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Captain Concho – Band 28

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 28
Der Höllen-General

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Captain Concho hat aus Menschlichkeit dem Yankee- Offizier und der Tochter des Generals die Flucht aus Fort Yuma ermöglicht. Für ihn sind die beiden ein Symbol dafür, dass die Liebe zweier Menschen diesen verdammten Krieg auf ihre Weise besiegen kann. Wie konnte er ahnen, dass die beiden Liebenden die Kriegskasse mitgehen ließen? Captain Concho befolgt die Befehle des Generals, der ihn und seine Männer mitten in den Hexenkessel der mexikanischen Bandoleros führt. Bis er dann das Geheimnis der verschwundenen Kriegskasse löst und zum ersten Mal einen Befehl verweigert …

Leseprobe:

»Vaya con Dios!«, raunte der junge Mexikaner, der die konföderierten Soldaten geführt hatte, und bekreuzigte sich. Er schwang sich auf seinen Esel, dieses störrische Biest, und trat unverzüglich den Rückweg nach Punta la Marco an.

»Das wird dem General nicht gefallen, dass du den Kerl jetzt schon laufen lässt«, sagte Lieutenant Benson.

Captain Concho drehte sich um. »Erklär mir lieber, weshalb er sich bekreuzigt hat.«

>’Seit zwei Tagen hat er mir wegen der Geister in den Ohren gelegen, in deren Region die Bandoleros hausen«, erwiderte der lange Lieutenant und wies auf das Felslabyrinth, in dem sich das Lager der Bandoleros befand.

Concho spähte durch den Feldstecher. Sergeant Dandry hatte mit den sechs Männern den Zugang dort drüben erreicht. Auf der anderen Seite war Sergeant Miller mit den restlichen fünf Männern in Stellung gegangen. Bei dieser Gruppe befand sich auch der General, dessen Tochter sie hier zu befreien hofften.

Captain Concho zog blank und nahm den schweren Dienstrevolver aus der Koppeltasche. Er ließ den Säbel durch die Luft fauchen und setzte sich in Bewegung.

Lieutenant Benson folgte ihm.

Sie glitten durch das Gestrüpp. Kurz bevor sie den Pfad erreichten, trat ihnen General Patterson, dieser alte Haudegen, in den Weg. Auch er hatte den Säbel in die Faust genommen und trug in der anderen einen Karabiner.

»Wenn wir jetzt da reingehen, Captain, stellen Sie Ihre verdammten Gefühlsduseleien gefälligst hinten an, bitte ich mir aus. Pardon wird nicht gegeben. Es sei denn, die Hurensöhne strecken sofort die Waffen.«

»Aye, Sir!«, erwiderte Captain Concho.

Der alte General sah an ihnen vorbei. »Wo ist der Mexikaner?«

»Wir brauchen ihn doch nicht mehr«, sagte Concho. »Und er ist nun mal vor Angst fast zerflossen.«

Beide, Captain Concho und Lieutenant Benson, erwarteten ein Donnerwetter.

»Ich bin sicher, Sie werden es noch lernen, Concho«, sagte der alte General jedoch nur, schlug mit dem schweren Kavalleriesäbel in das Gestrüpp und stapfte voraus.

Concho und Benson tauschten einen kurzen Blick und liefen ihm nach.

Mit einem gellenden Pfiff gab der alte General das Zeichen zum Angriff, und die Männer stürmten durch die beiden Zugänge in das enge Felsenloch hinein.

Es war das Lager der Bandoleros – gewesen. Ringsum an den Felswänden verteilt standen Zelte und Bretterbuden. Doch sie waren alle leer.

Im Sturmschritt liefen die Männer von einer Behausung zur anderen. Nur ein paar Hühner, die laut gackernd vor den Männern flohen, hatten die Bandoleros zurückgelassen.

Vor lauter Enttäuschung brachte der alte General zunächst kein Wort hervor. Er setzte sich auf einen Stein und starrte vor sich hin, das wetterbraune faltige Oldtimergesicht vor Gram verzogen.

Seine Tochter hatte vor Wochen Fort Yuma verlassen. Sie war mit dem kriegsgefangenen Yankee-Offizier durchgebrannt.

