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Captain Concho – Band 50

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 50
Das Vicksburg-Kommando

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extra: Die Schlacht um Vicksburg: Das »Gilbratar des Mississippi« im Jahr 1863, Teil 1

Kurzinhalt:
Die Union zieht eine gewaltige Streitmacht zusammen. Grant holt zum entscheidenden Schlag gegen Jackson aus! General Johnston, Kommandeur des Armeekommandos West der Konföderierten, bleibt nur eine Hoffnung: General Pembertons Truppen in Vicksburg! Captain Concho erhält den Auftrag, Pemberton den Marschbefehl zu überbringen. Ein Himmelfahrtskommando, denn die Yankees haben einen mächtigen Keil zwischen Jackson und Vicksburg getrieben.

Leseprobe:

In seinen langen Kavalleriemantel gehüllt und trotzdem völlig durchgeweicht von diesem erbärmlichen Regen, stand Captain Concho am Waldrand und blickte auf die Straße hinab an deren Rand eine Versorgungseinheit der Yankees lagerte. Über dreißig Trossfahrzeuge befanden sich dort und – Kavallerie! Zwei komplette Schwadronen Begleitschutz.

Eine Bedrohung stellte diese Einheit für Captain Concho und seine Männer keineswegs dar.

Doch er und seine Leute hatten schon seit Tagen nichts mehr zu essen. Das Hartfutter für die Pferde ging nun ebenfalls zur Neige. Zwar konnten sie die Tiere weiden lassen, doch das kostete Zeit. Und er hatte den Befehl, sich mit seiner Abteilung so schnell wie nur möglich bei General Johnston zu melden.

Dort an der Straße stand nun, was sie benötigten. Sie brauchten nur zuzugreifen

Tagelang war er mit seinen achtzig Männern, den Parrotgeschützen und den beiden Union Repeating Guns durch sumpfiges Gelände und durch aufgeweichte Wiesen marschiert. Aber dem Feind nicht auf den Fersen, sondern den Feind im Nacken. Die sie verfolgenden Kavallerie-Einheiten hatten, wie es schien, ihre Spur verloren. Aber sie befanden sich in der Nähe.

Und diese Tatsache war es, die ihn zögern ließ.

Concho fühlte sich durchaus stark genug, den Gegner dort unten anzugreifen und ihn in die Flucht zu schlagen. Doch das konnte er nur unter Einsatz der Parrots und der beiden Union Guns. Weithin wurde der Gefechtslärm zu hören sein.

Mochte der Teufel wissen, ob ihnen dann noch die Zeit blieb, die Beute von der Straße wegzuschaffen. Seine Männer waren regelrecht ausgehungert. Sobald sie die Wagen dort unten erobert hatten, würde die Disziplin todsicher zusammenbrechen. Denn jeder seiner Leute, und er nicht ausgenommen, wurde erst einmal das Gewehr aus der Hand legen und an Essbarem in sich hineinstopfen, was der Magen fasste.

Vierhundert Mann war die Kavallene-Einheit der Yankees stark, die sie so lange vor sich hergetrieben hatten. Nicht auszudenken, wenn diese Einheit schon wenige Minuten nach dem Gefecht und der Eroberung der Trosswagen hier an der Straße erschien.

»Das sind nicht die einzigen Yankees in dieser Gegend, Sam!«, sagte der lange Lieutenant, der hinter Concho stand und unter einem Baum Schutz vor dem Regen gesucht hatte.

Lieutenant Benson wusste genau, mit welchen Gedanken sich Captain Concho plagte. Er wollte ihm mit dieser Bemerkung zu verstehen geben, wie er darüber dachte.

»Das weiß ich, verdammt noch einmal, Ben!«, versetzte Sam Concho mit klirrender Stimme. »Aber wir brauchen Proviant. Das ist eine ebenso harte Tatsache. Und willst du unseren Leuten etwas wegnehmen? Die sind doch von den Yankees dermaßen geplündert worden, dass sie nicht einmal mehr selbst etwas zum Essen haben. Die Parrots und die Union Guns hier in Stellung! Sofort! Absolute Ruhe bitte ich mir aus. Und schnell muss das gehen. Die Yankees brechen bestimmt bald auf.«

Der lange Lieutenant machte kehrt und stapfte in den Wald hinein.

Captain Concho nahm den Feldstecher zur Hand. Da drüben bei den Yankees rührte sich noch immer nichts.

Die Mannschaften schliefen in Zelten. Die Posten standen unter Baumen und trugen Zeltbahnen über Kopf und Schultern gehängt.

Concho ließ den Blick schweifen. Es war ein grauer, kalter, trister und feuchter Morgen.

Nebelschwaden schwebten hier und dort über den nassen Wiesen.

Äste knackten hinter ihm.

Er drehte sich um. Vermummte Gestalten schoben die Parrotgeschütze und die Union Guns durch den Wald. Dahinter führten die Kavalleristen ihre Pferde heran.

Benson hatte die Männer informiert. Es war die Aussicht auf Nahrung, die die erschöpften und ausgemergelten Männer so rasch auf die Beine gebracht hatte.

»Kartätschen laden!«, befahl Captain Concho dem Artillerie-Sergeant.

Als er sich dann auf das Pferd schwang, den Säbel in der Faust, um die Attacke anzuführen, begann dort unten ein Hornist, das Wecksignal zu schmettern.

