Captain Concho – Band 3
Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 3
Vorwärts in die Hölle
Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage vom 04.12.2012, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators
Extras: keine
Kurzinhalt:
Es gibt kein Zurück mehr, nur noch den Weg nach vorn. Immer tiefer hinein ins Feindesland müssen Captain Concho und seine verwegenen, tollkühnen Reiter. Aber sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Als sie erkennen, dass der Wahnsinnsbefehl eines verblendeten Generals sie in diese Hölle hineingetrieben hat, da erwacht erst recht ihr Trotz. Und sie stehen wie ein Mann hinter ihrem Captain, der vor ein Kriegsgericht gestellt werden soll …
Leseprobe:
Captain Concho lächelte schlaff und sah dem Lieutenant, der ihm am Spieltisch gegenübersaß, gelassen in die Augen.
Vierzig Jahre war der Lieutenant schon, ein eleganter Mann mit guten Manieren – wenn er nüchtern war. Aber das war er schon einige Stunden nicht mehr. Wütend schlug er auf den Tisch. »Sie spielen falsch, Concho! Sie betrügen! Aber ich habe schon immer gewusst, dass Sie einer sind, der nur Wind macht.«
Zwei Majore saßen noch mit am Tisch, ein Lieutenant und Captain Frasier, den Captain Concho lange kannte. Eigentlich waren sie Freunde. Das hatte bloß von ihnen noch keiner ausgesprochen.
Doch selbst Frasier rührte sich nicht und sah nur, wie die anderen auch, stumm von einem zum anderen.
Der Lieutenant war der Sohn des Generals, ihres Generals, und das war das Üble an der Sache.
Ein Haufen Geld lag vor Captain Concho auf dem Tisch. Er hatte den ganzen Abend gewonnen.
»Wenn Sie mich nicht zum Duell fordern, dann tue ich das, Concho!«, bellte der Lieutenant.
Major Thorndike legte dem Lieutenant besänftigend die Hand auf den Arm. »Nun mal langsam, Gedder! Noch steht doch gar nicht fest …«
»Halten Sie die Schnauze, Thorndike«, fuhr Lieutenant Gedder den Major an. »Sie hat niemand nach Ihrer Meinung gefragt.«
»Mäßigen Sie sich doch im Ton!«, verlangte Frasier ruhig und schüttelte den Kopf.
»Mit Ihnen habe ich auch nicht gesprochen, Frasier!«, dröhnte der Lieutenant. »An Concho sind meine Worte gerichtet gewesen.« Wild starrte er Captain Concho in die Augen.
»Was hatten Sie gesagt, Lieutenant?«, erwiderte Captain Concho eisig. Er kochte längst, weil dieser Kerl mit den Offizieren sprach, als wäre er der General selbst.
»Sie sollen mich zum Duell fordern?«, knirschte Lieutenant Gedder.
Sam Concho rang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf. »Mit Armleuchtern duelliere ich mich nicht. Bedauere, Lieutenant!«
Lieutenant Gedder ruckte hoch Er war so betrunken, dass er sich an der Tischkante festhalten musste.
Die Offiziere musterten Captain Concho konsterniert.
»Concho!«, raunte Frasier. »Der Kerl hat sie doch nicht alle Latten am Zaun.«
»Haben Sie mich einen Armleuchter genannt, Concho?«, bellte der Lieutenant.
»Das tue ich bestimmt nicht wieder, denn wenn Sie mich noch einmal ohne meinen Rang ansprechen, setze ich Sie mit dem Hintern draußen in den Tränktrog.«
Der Lieutenant schäumte, brachte aber kein Wort hervor.
»Und morgen früh«, fuhr Concho fort, »nehme ich Sie dann mit einem Holzsäbel an, damit Ihr Herr Vater mich nicht vors Kriegsgericht bringen kann. Wegen Körperverletzung! Ein paar blaue Flecke zählen ja nicht als Verwundung«
Lieutenant Gedders Blick flog über den Tisch. Er ergriff Major Thorndikes volles Weinglas und schüttete Captain Concho den Wein ins Gesicht.
»Sie verdammter Falschspieler! Ich verlange Satisfaktion!«
Der Wein floss Captain Concho über die Uniform. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Hüten Sie sich, Lieutenant, sonst mach ich Sie zur Sau, auch wenn Sie zwei Generäle zum Vater haben.«
Major Thorndike schnellte hoch. »Gentlemen! Kontenance! Ich bitte um Kontenance! Heben wir die Pokerrunde auf.«
Er wollte Lieutenant Gedder am Arm fassen, um ihn aus dem Raum zu führen. Doch der Lieutenant stieß ihn wütend zurück, sodass er sich um ein Haar neben den Stuhl auf den Hosenboden gesetzt hätte. Er fing sich gerade noch und landete, mit den Füßen schlagend auf dem Stuhl. Der Lieutenant aber griff zum Revolver. Da flog Captain Concho hoch. Weder Frasier noch der andere Major konnten ihn halten. Seine Linke krachte voll in Lieutenant Gedders Gesicht.
Es sah aus, als würde sich der Lieutenant in der Luft rückwärts überschlagen. Es krachte und polterte. Dann lag er da und rührte sich nicht mehr.
Stille herrschte. Erschrocken blickten die Offiziere auf Captain Concho.
Sam Concho trat ruhig um den Tisch und schritt zur Tür, öffnete und rief vier Kavalleristen aus dem Schankraum.
In einer Reihe bauten sich die Männer an der Tür auf und nahmen Haltung an. Dabei sahen sie angestrengt über den am Boden liegenden Lieutenant hinweg.
Captain Concho zeigte auf ihn. »Lieutenant Gedder! Ihr kennt ihn?«
»Aye, Sir!«, erwiderte der erste Mann.
