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Captain Concho – Band 36

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 36
Zur Hölle mit allen Verrätern

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Major Scherer, der seine eigenen Kameraden dem Feind ausgeliefert hat, wird von den Yankees als Held gefeiert. Keiner in der Union weiß, dass ihm die Gefangennahme der Rebellen nur durch gemeinen Verrat gelungen ist. Scherer sieht sich schon als General der Union. Doch Captain Concho und die schöne Spionin Eugenia sind entkommen. Der Verräter weiß, dass es sein Ende ist, wenn sie lebend gefangen genommen werden und auspacken können. Deshalb spielt er seine sämtlichen schmutzigen Tricks aus und stellt Captain Concho und der Spionin eine teuflische Falle …

Leseprobe:

Mit schussbereiten Waffen durchsuchten die Yankees das große halb verfallene Farmgebäude. Viel Lärm herrschte. Eine ganze Schwadron war damit beschäftigt, nach zurückgebliebenen Rebellen zu forschen. Sie stießen die Bajonette in alle Wandverkleidungen und rissen sogar die Fußböden auf.

Captain Concho war mit der hübschen Spionin bis unter das Dach gestiegen und hatte die Leiter heraufgezogen. Sie lagen hinter dem Schornstein, und die Frau zitterte vor Todesfurcht in seinen Armen.

Viele Yankees, vor allem Offiziere, kannten Eugenia aus dem Saloon in Orlako, und sie war sofort als Spionin entlarvt, wenn sie in diesem Haus, in dem sich das Konföderierten-Kommando verschanzt hatte, in den Armen des Rebellenoffiziers entdeckt wurde.

In diesem grausamen Krieg machten beide Seiten mit Spionen kurzen Prozess. Meist wurden sie an Ort und Stelle erschossen, wenn man sie aufgriff. Auf Gnade konnte da auch eine Frau nicht hoffen.

Captain Concho zog ein paar leere Hanfsäcke heran und bedeckte Eugenia damit.

»Wenn sie heraufkommen, bleibst du liegen«, raunte er. »Ich gehe allein nach vorn.«

Geschrei erklang. Direkt unter ihnen. Aber es schallte dermaßen, dass sie kein Wort verstehen konnten.

Eugenia klammerte sich ängstlich an Sam Concho. Ihre hübschen Züge waren bleich.

Concho hielt sie fest an sich gedrückt. Der Duft ihres Haares betörte ihn.

Plötzlich schmetterte ein Clairon!

Im Haus trat sofort Ruhe ein. Doch nur für einen Moment. Dann rannten die Yankees mit lautem Gepolter die Treppe hinunter und verließen das Haus.

Der Commander der Yankee-Truppe hatte zum Sammeln blasen lassen.

Captain Concho atmete befreit auf. Pferde wieherten. Befehle wurden geschrien.

Er löste sich von Eugenia, richtete sich auf und glitt geduckt zur anderen Seite und schaute dort durch eine offene Stelle des Daches in den Hof, der verlassenen. Farm hinab.

Die Schwadronen saßen auf. Die Gespanne mit den Union Repeating Guns rollten schon durch das Tor.

Die überwältigten Konföderierten, Captain Conchos vierzehn Männer, und die Offiziere, die Concho Wochen zuvor aus Kriegsgefangenschaft befreit hatte, standen in Viererreihe angetreten.1

Nicht alle achtundzwanzig Offiziere. Nur siebenundzwanzig. Der achtundzwanzigste, der ehemalige königliche und kaiserliche Rittmeister der Donaumonarchie, Alois Scherer, Major der Konföderierten Armee, war in Orlako zum Feind übergelaufen und befehligte, wiederum im Range eines Majors, nun im blauen Tuch, die Schwadronen dort unten.

Er war nicht nur desertiert, dieser Dreckskerl. Dieser ehrlose Bastard hatte auch seine Kameraden verraten und die Yankeeschwadronen zu diesem Versteck geführt.

Captain Concho und seine Männer waren bereit gewesen, bis zur letzten Patrone zu kämpfen, sich zumindest bis in die Dunkelheit hinein gegen die Übermacht zu halten, um dann im Schutz der Nacht einen Ausbruch zu wagen.

Doch der alte Generalleutnant und die Offiziere waren für die Kapitulation gewesen. Concho hätte mit seinen Männern schon die Offiziere niederkämpfen müssen, um sich weiterhin gegen den Feind verteidigen zu können.

So waren sie alle in die Gefangenschaft gegangen. Die Offiziere und seine Männer.

