Archive

Twilight: Biss zum Morgengrauen 2

Stephenie Meyer, Young Kim
Twilight: Biss zum Morgengrauen
Der Comic Teil 2

Comic, Hardcover, Carlsen, Hamburg 2011, 224 Seiten, 14,90 €, ISBN: 9783551794024, ab 14 Jahren, Übersetzung von Marc Hillefeld

Bella Swan lernt die »Familie« von Edward kennen und ist begeistert: Edwards Vampirfamilie nimmt sie herzlich auf und freut sich, dass Einzelgänger Edward endlich jemanden gefunden hat, dem er sich öffnen kann. So erfährt Bella, wie Edward zum Vampir wurde und sie erfährt auch vieles über die Vergangenheit der einzelnen Familienmitglieder. Allerdings hat diese Vertrautheit ihren Preis: Ein fremder Vampir wird zur ernsthaften Gefahr für Bella. Sie muss Forks verlassen, um ihren Vater zu schützen. Aber auf der Flucht erfährt sie, dass der fremde Vampir ihre Mutter in der Gewalt hat und sie töten wird, wenn Bella sich ihm nicht stellt.

Da ich die Bücher konsequent gemieden habe, kann ich zum Vergleich Buch-Comic-Film nichts sagen. Laut einigen Kommentaren im Internet scheint der 2. Band des Comics näher an der Buchvorlage zu sein als der gleichnamige Film. Er soll auch Szenen enthalten, die der Film weglässt. Allerdings wird auch hin und wieder darauf hingewiesen, dass man den Comic nicht versteht, ohne das Buch gelesen zu haben. Der Film wäre leichter verständlich. Das finde ich nicht. Ich konnte der Handlung des Comics folgen, ohne das Buch zu kennen. Natürlich macht die Handlung einen gestrafften Eindruck, aber ich hatte nie das Gefühl, dass etwas Wesentliches oder zum Verständnis Wichtiges fehlt. Im Internet heißt es auch, dass die »neuen« Gesichter von Bella und Edward irritieren. Man hätte die Gesichter des Films verwenden sollen. Hier greift wohl das Phänomen, das jeder kennt, der Bücher und dessen Verfilmungen sieht: Wer zuerst den Film gesehen hat, hat die Bilder der Schauspieler im Kopf. Und an denen orientiert sich alles andere. Wer zuerst das Buch gelesen hat, macht sich ein eigenes Bild, das oft gar nicht mit den Schauspielern zusammenpasst. Und dann kommt noch ein Comic dazu, der schon wieder eigene Bilder entwirft. Das ruft bei manchen Irritationen bis Ablehnung hervor, andere sind tolerant und denken: Ich habe mein eigenes Bild, andere haben eben andere Bilder. Die tolerante Haltung ist meiner Meinung nach die angemessene, da man anderen deren eigene Fantasie zugestehen kann, ohne gleich irritiert oder ablehnend zu sein. Ich persönlich finde die Version Kims in Ordnung, auch wenn die Gesichter (wie oft im Manga) etwas zu hübsch und glattgebügelt sind (die Augen sind für einen Manga allerdings fast zu klein, damit aber auch realistischer). Andererseits verrät ja schon der Name »Bella«, dass die Protagonistin schön zu sein hat. Und die Vampire sind ja in der neueren Literatur sämtlich Schönlinge. Finde ich persönlich nicht so gut, da ich Ecken und Kanten mag und gerade die tollen, schönen Frauenfiguren bei Mädchen/Frauen eher Minderwertigkeitskomplexe hervorrufen können (und es auch tun). Aber zumindest sind hier ja auch die Männer schön, sodass in der Hinsicht Gleichberechtigung herrscht und auch frau mal was Attraktives zu gucken hat. Die Männerfiguren in Mangas sind definitiv schöner als Männerfiguren in amerikanischen oder europäischen Comics, schöner als jeder Filmschauspieler oder gar als jeder reale Mann – was wohl einer der Hauptgründe dafür ist, dass gerade die Mangas beim weiblichen Geschlecht so beliebt sind. Insgesamt gesehen sind die Zeichnungen gelungen. Kim legt v.a. auf die Figuren und deren Stimmungen viel Wert, sodass es entweder keine oder kaum Hintergründe gibt. Wenn aber doch, sind diese sehr gut ausgestaltet. Ansonsten ist der Manga bis auf wenige Seiten in Schwarz-weiß gehalten. Die Schlussszene ist bunt (wohl, um die romantische Stimmung zu unterstreichen), Edwards Erinnerung teilweise eingefärbt (in einem dazu passend auf alt getrimmten beige-gelb), Blut wird z.T. rot gemalt, und die Augen der Vampire außerhalb von Cullens Clique sind ebenfalls rot – Rot wird eindeutig als Warnfarbe verwendet, wirkt deshalb natürlich zentral und springt direkt ins Auge.

Insgesamt eine gelungene Comic-Adaption der beliebten Twilight-Reihe.

(ud)