Geholfen hatte ihr Captain Concho nicht. Er hatte die Flucht nur abgesichert.

Aber Linda Patterson hatte nicht bloß den Yankee-Offizier mitgenommen, sondern auch die Kriegskasse von Fort Yuma.

Das hatte Sam Concho nicht gewusst. Deshalb fühlte er sich von Linda Patterson noch immer arglistig hintergangen.

Linda Patterson war im Kutschwagen ihres Vaters mit dem Yankee nach Mexiko geflohen. Weit waren die beiden jedoch nicht gekommen. In Punta la Marco waren sie von Bandoleros überfallen und entführt worden.

Lieutenant Benson kam zu Captain Concho. »Verdammt!«, stieß er enttäuscht hervor. »Was jetzt, Sam? Jetzt haben wir keinen Führer mehr.«

Aber den hatten sie wirklich nicht mehr nötig. Jetzt benötigten sie etwas ganz anderes: Glück!

Ein Schuss krachte plötzlich zwischen den Felsen. Alle verharrten und schauten nach oben.

Dreihundert Fuß hoch über dem Kessel war auf einem Felsvorsprung eine Gestalt zu erkennen.

»Soldaten!«, brüllte der Kerl zu ihnen herunter. »Lasst eure Offiziere ein letztes Gebet sprechen und erschießt sie. Dann werft die Waffen weg und tretet dort unten mit erhobenen Händen zusammen.«

»Hol einer den Hurensohn von da oben herunter!«, rief der General und sprang auf.

Captain Conchos Blick zuckte in die Runde. Bar jeder Deckung standen seine Männer da.

»Volle Deckung!«, rief er mit tönender Stimme.

Die Männer sahen ihn an. Doch nur ganz kurz. Denn da hämmerte irgendwo oben in den Felsen eine Union Repeating Gun los und machte ihnen allen Beine.

Die Geschosse schlugen zwischen ihnen ein und warfen Erde und Steine hoch.

Auch der General rannte und warf sich keuchend und schwitzend neben Captain Concho hinter eine Felsleiste.

Das Krachen der Maschinenwaffe verstummte.

Der Bastard da oben auf dem Felsvorsprung lachte, dass es ihnen in den Ohren dröhnte.

»Soldaten!«, brüllte er wieder. »Ihr habt keine Chance. Tötet eure Offiziere und ergebt euch, oder ihr werdet alle sterben. Alle! Und ihr seid doch Muchachos, die das Leben noch vor sich haben.«

Ein Karabiner dröhnte. Sergeant Forscreek war aus der Deckung geschnellt und hatte geschossen.

»Forscreek !«‚ rief Captain Concho mit Schärfe in der Stimme. – Zu spät!

Der Mexikaner dort oben stieß einen gellenden Todesschrei aus und stürzte in die Tiefe.

In General Pattersons Oldtimergesicht zuckte es wild. »Der Mexikaner hat uns das eingebrockt, und Sie, Concho, haben diesen verräterischen Lümmel laufen lassen. Dabei gehört ihm der Hals umgedreht.«

Er war mit seiner Predigt noch lange nicht fertig. Aber da hämmerte die Union Gun wieder. Eine zweite Maschinenwaffe setzte ein, und die Männer duckten sich.

Gezieltes Feuer war das nun. Fingertiefe Furchen kerbten die Geschosse in die Felsleiste und Captain Concho und dem General spritzten Steinstaub und Steinsplitter in die Gesichter.

Das metallische Hämmern der beiden Maschinenwaffen erfüllte den Kessel und zwang die Männer, in Deckung zu bleiben. Dieses röhrende Dröhnen nahm kein Ende und drückte den Männern auf die Ohren. Hören und Sehen verging ihnen.

Die Positionen der Schnellfeuerkanonen waren so günstig, dass sich keiner auch nur einen Millimeter zu bewegen wagte. Wie festgenagelt lagen sie hinter Quadern und Felsleisten.

Ein paar Hundert Geschosse jagten die Bandoleros in den Kessel hinab und bestrichen damit die Deckung, hinter der die Männer lagen.

