Archive

Captain Concho – Band 13

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 13
Rebellen-Gewitter

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 05.03.2013, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Extras: Karte mit Kurzinformationen über den Coup in Harper’s Ferry

Kurzinhalt:

»Auf nach Harpers Ferry!« So lautet der neueste Marschbefehl für Captain Concho und seine zusammenge-schrumpfte Einheit. Mutig, wie immer, ziehen sie los, und sie können nicht ahnen, dass die Todesfalle bereits für sie aufgestellt ist. Sam Concho wird Opfer eines gemeinen Verrats und gerät in die Gefangenschaft der Yankees. Es scheint keine Hoffnung mehr zu geben, doch die scheinbar geschlagene Truppe gibt den Kampf nicht auf. Niemals würden diese verwegenen, tollkühnen Männer ihren Captain im Stich lassen. Und sie zeigen den Yankees die Zähne …

Leseprobe:

Captain Concho und seine Männer erstarrten. Sie waren alle wie Farmer und Rancharbeiter gekleidet. Trotzdem zog der Yankee-Offizier vor ihnen blank, und seine Kavalleristen luden die Karabiner durch.

Er war ein großer schlanker Mann von etwa fünfzig Jahren. Der Haltung nach der geborene Kavallerie-Offizier. In seinem asketischen Gesicht zuckte es, als sein Blick in Captain Conchos Augen stach.

»Das riecht, nein das stinkt nach einem Rebellenkommando!«, stieß er knirschend hervor. »Und Sie sind keineswegs Boss, sondern der Anführer!«

»Da muss ich ganz energisch protestieren!«, erwiderte Concho ruhig, obwohl er das nicht mehr* war.

»Hier neben den Pferden antreten!«, schnarrte der Yankee-Offizier. »Und die Hände hoch!«

Vierzehn Männer befehligte er. Captain Concho hob die Arme und trat an das Stangenpferd. Latimer und Hunter bauten sich neben ihm auf, und auch Forscreek stellte sich hinzu. Er hatte ebenfalls die Hände erhoben.

»Umdrehen!«, befahl der Yankee-Offizier. »Sergeant, den Wagen durchsuchen!«

Der Sergeant kletterte auf den Conestoga und verschwand unter der grauen Plane.

Sam Concho und seine drei Männer wandten sich den Pferden zu und tauschten dabei Blicke. Über ein Dutzend Karabinermündungen zeigten auf ihre Rücken. Da flog schon der erste Strohballen hinten aus dem Wagen. Todsicher würde der Sergeant ihre Karabiner, die Uniformen und den Strengstoff finden, und Finnewacker, der den zweiten Viererzug kutschierte, näherte sich der Straßensperre so quälend langsam! Statt das Tempo zu forcieren, ließ er die Pferde trödeln. Auch auf dem zweiten Wagen waren sie zu viert. Acht gegen vierzehn: Das wäre ein etwas besseres Verhältnis gewesen.

»Achtung!«, rief der Yankee-Offizier. »Der zweite Wagen gehört bestimmt dazu. Corporal Patterson – Ihre Gruppe!«

Captain Concho stockte der Atem. Wenn sein Kommando nicht schon an dieser Straßensperre auffliegen sollte und sie nicht alle erschossen werden wollten, musste er etwas unternehmen. Jetzt! In diesem Augenblick.

Stiefel knirschten. Einige der Kavalleristen schritten Finnewackers Frachtwagen entgegen. Sekunden vielleicht noch, und jener Sergeant würde ihre Militärkarabiner, die Uniformen und den Sprengstoff entdecken.

»Ich muss gegen diese Behandlung entschieden protestieren!«, sagte Captain Concho. Er drehte sich um, nahm die Hände herunter und starrte dem Yankee-Offizier ins Gesicht.

Finnewacker war mit seinem Gespann bis auf zweihundert Yards herangekommen.

»Rebellen!«, schrie da der Sergeant unter der Plane und sprang hinten aus dem Wagen.

Der Yankee-Offizier riss den Säbel hoch. Aber da war Concho schon bei ihm.

Von einem Augenblick zum anderen war die Hölle los!

Unter der Plane von Finnewackers Wagen blitzte und krachte es, und jener Sergeant und zwei der Männer, die vor Latimer, Hunter und Forscreek standen, brachen getroffen zusammen.

Der Captain riss den Yankee-Offizier an sich, schlug ihm mit dem Colt den Säbel aus der Faust und wirbelte mit ihm herum.

Hunter, Latimer und Forscreek ließen sich fallen, griffen in die Jackentaschen, in denen sie die Revolver trugen, und schossen gleich durch den Stoff.

Finnewacker hatte gehalten. Er und seine Begleiter sprangen schießend ab, und Sergeant Dandry warf eine der von Forscreek gebastelten Handgranaten mitten in die vorwärtsstürmenden oder in Deckung rennenden und schießenden Yankees, die erst begriffen, was los war, als die Ladung explodierte.

Hunter und Latimer wurden getroffen. Forscreek lag plötzlich unter dem Wagen und warf eine seiner Spezialsprengladungen aus dem Handgelenk heraus über die Straße in den Graben, in den sich die meisten Yankees geworfen hatten. Förmlich bis zum letzten Augenblick hatte er die Sprengladung in der Faust behalten. Ein roter Blitz schoss aus dem Graben und riss eine Fontäne von Erde und Dreck empor. Drei der Kavalleristen wurden von der Detonation auf die Straße zurückgeschleudert.

Captain Concho schoss einen Yankee nieder, bevor der Mann noch einmal auf Latimer oder Hunter feuern konnte, und er traf auch noch einen zweiten.

