The same procedure as last year
The same procedure as last year
Es ist Jahr für Jahr dasselbe. Menschen machen viele unkluge Dinge. Sie trinken zu viel, umarmen und küssen unbekannte Leute, obwohl der gesunde Menschenverstand ihnen rät, dies tunlichst zu vermeiden. Etwa die Hälfte der Gattung Mensch macht offenbar jedes Jahr Neujahrsvorsätze. Diese beschäftigen sich in der Regel mit Dingen wie zum Beispiel Gewichtsabnahme, sportliche Aktivitäten, Nikotinverzicht, Einschränken übermäßiger Ausgaben oder Hinarbeiten auf eine neue Position. Immer zu Neujahr besinnen wir uns darauf, etwas scheinbar Wichtiges im persönlichen Leben bewerkstelligen zu müssen. Wir suchen nach einem Grund, vielleicht sogar nach einer Ausrede, uns selbst ein neues Image zu geben. Je schwerer es ist, etwas zu ändern, desto größer ist die Versuchung, einen externen Faktor wie den Beginn des neuen Jahres zu verwenden, um sich einen Schwerpunkt für das Folgende zu setzen. Aber gerade die Tatsache, dass wir Neujahr dafür verwenden, um uns anzuspornen, könnte ein Zeichen sein, dass wir nicht wirklich imstande sind, den harten Job des Änderns ernsthaft umzusetzen. Tatsächlich könnte der Hype um das neue Jahr bedeuten, dass wir zu ehrgeizig und unrealistisch sind. Doch gerade der Neujahrstag ist für viele unter uns eine Art Neustart, ein Versuch, um eine gewisse Kontrolle über das Kommende ausüben zu können; oder etwas anders formuliert – ein Bild von dem Zukünftigen zu entwickeln, wie es sein könnte. Erst vor Kurzem habe ich einen Vorsatz gelesen, welcher bis in die Vorkriegszeit zurückreichen soll und dabei an einen Vorwurf gedacht, welcher mir vor Jahren an den Kopf geworfen wurde. Wirklich ein hartes Stück Arbeit, was man sich da vorgenommen hat. Solch einen Vorsatz liegt meiner Meinung nach im unrealistischen Optimismus des Menschen begründet, sich mehr zuzutrauen, als man eigentlich kann. Es ist ein Betrug an sich selbst, sich etwas vorzunehmen, was aufgrund der Objektivität der Lage bereits im Anfangsstadium zum Scheitern verurteilt ist.
Ich habe mir keine Vorsätze für das neue Jahr vorgenommen. Der Geisterspiegel bleibt für mich, was er von Anfang ist, ein Hobby, welchem ich in meiner eng bemessenen Freizeit nachgehe. Die 1. Mannschaft des TSV Blau-Weiß Rödgen e.V. trainiert auch nicht jeden Tag, um in der Fußballhierarchie nach oben zu kommen.
Ich unternehme auch keinen Versuch ala Dr. Emmett Doc Brown und Marty McFly, mit einem Sportwagen vom Typ DeLorean DMC-12 und eingebautem Fluxkompensator in die Vergangenheit zu reisen, um irgendwelche Almanache, Listen und Listchen aufzustöbern und diese in der Gegenwart zu veröffentlichen. Mein Job, mir einen DeLorean leisten zu können, lässt dies ja auch nicht zu.
Wenn ich etwas verändern will, warte ich nicht bis Neujahr, sondern packe dies sofort an.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein erfolgreiches Jahr 2014.
(wb)