Ruhelose Geister und läutende Glocken
Ruhelose Geister und läutende Glocken
Man sagt, dass es in den Mythen und Legenden zwischen Glocken, Wasser und Geistern ein Zusammenhang gegeben haben soll. Vor vielen Jahren, in der Zeit der Kelten, Sachsen und Wikinger wurde Wasser als ein Element angesehen, welches die Welt der Lebenden mit der Welt der Toten verband. Geister konnten durch das Wasser Kontakt herstellen, und die Idee von Geistern, aus dem Meer aufzusteigen, würde sonderbar erscheinen.
In früheren Zeiten glaubte man auch, dass die Geister derjenigen Menschen, die plötzlich oder gewaltsam starben, oder diejenigen, die kein ordentliches Begräbnis hatten, nicht ruhen und über die Erde wandeln würden. Dazu gehören auch die vielen Segler, die bei stürmischer See ertranken; denn ihre Körper wurden oft nie gefunden.
Es stellt sich die Frage, warum in vielen Mythen Glocken so oft läuten. Dies scheint aus ihrer Nutzung im realen Leben herzurühren, um sowohl gute als auch schlechte Zeiten einzuläuten. Glocken werden für Feiern wie Hochzeiten oder Taufen verwendet oder rufen Menschen zum Gebet. In keltischer Zeit glaubte man, dass Glocken Magie enthalten würden. Keltische Priester warfen Glocken in Flüsse, Bäche oder Quellen, damit sie das Wasser von bösen Geistern befreien und es rein machen sollten.
Im Verlauf der Geschichte wurden Glocken auch dazu verwendet, um schlechte Nachrichten zu signalisieren. Glocken wurden bei Beerdigungen oder als Warnung vor Eindringlingen, Feuersbrunst oder Krieg geläutet. In Zeiten der Pest wurden durch den Klang der Glocken die Lebenden aufgefordert, ihre Toten zu bringen. Daraus resultiert, dass sich im Laufe der Jahre die Glocke auch zu einem Zeichen des Missgeschicks entwickelt hat. Es gibt viele Geschichten von gespenstischen Glocken, die auf hoher See oder in der Nähe des Meeres zu hören und fast immer ein Zeichen von Pech, oder einer Warnung vor einem Sturm oder einer Katastrophe sind. Sie stehen oft im Zusammenhang mit der Vorstellung von einer versunkenen Stadt wie zum Beispiel die einst so belebte Stadt Dunwich, H.P. Lovecrafts fiktionaler Ort.
Und warum wurde der Nebel für gespenstisch gehalten? Heute wissen wir, dass es an der Küste oft neblig ist, da die Temperaturen über Meer wärmer als die Luft auf dem Festland besonders in den Abendstunden und im Herbst sind, wenn dichter Nebel in Schwaden entlang der Meeresküste zieht. Damals wusste man nicht viel über Wissenschaft und suchte nach anderen Möglichkeiten, um erklären zu können, was passierte. Noch heute wirkt ein dicker, wabernder Nebel unheimlich, da man kaum etwas sehen kann und dadurch nicht weiß, was um einen herum geschieht. Nebel ist sehr feucht und wird sehr oft mit Geistern in Verbindung gebracht. Da scheint mir die oben erwähnte Idee, dass Geister aus dem Wasser emporsteigen können, gar nicht mehr so abwegig.
(wb)