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Fredericksburg und der Vertrag, der nie gebrochen wurde

Auf ein Wort, Stranger,

es gibt einen Vertrag zwischen Indianern und Weißen, der bis dato nie gebrochen wurde.

Im 19. Jahrhundert boomte die Auswanderung aus allen europäischen Ländern nach Amerika, wo angeblich unendlich weites Land niemand gehörte.

Was lag näher, als Unruhestifter die Auswanderung schmackhaft zu machen. Der deutsche Adelsverein organisierte gemeinsam mit der Society for the Protection of German Immigrants die Auswanderung von adeligen Unruhestiftern. Henry Fisher, Konsul des damaligen unabhängigen Texas, verkaufte den Adeligen riesige Flächen Farmland, die es so in Deutschland nicht gab. Sie verpflichteten sich, das Land urbar zu machen, andernfalls würde es an Texas zurückfallen.

Mehrere Hunderte Familien bestiegen 1844 die Schiffe in Richtung Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach der Ankunft blieben die Neuankömmlinge vorerst aus Mangel eines Transports im sumpfigen Tal des Guadalupe River sitzen. Der mexikanisch-amerikanische Krieg brach aus, Cholera und Gelbfieber forderte viele Tote. Als die Überlebenden endlich mit Ochsenkarren zu ihrem erworbenen Land aufbrachen, stellten sie fest, dass auf dem Land, das sie, wie sie glaubten, rechtmäßig erworben hatten, die Penatake Comanchen lebten.

Die Auswanderer benannten ihre neue Heimat Fredericksburg, zu Ehren des deutschen Prinzen Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen.

Bald kam es zum Streit zwischen den beiden Gruppen. Hungernde Siedler töteten die Büffel der Indianer, die die Eindringlinge bekämpften.

Der hessische Freiherr Otfried Hans von Meusebach wurde zum Commissioner General von Fredericksburg ernannt. John Meusebach, wie er sich nannte, versuchte zwischen den beiden Parteien zu vermitteln. Mit seinem langen rotem Haar und dem roten Bart war er für die Indianer eine außergewöhnliche Erscheinung. Sie nannten ihn Rote Sonne. Mit einer Schar Bewaffneter ritt er in das Comanche Territorium und schloss mit den Häuptlingen Old Owl, Santa Anna und Buffalo Hump den Meusebach Comanche Treaty am 9. Mai 1847. Der Vertrag beinhaltete, dass die Deutschen im Indianerland siedeln und die Indianer ungehindert die deutschen Dörfer besuchen durften. Die Siedler verpflichteten sich, den Indianern Lebensmittel und Felle abzukaufen, diese verzichteten im Gegenzug auf Plünderungen der Stadt. Auf Wunsch der Indianer und als Zeichen des guten Willens wurde der Deutsche Emil Kriewitz abkommandiert, bei den Comanchen zu leben.

In den folgenden Jahren, besonders während und nach der 1848er Revolution in Deutschland flohen viele nach Amerika. Während die Stadt wuchs, bemühten sich beide Seiten den Vertrag einzuhalten.

Im Gegensatz zu den anderen Texanern, waren die Einwohner von Fredericksburg gegen die Sklaverei und viele weigerten sich, in der Armee der Südstaaten zu dienen. Einige flüchteten ins neutrale Mexiko. Die Verweigerer wurden von Texasrangern verfolgt und teilweise getötet.

Die Fredericksburger sind stolz auf ihre deutschen Wurzeln. Viele Straßen, Restaurants, Hotels und Geschäfte haben deutsche Namen, alljährlich wird das Oktoberfest gefeiert. Heute ist die Gegend für ihre Weingüter bekannt. Im Herzen des Texas Hill Country im Gillespie County ist die Stadt der perfekte Ort für einen abwechslungsreichen Urlaub. Sei es erholsam, romantisch oder aktiv.

Hoch oben über der Stadt auf dem Enchanted Rock, dem verzauberten Berg, leben laut den Comanchen Geister. Eine Comanche-Prinzessin, die sich vom Berg stürzte, da sie den Untergang ihres Volkes nicht ertrug. Die Fußspuren eines Häuptlings, der seine Tochter opferte, sind im Felsen zu sehen. Man sagt auch, dass im Berg das Gold aus El Dorado liegt und dass geheime Tunnel zu einer verlorenen Stadt der Maya im nahen Mexiko führt.

Zur Erinnerung an den einzigen Vertrag zwischen Rot und Weiß, der nie gebrochen wurde, wird noch heute jährlich am zweiten Wochenende im Mai ein Fest abgehalten, der Founder’s Day, an dem sich die Nachfahren beider Seiten treffen.

So long Fellows

Eure Montana

Quellen:

(m)

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