Trotzdem rührte sich noch immer nichts bei den Yankees. Es steckte nicht einmal einer den Kopf aus dem Zelt.

Doch wegen Regens machte der Krieg keine Pause.

Captain Concho wandte sich dem Artillerie-Sergeant zu, der am ersten Parrotgeschütz stand, dessen Räder und Lafette voller verkrustetem Schlamm waren. Er blickte abwartend herüber.

»Feuert«, rief Captain Concho halblaut.

Der Sergeant hob die Hand und spähte über die Geschütze hinweg. Schnell zog er den Arm Augenblicke später herunter. Die Parrots spiehen brüllend und dröhnend Feuer und Rauch aus den Rohren und Tod und Verderben zu den Yankees hinab. Metallisch hämmernd und krachend setzten auch die Union Repeating Guns ein.

Nun kamen die Yankees aus den Zelten gestürzt, sahen sich entsetzt um und rannten Deckung suchend in das Kartätschenfeuer der Konföderierten hinein. Die Garben der Union Guns trieben Fontänen von Schlamm und Dreck an den Wagen entlang aus dem Boden, sodass kein Yankee es wagte, darunter Schutz vor dem wütenden Feuer der Südstaatler zu suchen.

Die nächste Salve fetzte die Hälfte der Zelte auseinander.

In Panik rannten die Yankees zu den Pferden, aus deren Herde sich die ersten Rudel aufgescheucht lösten und schrill wiehernd davonjagten.

Captain Concho hob den Säbel und sah sich nach seinen Soldaten um, die hinter ihm in Doppellinie zur Attacke bereitstanden. Gespannt klebten die Blicke der Männer dort unten an den Wagen.

»Galopp, hoho!«, rief er mit lautstarker Stimme und peitschte den Braunen vorwärts. Die graue Phalanx hinter ihm ruckte an. Schießend und laute Rebellenschreie ausstoßend, jagten die Männer aus dem Wald und stürzten sich förmlich den kurzen Abhang zur Straße hinunter.

Zu Pferd und zu Fuß suchten die Yankees ihr Heil in der Flucht. Einzelne Gruppen begannen, im Schutz der Wagen Widerstand zu leisten.

Doch wo Conchos Schützen, die an den Feuerkurbeln der Union Repeating Guns standen, einen Gewehrlauf hervorragen sahen, setzten sie ihre Garben hin. Dabei trafen sie einen mit Munition beladenen Wagen, der mitten in der Kolonne stand, mit Donnergetöse explodierte und in die Luft flog. Die letzten Yankees flüchteten daraufhin von den Wagen und rannten den Kameraden nach. Die Karabiner und alles, was ihnen bei der Flucht hinderlich war, warfen sie von sich.

Die Parrots und die Union Guns stellten das Feuer ein, als Captain Concho mit der Kavallerieabteilung die Wagenkolonne erreichte. Die Attacke fiel förmlich in sich zusammen, wie Concho es vermutet hatte. Gott sei Dank war der Gegner bereits geschlagen. Die Doppellinie löste sich auf. Conchos Soldaten sprengten an den Wagen entlang, stoppten, schwangen sich aus den Sätteln und stürmten die Kolonne.

Ein Laufen und Hetzen war das. Von einem Gefährt zum anderen rannten die Männer, bis sie die Verpflegungswagen gefunden hatten.

Captain Concho, den Säbel in der gesenkten Faust, trabte an der Kolonne entlang nach vorn. Er wusste, dass jetzt keiner seiner ausgehungerten Männer einen Befehl hören, geschweige denn befolgen würde.

In aller Eile protzten die Artilleristen im Wald die Geschütze auf. Das erste Gespann kam schon den Hang herabgejagt und stoppte dann jäh. Die Männer sprangen ab und stürmten ebenfalls zu den Yankee-Trosswagen. Jeder hatte die Befürchtung, zu spät zu kommen und nichts mehr an Essbarem vorzufinden.

Gespann um Gespann kam donnernd den Hang heruntergerasselt. Die schweren Parrotgeschütze hüpften und sprangen wie Rennsulkies über Buckel und Bodenwellen.

Lieutenant Benson kam vorn um den ersten Wagen galoppiert. Er jagte in Karriere heran und fiel dem Braunen neben Captain Concho in die Zügel.

»Verdammt, Sam! Wir müssen einen Spähtrupp zurückschicken. Wir haben nicht ein Auge hinter dem Wald.«

»Ja! Aber wen?«, versetzte der Captain und wies mit dem Säbel auf die Männer, die kauend und schluckend, die Arme voller Proviant, an den Wagen standen. Die Hälfte der Abteilung kroch noch immer unter den Planen herum, auf der Suche nach etwas Essbarem oder nach Besserem, als der eine oder andere schon gefunden hatte.

»Dann werde ich das übernehmen!«, meinte der lange Lieutenant und warf das Pferd um die Hand.

»Lass dir etwas zu essen geben!«, rief ihm Captain Concho nach.

Aber der lange Lieutenant hörte ihn schon nicht mehr. Im gestreckten Galopp jagte er den Hang empor und verschwand wenige Augenblicke später oben im Wald.

Concho ritt zurück.

Forscreek, Finnewacker und Dandry standen an einem der Wagen und kauten und würgten. Würste, Brot und Schinkenseiten lagen vor ihnen im nassen Gras, dem Regen preisgegeben.

Captain Concho hielt und schob den Säbel in die Scheide.

(wb)