»Tragt ihn in sein Quartier!«
Die Männer traten nach vorn, ergriffen den Lieutenant an Armen und Beinen und trugen ihn aus dem Raum und mitten durch den Schankraum, der voller Soldaten war, die alle wahre Bauklötze staunten.
Captain Concho kehrte an seinen Platz zurück. Die Offiziere entfernten sich, ohne ein Wort zu verlieren. Nur Captain Frasier blieb am Tisch sitzen.
»Bist du verrückt geworden?«, zischte Frasier.
Captain Concho zählte das Geld, ordnete die Scheine und strich sie glatt. Er lächelte. »Ich bin verrückt, weil ich ihn einen Armleuchter genannt habe? Zugegeben, das ist verkehrt gewesen. Nicht er ist ein Armleuchter, sondern ihr. Wieso lasst ihr euch sein Benehmen von ihm gefallen?«
»Durch den Schankraum hast du ihn tragen lassen!«, zischte Frasier. »Die halbe Division ist dort versammelt.«
»Da wird diese Geschichte die Runde machen!«, bemerkte Captain Concho trocken.
»Eben!«
»Ich bin Captain und führe eine Schwadron. Ein General ist ein General und führt eine Division. Dass unser General einen schwachsinnigen Sohn hat, ist doch sein Problem und nicht meins.«
»Du kennst Gedder nicht!«
Captain Concho steckte das Geld ein und wies über den Tisch. »Den habe ich ja eben kennengelernt.«
»Ich meine den Alten!«
»Den General?«
»Ja!«
»Den sehe ich morgen bei der Besprechung.«
»Concho! General Gedder wird dich dafür in die Hölle schicken. Dich und deinen Haufen!«
Captain Concho setzte den Feldhut auf und erhob sich. »Deswegen?«
Auch Captain Frasier stand auf und starrte ihm in die Augen. »Ja! Deswegen! Die Gedders sind empfindlich wie Menschen ohne Haut.«
»Ach! Und da kann so ein Bastard ungestraft auf meiner dünnen Pelle herumreiten? Eher schneide ich denen die Hälse durch.«
Frasier ergriff ihn am Arm und zerrte daran. »Du wirst dich morgen entschuldigen.«
»Schade!«
»Was schade?«
»Dass du schon so besoffen bist!«, versetzte Captain Concho und schlug auf die Rocktasche, in der er das Geld stecken hatte. »Ich habe hier eine Menge Moneten. Komm, die hauen wir jetzt auf den Kopf. Da drüben sitzen ein paar hübsche Girls. Wer weiß, ob wir morgen noch leben.«
Du hast dich eben mit den Gedders angelegt. Begreife doch!«
»Quatsch! Nun vergiss die Gedders mal. Wir liegen mit dem Norden im Clinch, und das sind über eine Million Mann. Wie viele sind die Gedders schon? Lass mich nicht lachen! Komm! Gehen wir zu den Miezen. Ich halte dich frei. Da ist eine Blonde! Sie hat mich schon ein paar Mal angelacht. Zu Hause würde ich wochenlang um sie herum schwadronieren, ehe ich es überhaupt wagen würde, sie anzufassen. Aber dieser beschissene Krieg! Da muss alles in einer Nacht passieren. Morgen geht es doch schon weiter.
»Und du wirst mitten in die Hölle reiten, weil du dich heute Abend nicht bezähmen konntest.«
»Kuscht ihr deswegen vor diesem ungehobelten Klotz?«
»Hast du das nicht bemerkt?«
Sam Concho starrte ihn an. »Wenn ich deswegen in die Hölle muss, nehme ich den Bastard auf die Klinge! Aber damit meine ich nicht den Lieutenant, sondern den General!«
»Du hast einen Knall!«
»Das exerziere ich dir vor!«
Frasier schüttelte den Kopf.
Captain Concho ließ ihn stehen und ging nach vorn in den Schankraum, und da kam sie ihm schon entgegen, das blonde Lockenköpfchen! Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen, wenn sie lächelte. Eine grazile Person war das, mit einem großen wogenden Busen.
»Na, du Ritter«, sagte sie und legte Captain Concho die Arme um den Nacken. »Habt ihr eure Tafelrunde da drüben endlich beendet?«
Captain Concho ergriff ihre runden Schultern, sog den Parfümduft ein und schloss die Augen.
Er sah die zerfetzten Leiber auf den Schlachtfeldern liegen. Hölle! Dazu war doch ein Mann nicht bestimmt.
Fest nahm er das blonde Mädchen in die Arme und küsste es. Dass sie seine Küsse erwiderte, nahm ihm glatt den Atem. Krieg war und erließ nicht einmal für die Liebe genügend Zeit.
Er nahm das Girl mit ins Hotel und auf sein Zimmer. Er war ein Mann, der aus der Hölle kam und wieder hinein musste. Dieses blonde Lockenköpfchen schien das zu wissen.
Sie wollte kein Licht. Mondlicht fiel durch das Fenster in das schmale Zimmer. Weiß leuchtete die Haut dieses schönen Mädchens. Sam Concho konnte von ihr nicht genug bekommen. Fest presste er das Gesicht auf ihren Busen und vergaß dabei alles. Diesen verdammten höllischen Krieg, das Millionenheer, dem sie gegenüberstanden, die Gedders und auch seinen Freund Captain Frasier.
Mit Armen und Beinen umschlang sie ihn, so fest, als wollte sie ihn nie mehr loslassen, und er drückte das heiße Gesicht auf ihre großen üppigen Brüste und ein tiefes Gefühl von Ruhe und Geborgenheit ergriff von ihm Besitz.
(wb)