Bruderschaft bilden und diese nie das Feld vor den Ungläubigen räumen sollte. Der kluge und tapfere Komtur des Tempels, Gislebert, wurde von der Schar, welche aus 500 Rittern, darunter 130 Templer, bestand, zum Anführer gewählt. Er ordnete den Schutz des Trosses an, bestimmte Vorhut, Nachhut und die Haufen auf den Seiten. Der König selbst übernahm die Führung des stärksten Haufens, befolgte willig den Anweisungen Gisleberts. Diese Bruderschaft leistete auf dem ebenen Gelände erstaunliche Dienste, vor allem beim Übersetzen über die Flüsse.
So geschah es eines Tages, als die Furt durch einen Fluss mit lehmigem Grund sehr beschwerlich war, die Stärkeren den Schwächeren behilflich sein und die abgemergelten Lasttiere aus dem Lehmgrund ans Ufer gezogen werden mussten, da die Türken sie heftig bedrängten und fast zu gleicher Zeit mit den Christen den Fluss überquerten. Der Weg zog sich zwischen zwei Felsen hin, deren einen die Türken besetzte, bei deren anderem aber die christlichen Ritter ihnen zuvorkamen. Vor Übermut legten die Türken ihre Turbane ab, zum Zeichen, dass sie niemand von dieser Stelle vertreiben solle. Da entbrannte großer Zorn in der französischen Ritterschaft. Gislebert gab das Zeichen zum Kampf, viele Ungläubige wurden erschlagen, die Übrigen in die Flucht getrieben.
In Attalia feierten die Wallfahrtsbrüder am 2. Februar 1149 das Fest der Reinigung Mariä und hielten sich dort mehrere Wochen auf. Nur einmal wagten die Türken diese Ruhe zu stören, aber der König legte ihnen mit den Templern einen Hinterhalt und fügte ihnen großen Schaden zu. Endlich bestieg der König mit seinen Baronen, dem Meister Eberhard und dessen Ritterschaft Schiffe und fuhr nach Antiochien. Den zurückgebliebenen Pilgern erging es sehr übel, sowohl durch die Tücke der Griechen, welche die versprochenen Schiffe nicht stellten, als durch die anrückenden Türken.
Die anfangs herrliche Unternehmung dieses Kreuzzuges wurde durch die Falschheit der Griechen vereitelt, denen die fromme Begeisterung des Abendlandes ganz unbegreiflich schien.
In Jerusalem herrschte noch die herrschsüchtige Melisende über das in allen Lastern versunkene Volk, über eine üppige, ungehorsame, streitsüchtige Ritterschaft, die weder Kraft noch Einheit hatte, sich gegen den starken Nureddin zu behaupten. Fürst Raimund von Antiochien wünschte, Ludwigs Heer bei dessen Ankunft in Antiochien für seine Pläne benutzen zu können. Als der König darauf nicht einging, wurde der Fürst bei allen Unternehmungen im heiligen Lande sein heftigster Widersacher. Er trug die Hauptschuld daran, dass die leichtsinnige Königin Eleonore sich einem strafbaren Lebenswandel hingab.
In der Osterwoche (11. – 18. April) kam König Konrad in Jerusalem an und nahm seine Wohnung im Hause der Templer, denn der König hatte diese Ritter in dem Meister Eberhard in Konstantinopel lieb gewonnen, da der Tempelorden in Deutschland wenig bekannt geworden war. Die Ritter schlossen sich gern Konrad an, um sich dadurch weiteren Zuspruch in Deutschland zu erhoffen. Als daher um diese Zeit Graf Friedrich von Bogen, Burggraf von Regensburg, im gelobten Lande starb, wurde sein Leichnam in Jerusalem auf dem Begräbnisplatz der Tempelbrüder beerdigt. Kurze zeit später, als beide Könige mit ihren Streitern versammelt waren und die Frage in Erwägung gezogen wurde, wie und wo man den Kampf gegen die Sarazenen beginnen sollte, entstand Zwietracht unter den Fürsten und Baronen. König Konrad beabsichtigte über den Euphrat zu ziehen und Edessa wieder zu erobern. Einige syrische Fürsten rieten dagegen zur Eroberung von Askalon, andere zu der von Damaskus. Im Juli kamen die Könige Konrad, Ludwig und Balduin III. nebst allen Pilgerfürsten, Prälaten und syrischen Baronen, den Großmeistern des Tempels und des Hospitals zu Ptolemais zusammen und fassten den Beschluss, das Heer bei Tiberias zum Vormarsch auf Damaskus sofort zu versammeln, wohin der Fürst von Antiochien, Graf Joscelin und Graf Raimund von Tripolis, welche der Versammlung nicht beiwohnten, bereits gezogen waren. König Konrad wurde durch König Balduin, den Patriarchen von Jerusalem und durch die Tempelritter für die Belagerung von Damaskus gewonnen. Ehe man sie unternahm, musste der Großmeister Robert von Craon gestorben sein, weil während der Belagerung von Damaskus Eberhard von Bar als Großmeister genannt wird.
(wb)