Der Yankee-Offizier wehrte sich gegen seinen Griff, besann sich aber plötzlich und riss die Revolvertasche auf.

Concho schlug ihm den Colt in den Nacken und ging mit ihm zu Boden.

Rauch wogte über der Straße. Vier Yankees rannten, so schnell sie nur konnten, querfeldein auf eine Baumgruppe zu, um dort Deckung zu finden. Die Männer schossen hinter ihnen her.

Captain Concho sprang auf, und lief zu seinen verletzten Männern. Latimer hatte nur einen Streifschuss abbekommen und erhob sich gerade. Hunter war in den rechten Oberschenkel getroffen worden. Forscreek kniete bereits neben ihm und versorgte die Wunde notdürftig. Dann zog er ihn mit Latimers Hilfe auf die Beine und stützte ihn.

»Auf den Wagen mit ihm und dann weiter!«, rief Concho und winkte Dandry zu sich. Beide rannten zum Schlagbaum und richteten ihn auf.

»Finnewacker!«, brüllte Dandry aus Leibeskräften.

Finnewacker, Dusty und der kleine Oscura waren schon aufgestiegen. Finnewacker ließ die Peitsche knallen und brachte die Pferde in Trab. Im Karacho jagte der schwere Viererzug durch die Straßensperre, und Dandry sprang auf.

Auch der zweite Wagen fuhr an. Nachdem Latimer und Forscreek den verletzten Kameraden auf den Wagen gebettet hatten, hatte Forscreek seinen Platz auf dem Kutschbock wieder eingenommen. Aus dem Stand heraus peitschte er die Pferde zum Galopp vorwärts.

In die Staubwolke des ersten Wagens gehüllt, trat Captain Concho zu Seite, ließ das Gespann passieren und sprang hinten auf.

In gestrecktem Galopp jagten die beiden Viererzüge die Straße nach Norden weiter. Die Räder der schweren Frachtwagen krachten und dröhnten. Ein dichter Staubschleier wehte hinter ihnen her.

Sam Concho kletterte in den Wagen hinein. Latimer, der selbst am Arm blutete, war dabei, Hunter das Bein abzubinden, da die Wunde stark blutete. Der Captain ging ihm zur Hand.

»Wir halten sofort an«, sagte er zu Hunter. »Und dann werden Sie anständig versorgt. Wir treiben auch einen Arzt auf.«

Hunter nickte, das Gesicht schmerzhaft verzogen.

»Sie bleiben bei ihm, Latimer!« »Aye, Sir!«

»Legen Sie sich auch einen Verband an«, sagte Captain Concho und stieg nach vorn zu Forscreek auf den Kutschbock. Forscreek blieb dem anderen Wagen dicht auf den Fersen und fuhr versetzt hinter ihm her, um dessen Staub nicht schlucken zu müssen.

»Wie sieht es mit Hunter aus?«, wollte er wissen.

»Wir haben ihm das Bein abgebunden.«

»Soll ich mal nach ihm sehen?«

Wortlos nahm Captain Concho dem Corporal Zügel und Peitsche aus den Händen, und Forscreek kletterte über das Lehnenbrett zu Latimer und Hunter unter die Plane.

Ein Weg zweigte nach Osten von der Straße ab. Finnewacker lenkte das Gespann hinein, und Concho folgte dem Gefährt.

Ike’s Farm – stand auf einem Wegweiser.

Der Pfad führte abwärts in eine bewaldete Senke hinab. Zwischen den Bäumen nahm Finnewacker seinen Viererzug auf. Captain Concho hielt neben ihm. Er stielte die Peitsche ein, schlug die Zügel um eine Runge und schaute in den Wagen.

Hunter schrie gerade wild und laut auf. Dann sank er stöhnend zurück.

»Schon gut, mein Junge«, sagte Forscreek. »Die Kugel ist raus.«

Latimer sah auf. »Er hat ihm das Projektil herausdrücken können, Sir!«

»Verbindet ihn anständig und bleibt bei ihm!«, befahl Captain Concho und sprang vom Wagen.

Sergeant Dandry kam ihm entgegen.

Finnewacker stand neben den Pferden und hantierte am Geschirr. Oscura und Dusty liefen zum Waldrand zurück, die Karabiner in den Fäusten.

»So ein verdammter Mist, Sir!«, schnaufte der Sergeant schwitzend und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ist es schlimm mit den beiden?«, fragte er besorgt.

»Latimer hat nur einen Kratzer abbekommen. Hunter ist in den rechten. Oberschenkel getroffen worden. Forscreek hat ihm das Geschoss gerade herausgeholt. Sie verbinden ihn jetzt.«

»Ausgerechnet so nahe vor dem Ziel muss es passieren!« Dandry verzog das Gesicht. »Die Yankees werden alles aufbieten, was hier in der Gegend stationiert ist, um uns zu suchen. Hoffentlich sind die anderen besser durchgekommen.

Captain Concho zog die Uhr. »Es wird in zwei Stunden dunkel. Wir bleiben bis zum Aufbruch der Dämmerung hier im Wald und fahren dann die ganze Nacht hindurch.«

»Wie viele Meilen haben wir noch vor der Brust?«

»Zwanzig sind es noch bis Harpers Ferry!«

»Verdammt nah!«, meinte der Sergeant bekümmert.

Captain Concho nickte. Er war sich durchaus darüber im Klaren, dass dieser Zwischenfall das Ende seines Auftrages sein konnte. Die Yankees waren nun alarmiert, und sicherlich würden,, sie vermuten, dass das Ziel des Rebellenkommandos die bundeseigene Waffen- und Munitionsfabrik bei Harpers Ferry war.

(wb)