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Grenzland-Weihnacht

Grenzland-Weihnacht

Weihnachten im Grenzland war in der Regel ein ruhiges, einfaches Fest. Die Familien der amerikanischen Wegbereiter, Frontier genannt, mussten Mitte der 1800er Jahre hart arbeiten, um das Land westlich der Appalachen bis zur Pazifikküste zu besiedeln. Sie hatten nicht die Zeit, das Geld oder die Transportmittel, um die benötigten Waren heranzuschaffen.

Viele Frontier-Familien lebten mehrere Meilen von der nächsten Stadt entfernt. Da sie für den Hin- und Rückweg mehrere Stunden benötigten, nahmen sie aus Zeitgründen an den Weihnachtsfeierlichkeiten der Stadt nicht teil. Diejenigen, die keine Kirche aufsuchen konnten, saßen zu Hause, lasen aus der Bibel und sangen Weihnachtslieder. Nach dieser Art von Gottesdienst versammelte sich die Familie auch mit Nachbarn und begingen das Fest. Die Frauen backten Brot und brachten Gelee und Konfitüre auf den Tisch, welche sie im Sommer und im Herbst hergestellt und für gerade für Weihnachten vorgesehen hatten. Es gab Schinken, Gans, Truthahn und andere Vögel. Da man im Winter sehr oft beisammensaß, war zu dieser Jahreszeit das Herstellen von Karamellbonbons sehr beliebt, denn sie konnten nur gezogen werden, wenn es draußen kalt war. Bei wärmeren Temperaturen konnten die Bonbons nicht aushärten. Da dazu Zucker benötigt wurde und dieser sehr teuer war, verbrauchte die Familie das ganze Jahr über wenig Zucker, damit sie in der Weihnachtszeit Kekse, Obstkuchen oder Torten backen konnte. Oft musste Honig, Zuckerhirse oder Sirup als Ersatz herhalten.

In den frühen 1800er Jahren war es Brauch, eines kleines Bäumchen auf den Tisch zu stellen. Größere Bäume, die vom Boden bis an die Decke reichten, gab es bis in die späten 1800er Jahre nicht. Woher sollten sie auch kommen. Denn in der Prärie wuchsen so wenig Bäume, sodass die Frontier kaum welche fanden, um diese zu fällen. Damit sie wenigstens etwas hatten, schnitten sie einige Zweige von Weiden oder Zedern kurz vor Weihnachten. Die Grenzlandfamilien schmückten ihr bescheidenes Zuhause erst am Heiligen Abend, da die Zweige noch frisch waren und zu keiner Brandgefahr wurden. Wo es überhaupt keine Bäume gab, schmückten die Siedler ihre spärliche Bleibe mit Tumbleweeds oder Salbeisträuchern, je nachdem, was in der Nähe ihres Landes wuchs.

Zu den aufregendsten und seltenen Weihnachtsgeschenken vor allen anderen gehörte die Orange. Diese Früchte von Florida bis zur Frontier frisch zu halten, war ein Unterfangen und sehr teuer. Moderne Kühlanlagen kannte man noch nicht. Außerdem gab es zu den Grenzstädten noch keine Bahnlinien. Aus diesen Gründen mussten die Orangen gut verpackt und auf Wagen oder Postkutschen zu den Heimstättern gebracht werden. Orangen stellten daher im Grenzland einen großen Luxus dar. Die meisten Weihnachtsgeschenke waren praktischer Natur. Dazu zählten unter anderem warme Strümpfe, ein Hut, ein Taschentuch, Handschuhe, eine Schürze oder ein Schal. Bereits Monate vor Weihnachten brachten die Eltern ein wenig Zeit auf, wann immer sie konnten. Sie strickten, nähten oder griffen zum Schnitzmesser. Wenn ein Kind Glück hatte und ein Spielzeug bekam, war dies zum größten Teil in Handarbeit hergestellt. Sehr gern machten die Väter für ihre Jungen Spielsachen aus Holz, vielleicht ein Kreisel, ein Schachbrett oder ein bewegliches Spielzeug, eine sich drehende Figur, die sich bewegt, wenn das Kind dazu zwei Stöcke benutzt. Möglicherweise erhielten Jungen kleine Sachen wie zum Beispiel einen Hammer oder ein Taschenmesser, Mädchen hingegen eine Stoffpuppe, ein neues Kleid für eine alte Puppe oder eine Wiege, vielleicht auch Haarbänder. Glücklich konnten sich die Kinder schätzen, welche zu Weihnachten ein Buch oder eine Marionette bekamen. Auch die Kinder waren nicht untätig. Im frühen Alter lernten die Mädchen nähen und die Jungen schnitzen. Somit waren sie in der Lage, Geschenke für ihre Eltern zu machen. Dazu gehörten zum Beispiel Nadelkissen, Taschentücher mit den Initialen des zu Beschenkenden, Geschirrtücher oder ein Holzkamm für die Mutter. Manchmal dienten Geschenke auch als Weihnachtsdekoration. Ein Taschentuch zum Beispiel wurde zu einem Engel gefaltet und an den Baum oder Zweig gehängt. Doch überwiegend fanden die Geschenke unter dem Weihnachtsgrün ihren Platz, so wie es in vielen Familien auch heute noch Tradition ist. Einige Frontier hängten Socken an den Kaminsims oder an die Kinderbetten, damit die Kinder am Morgen, wenn sie aufwachten, ihre Geschenke vorfanden. Andere Familien wiederum legten die Gaben auf die Platzdeckchen des Frühstückstisches.

In vielen Häusern der Siedler fand man hausgemachte Weihnachtsdekoration vor. Papier war im Grenzland knapp, sodass die Menschen dort über Monate jeden Papierfetzen retteten, sei es alte Briefe, Zeitungen oder Packpapier, um daraus Papierketten fertigen zu können. Denn diese gehörten traditionsgemäß zum Weihnachtsfest. Mithilfe einer hausgemachten Paste aus Mehl und Wasser wurde Kettenglied für Kettenglied zusammengefügt. Die Siedler falteten Papier zusammen und fertigten mit einem Scherenschnitt Schneeflocken an. Sie bastelten aus Papier Tauben, Blumen oder Fächer. Oft machten sie kleine Papiertütchen und füllten diese mit Nüssen, Süßigkeiten oder getrockneten Früchten. Einige Siedler, vor allem jene mit skandinavischen Wurzeln stellten Weihnachtsschmuck aus Stroh oder Maisspreu her. Das Grün wurde mit getrockneten Früchten, frischen Äpfeln, Puffmais, Kekse, Bonbons oder getrockneten Blättern dekoriert. Manchmal wurden Kerzen in das Grün drapiert.

Einige Dinge aus jenen Zeiten sind bis heute erhalten geblieben, einige in Vergessenheit geraten. Sowohl damals als auch heute ist der Gedanke, Weihnachten im Kreise der Familie zu verbringen, tief verwurzelt. Und das ist gut so!

Für diejenigen, die einmal eine Schneeflocke aus Papier selbst zuschneiden möchten, gibt es dazu eine kleine Anleitung.

1. Falte einen Stück Papier von 13 x 28 cm Größe ziehharmonikaförmig bei einer Breite von 2 cm zusammen.

2. Das Ganze falte in der Mitte zusammen.

3. Mache dort an jeder Ecke einen schrägen Schnitt.

4. Öffne den gefalteten Bereich. Binde einen Faden über die schmalste Stelle und falte das Ganze wieder zusammen.

5. Schneide Kerben in jede Seite des Papiers.

6. Öffne das zusammengefaltete Papier und klebe die Kanten zusammen.

Viel Spaß beim Basteln!


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