Jaqueline Berger – Eine Übersicht Teil 2
Teil 2: Die E-Books
Ich hatte Jaqueline eine Weile entwickelt. Von dem Vorsatz, einen weiblichen John Sinclair zu schreiben, war ich abgekommen – ich wollte nun etwas Eigenes schaffen. Doch noch lungerten die Romane auf meiner Platte, kaum jemand hatte sie gelesen.
Das änderte sich in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends. Neue Geräte machten eine neue Form des Lesens möglich – auch wenn ich an dieser Stelle natürlich noch nicht von den Smartphones spreche, so war doch die Zeit der PDAs angebrochen. Viele Leute besaßen einen kleinen, mobilen Computer, auf ihnen lief Palm OS oder Windows Mobile – und sie alle konnten E-Books anzeigen.
Im Web fand ich diverse Anbieter von E-Books, und viele nahmen Manuskripte von Autoren an, ohne dass ein Verlag dahintersteckte. Andere traten gleich als E-Book-Verlag auf.
Mein erster Versuch war ein Fehlschlag. Ich kontaktierte den damals größten deutschen Anbieter – wir sprechen hier von der Vor-Kindle-Ära! – und fragte recht naiv nach den Konditionen; und erfuhr, dass man mir 2 Cent pro verkauftem Buch für 1,99 zahlen wolle.
Als ich anmerkte, dass dies ein recht geringer Betrag sei, fragte er, ob ich wisse, was für eine Arbeit in solch einem Buch stecke. Ein Cover, die Umwandlung, der Shop – das alles würde kosten. Als ich ihn darauf hinwies, dass ich als Autor wohl den größten Teil der Arbeit habe, meinte er, das sei so – aber er habe den Verlag und ich könne ohne Leute wie ihn nichts machen!
Wie ich schon sagte, wie befanden uns in der Vor-Kindle-Ära. Dennoch lehnte ich sein Angebot ab. Wenn ich mich recht erinnere, sagte ich ungefähr: „Und wenn außer meiner Katze niemand meine Romane liest, würde ich sie doch nicht jemandem wie Ihnen in den Rachen werfen!“
Ich suchte also weiter und fand schließlich VPH, den Verlag Peter Hopf. Und von ihm erhielt ich ein deutliches besseres Angebot. Es war so gut, dass ich zusagte und mich daran machte, einen ersten Jaqueline Berger-Roman zu schreiben.
Die Idee dazu spukte mir schon eine Weile im Kopf herum; es sollte um ein Computerspiel gehen, durch das Menschen mit dem wahren Horror konfrontiert werden.
An dieser Stelle muss ich wohl einwerfen, dass ich leidenschaftlich DOOM und ähnliche Spiele spielte und mir diese Idee kam, während ich diversen Monstren mit einer BFG – der Big Fucking Gun – zu Leibe rückte. Interessant ist, dass ich just in diesem Moment plante, nach Beendigung dieses Artikels DOOM 3 in der BFG-Ausgabe zu starten; ich erwarb sie für weniger als neun Euro bei Amazon, jedoch als Steam-Code.
Aber ich schweife ab …
Ich hatte da also diese Idee und ich hatte einen eBook-Verlag. Also machte ich mich an die Arbeit. So entstand Band 1 der Jay-Be-Serie und so entstand der Charakter, wie er heute noch nach zahlreichen Romanen existiert.
Jaqueline hieß nun definitiv Berger mit Nachnamen. Sie kam aus der Bäckerjungenstadt Andernach, in der ich selbst einige Jahre verbracht hatte, war eigentlich Archäologin und Schatzjägerin, arbeitete aber nun als Sonderermittlerin für den Bund, um so Paranormales zu untersuchen und dem Grauen Einhalt zu gebieten.
Hier nun eine kleine Leseprobe aus Band 1:
Die Zelle war klein. Verdammt klein sogar. Eine schmale Pritsche, ein halb abgerissenes Waschbecken sowie eine Toilette, welche diesen Namen kaum verdiente. Dazu ein Stuhl und ein wackeliger Tisch. Kein Schrank, kein Platz für persönliche Dinge. Doch dies schadete nichts, da man mir ohnehin alles abgenommen hatte. Meine Kleidung, meinen Schmuck und auch meine Papiere. Alles, was man mir gelassen hatte, war die graue Anstaltskleidung sowie eine Zahnbürste. Nicht mehr. Verdammt wenig und nur darauf ausgelegt, mir meine Zeit in diesem beschissenen Gefängnis so unangenehm wie möglich zu machen.
Der Raum spottete in der Tat jeder Beschreibung und wäre ein gefundenes Fressen für Amnesty International gewesen. Doch vermutlich wusste die Hilfsorganisation nicht einmal von diesem Loch, und auch die deutsche Regierung hatte keinen Schimmer. Die Behörden dieses ach so netten Staates hatten mich vor einem Schnellgericht abgeurteilt und anschließend verschwinden lassen, ohne mir die Chance auf eine ordentliche Verteidigung, einen Dolmetscher oder konsularischen Beistand zu gewähren. Ein Hoch auf die Menschenrechte.
Immerhin war ich nicht ganz allein mit meiner Angst, meinem Schmerz und mit meiner Wut. Eine Rattenfamilie hatte sich in einem kleinen Loch in der Wand unter meiner Pritsche eingenistet, und auch Meister Wanze und seine Sippschaft hatten Einzug gehalten. Keine angenehmen Zellengenossen, denn sie hatten es auf meine Zehen abgesehen. Dabei lebte ich noch – auch wenn sich dies in Kürze ändern sollte. Zumindest wenn es nach dem Willen des Richters ging, der mich zum Tode durch den Strang verurteilt hatte.
Sie hatten mich gefoltert, verhöhnt und schließlich in dieses Loch geworfen. Und nun wollten sie mich auch noch hängen. Kurz vor meinem 28. Geburtstag und damit auch kurz vor Weihnachten. Doch dieses christliche Fest zählte in diesem durch und durch moslemischen Staat nichts, und so hatte ich keine Aussichten auf Aufschub, Begnadigung oder sonstige Vergünstigungen.
In diesem Band tauchten bereits mehrere Personen auf, die für die Serie bestimmend werden sollten – zum einen ein Satans-Priester namens Robert Fritz Wagner, zum anderen Jaquelines künftige Partnerin, Linda Zimmermann.
Nachdem ich den Roman vollendet hatte, erhielt er seitens VPH ein Cover und wurde durch ein Lektorat geschickt, ehe er schließlich das Licht der Welt erblickte.
Wie sich zeigte, nahmen die Leser die Serie freudig an!
Plötzlich hatte ich einen Verlag, eine Protagonistin – und ich hatte eine Serie, an der ich regelmäßig arbeitete.
All das, was ich gewollt hatte.
So kam es, dass sich die Serie entwickelte, sie wuchs und gedieh. Und es war nur natürlich, dass ich sie auch gerne als Taschenbuch oder Heft in Händen gehalten hätte. Aber von diesem Abenteuer ist im nächsten Teil dieser kleinen Rückschau die Rede …
(ga)