Auch Captain Concho hatte waffenlos und mit erhobenen Händen das Haus verlassen wollen. Aber da war Eugenia gewesen, die von den Yankees als Spionin sofort erschossen worden wäre. Förmlich im letzten Moment hatte er sich zurückgezogen, um sie zu retten.

Zumindest das schien ihm gelungen zu sein. Die Yankees zogen ab.

Major Scherer, der Verräter, ritt in der Pose des Siegers vorn an der Spitze neben dem Fahnenträger her durch das Tor.

Die gefangenen Konföderierten marschierten in Viererreihen, von feindlichen Kavalleristen eskortiert, aus dem Gehöft. Ein paar Kavalleristen trieben die Pferde der Gefangenen neben den Schwadronen her.

Eugenia kam zu ihm und legte ihm die Hände auf den Rücken.

»Oh, mein Gott!«, sagte sie, als sie auf die Gefangenen blickte.

Captain Concho wartete mit ihr an der schadhaften Stelle des Daches, bis von der Truppe nichts mehr zu sehen und nichts mehr zu hören war. Dann gingen sie zur Luke, und Sam Concho ließ die Leiter hinab. Er stieg zuerst hinunter. Eugenia folgte ihm. Sie begaben sich ins untere Stockwerk.

Eine Gestalt bewegte sich in der Wohnhalle Captain Concho riss den Revolver hoch. – War einer der Yankees zurückgeblieben?

Da wandte sich ihnen der Mann zu. Es war Salt Latinger. Eugenias Bruder.

Concho hatte ihn völlig vergessen.

Die Geschwister rannten aufeinander zu und fielen sich in die Arme.

Captain Concho schob den Revolver in die Koppeltasche.

Salt Latinger kam mit seiner Schwester zu ihm.

»Ich danke dir, dass du Eugenia gerettet hast«, sagte er.

»Nicht der Rede wert!«, erwiderte Concho. Dass er noch am Leben war, hatte er ja den beiden zu verdanken.

»Ich habe mich in der Vorratskammer unter den Fußbodenbrettern versteckt«, erklärte Salt Latinger. »Wo seid ihr gewesen?«

»Unter dem Dach!«, erwiderte Eugenia.

»Dieser Scherer!«, schimpfte Salt Latinger. »Dieser Teufel! Dieser Verräter!«

»Was machen wir jetzt?«, fragte Captain Concho. »Die Yankees haben alle Pferde mitgenommen.«

»Wir gehen nach Orlako!«, stieß Salt Latinger knirschend hervor. »Ich werde Scherer töten. Eher finde ich keine Ruhe mehr.«

»Das ist doch viel zu gefährlich«, meinte Captain Concho. »Scherer kennt euer Haus.«

Salt Latinger lachte rau auf. »Wir haben Freunde in der Stadt. Komm mit uns, Sam! Vielleicht können wir die Männer befreien. Es gibt in Orlako viele Leute, die hassen die Yankees bis aufs Blut.«

Sie gingen zur Tür und machten dabei einen Bogen um den Haufen von Karabinern, Säbeln und Revolvern, die von den Konföderierten hier hingeworfen worden waren, bevor die Männer mit erhobenen Händen das Gebäude verlassen hatten.

Im Haupthaus der Farm hatten sich die Offiziere einquartiert.

Captain Concho und seinen vierzehn Männern hatte das ehemalige Bunkhouse als Unterkunft gedient.

Sie gingen hinüber und stellten erstaunt fest, dass die Yankees hier nichts angerührt hatten. Sättel, Sattelpacken, der gesamte Proviant, Waffen und Munition, Forscreeks Sprengstoff, ein Rest von vierzig Handgranaten – alles lag noch an seinem Platz,

»Lassen wir alles liegen, Sam!«, sagte Salt Latinger. »Wir werden das später holen.«

Captain Concho ging zu Sergeant Forscreeks Platz und steckte ein paar Signalraketen in die Manteltasche, ohne zu wissen, ob er dafür je Verwendung haben würde.

»Hier kommen die Yankees nicht wieder her«, meinte Salt Latinger, als sie das Bunkhouse verließen.

Captain Concho schloss die Tür. Es hatte zu regnen begonnen. Er knöpfte den Fellmantel zu. Auf dem See vor dem Anwesen schmolz das Eis.

Sie verließen die Farm und begaben sich auf den langen Weg nach Orlako. Seite an Seite, mit Eugenia in der Mitte, stapften sie durch den Schneematsch.

Show 1 footnote

  1. siehe Captain Concho 34 und 35