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Tessa Korber – Gemordet wird immer

Tessa Korber – Gemordet wird immer

Viktor Anders tourte zehn Jahre lang durch die Welt und genoss sein Leben, bevor er in die fränkische Provinz zurückkehrte. In dem Haus angekommen, das, bevor seine Eltern starben, ihnen und Onkel und Tante gehörte, will er sein Erbe antreten. So möchte er in das Bestattungsunternehmen einsteigen, das sein Vater und sein Onkel einst zu gleichen Teilen besaßen und gleichberechtigter Partner seines Onkels werden.

Sein Onkel, Wolfgang Anders, ist zunächst skeptisch, obwohl er seinem Neffen das Erbe nicht vorenthalten will. Er ist allerdings wenig begeistert, dass er Viktor erst in den neuen Job einarbeiten muss.

Viktor sucht, seit er wieder in der elterlichen Wohnung lebt, nach den Spuren seiner toten Schwester Hannah und vermutet einige Dinge, die seiner Meinung nach geschehen sein könnten. Unter anderem denkt er sich, sein Vater habe die Tochter missbraucht.

Als Viktor seine erste Leiche, einen Mann namens Rainer Bulhaupt, allein auf die Bestattung vorbereiten will – sein Onkel verlässt einen Moment lang die Arbeitsräume – findet er in dessen Rücken eine Patronenkugel.

Er wittert die Chance, einen langweiligen Job durch die Suche nach dem Täter, also echte Detektivarbeit, ein wenig interessanter machen zu können. Während seiner nun folgenden Nachforschungen nimmt er manchmal seinen autistischen Cousin Tobias mit. Dabei lernt er unter anderem Miriam kennen, eine junge Frau, die zwar nicht die Allerschönste, aber sehr nett ist und sich rührend um Tobias kümmert. Aus dieser Bekanntschaft entwickelt sich ein gutes Team, was Viktors Ermittlungen angeht und eine – ein wenig problematische – Beziehung obendrein.

Als Viktor im Laufe der Ermittlungen schließlich der Kommissarin Karoline Schneid über den Weg läuft, einer toughen, gutaussehenden jungen Beamtin, macht ihm diese sofort klar, dass er kein Polizist ist und nicht ihren Job zu machen hat. Aber Viktor lässt sich von Frau Schneid nicht einschüchtern und ermittelt auf eigene Faust weiter, ohne zu ahnen, dass er mit den Nachforschungen zum Fall Bulhaupt auch der Lösung des Geheimnisses um seine Schwester Hannah näher kommt.

Auf dem Cover des Taschenbuches von Tessa Korber schreibt der Verlag, dass es sich bei Gemordet wird immer um einen Bestatter-Krimi handelt, und das ist keineswegs zu viel gesagt.

Die Autorin kennt das Handwerk eines Bestatters aus dem Effeff und schildert dessen diverse Tätigkeiten bis ins kleinste Detail. Die ganze Familie Anders, vom Onkel über die Tante und den autistischen Sohn bis hin zum Neffen Viktor, macht bei diesen Tätigkeiten mit, wobei jeder besondere Fertigkeiten aufweist, die ihn für seinen Teil der Pflichten qualifizieren.

Außerdem ist Tessa Korber sehr bewandert, was das Verhalten von Autisten angeht, und beschreibt sehr gut das Tun und Lassen von Tobias, dem autistischen Sohn der Familie Wolfgang Anders. Ein Blick auf die Biografie der Autorin zeigt deutlich, woher ihre Kenntnisse in den genannten Bereichen kommen.

Der Mord an Rainer Bulhaupt ist im Rahmen dieser Geschichte eher untergeordnet. Zudem ist der Fall mit den Möglichkeiten des Viktor Anders nicht leicht zu lösen. Am Ende aber nimmt die Geschichte um die Aufklärung dieses Verbrechens an Fahrt auf, und das Ganze wird letztlich doch noch sehr spannend. So kommt auch der reine Krimifreund, der weniger Interesse an Details aus dem Leben von Bestattern oder am Krankheitsbild eines Autisten hat, auf seine Kosten.

Mindestens ebenso spannend ist das Geheimnis um den Tod von Viktor Anders‘ Schwester Hannah, für das uns die Autorin am Ende eine doch sehr überraschende Lösung präsentiert.

Fazit:
Tessa Korber präsentiert dem Leser mit ihrer Geschichte Gemordet wird immer mehr als die übliche Krimikost. So übermittelt sie dem normalerweise in diesen Bereichen nicht so erfahrenen Krimikonsumenten nicht nur detailliertes Insiderwissen zum Beruf des Bestatters, sondern auch besonderes Wissen zur Krankheit eines Autisten.

Dabei gelingt es ihr, einen zumindest am Ende des Buches sehr spannenden Kriminalfall darzustellen. Außerdem löst sie ein ebenfalls spannendes Geheimnis der Familie Anders sehr überraschend auf und lässt den Krimifreund auf diese Weise auf seine Kosten kommen.

Ich möchte das Buch vor allem demjenigen Leser empfehlen, der ein wenig über den Tellerrand der gewöhnlichen Mordgeschichte hinausschauen und sich neue Bereiche des menschlichen Lebens erschließen möchte.

Die Autorin

Tessa Korber, eigentlich Tessy Jeannette Korber-Willett, wurde 1966 in der Pfalz geboren und lebt seit ihrem vierten Lebensjahr in Franken. Sie studierte vor allem Geschichte und Germanistik in Erlangen, aber auch ein Semester Medizin, in welchem sie einen Pathologiekurs absolvierte. Im Fach Germanistik erwarb sie einen Doktortitel. Sie ist zum zweiten Mal verheiratet und lebt mit zwei Kindern in der Nähe von Nürnberg. Ihr jüngerer Sohn ist Autist, ein Umstand, der ihr Leben nach eigener Aussage stark bestimmt und besonders macht.

Sie ist heute freie Schriftstellerin und vor allem als Autorin umfangreich recherchierter historischer Romane bekannt. Außerdem schuf sie eine Krimireihe um Jeannette Dürer und die Bestatter-Krimis.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des btb-Verlages.
  • Foto der Autorin. Copyright: Monika Schell. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des btb-Verlages.

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