Sie besaßen noch Handgranaten, die Sergeant Forscreek hergestellt hatte, und sie legten sich die explosiven Wurfgeschosse auch bereit. Aber die Union Guns standen so hoch oben in den Felsen, dass nicht einmal Lieutenant Benson sie mit seinen schon sprichwörtlichen Weitwürfen hätte vernichten können.

Hundertachtzig bis dreihundert Yards weit warf er die Handgranaten, je nachdem wie schwer sie waren.

Dieses Mal hatte Sergeant Forscreek leere Konservendosen zur Verfügung gehabt. Mit Pulver und Steinen hatte er die Dinger gefüllt. Da schaffte nicht einmal Lieutenant Benson die zweihundert Yards.

Auch nicht mit Anlauf!

Und die Geschütze standen viel höher.

Sie saßen in der Klemme und jeder begriff das.

Die Union Repeating Guns hämmerten und krachten wie rasend weiter, und die Männer pressten sich an das Deckung bietende Gestein und krallten die Hände in den Boden.

Captain Concho kroch einen Yard nach vorn und lugte um den Felsen. Die Bandoleros verstanden ihr Handwerk. Zu keiner der Union Guns konnte man sich hinaufarbeiten, ohne nicht Gefahr zu laufen, vom Richtschützen der anderen entdeckt und beschossen zu werden.

»Wie viele Banditen sind es?«, rief der General krächzend. »Können Sie das sehen, Concho?«

»Ich sehe nur die beiden Union Guns, und von denen auch nur die feuernden Läufe.«

Der General fluchte.

Captain Concho musste den Kopf wieder nach unten nehmen. Zwei Garben hintereinander prasselten über ihn hinweg und meißelten die Felswand auf, und abermals wurden er und der General mit Dreck, Staub und Splittern zugedeckt.

Länger als eine halbe Stunde schossen die Union Repeating Guns in den Kessel, bis das Feuerwerk endlich verstummte. In den Ohren der Männer dröhnte es jedoch noch eine Zeit lang weiter. Auch der Rauch und der Staub legten sich nur allmählich.

Benson kam zu Concho gekrochen.

»Unsere Pferde – alle weg!«, keuchte er.

Captain Concho hatte damit schon gerechnet, und er war froh, dass er keine Pferdewächter zurückgelassen hatte. Sie wären jetzt tot.

»Ben, ich gehe mit ein paar Leuten außen herum«, sagte Captain Concho. »Vielleicht gelingt es uns, an diese verdammte Union Guns im Westen heranzukommen. Bemerken uns die Bandoleros, dann lenkt die Schützen von uns ab. – Sergeant Dandry, Sergeant Forscreek und die Corporals Finnewacker und Oscura – her zu mir!«

Benson nickte und ließ die Männer rufen, von denen sich zwei auf der anderen Seite befanden.

»Ich gehe mit Ihnen, Concho!«, stieß der General knirschend hervor.

Captain Concho wollte den alten Mann daran erinnern, dass es steil bergauf ging, unterließ das aber. Schließlich befand sich seine Tochter in der Gewalt der Bandoleros. Und Patterson war General!

Concho bewegte sich vorsichtig auf den zweiten Zugang des Felslabyrinthes zu. Der General folgte ihm auf allen vieren.

»He, Gringos!«, ertönte da wieder eine Stimme über ihnen in den Felsen. »Habt ihr es euch überlegt? Habt ihr über eure Chancen nachgedacht?«

Captain Concho kümmerte sich nicht um den Kerl. Er schaute sich nicht einmal um, um zu sehen, wo er sich befand. Er kroch schnell weiter, duckte sich dann an die Felswand und schob den General nach vorn, der sich mit einem Satz in den Zugang warf und an der Felswand in Deckung ging.

Auf der anderen Seite lagen schon die vier Männer bereit. Concho winkte ihnen. Wie ein Wiesel flitzte der kleine Oscura los und verschwand in dem schmalen Durchlass. Forscreek wetzte hinter ihm her, dann Dandry und schließlich Finnewacker.

Captain Concho verließ den Kessel als Letzter.

(wb)