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Der legendäre Liver Eating Johnston

Der legendäre Liver Eating Johnston

Er war sicherlich kein Buckskin Hero. Liver Eating Johnston war einfach nur das, was sich die Leute unter einem Hünen von einem Mann aus den Bergen vorstellten. Obwohl er furchtlos, ungestüm, trunksüchtig und stark wie ein Ochse war, hatte er in seinem Leben noch nie eine menschliche Leber gegessen. Der seltsame Spitzname entstand als Ergebnis einer Lügengeschichte, in welcher er angeblich einen Sioux während einer Schlacht irgendwann um 1868 erstochen haben soll. Als er das Messer wieder herauszog, hing ein Stück Leber des getöteten Mannes an der Klinge. Johnston zeigte diese angeblich seinen Kameraden und sagte scherzhaft: »Wer möchte das kauen?«
Der Mann maß vom Scheitel bis zur Sohle stattliche 6 Fuß, wog ungefähr 280 Pfund … und wurde zu einer Legende. Johnston war ein »Hansdampf in allen Gassen« und arbeitete zu Lebzeiten in verschiedenen Jobs. Er war unter anderem Jäger, Bergmann, Indianerkrieger, Trapper, Schmuggler, Farmer, Seemann, Kutscher, Guide, Scout, Deputy, Unionssoldat und Händler.
Viele glauben, dass der fiktive Film Jeremiah Johnson auf seine Heldentaten basiert, jedoch entsprechen viele Begebenheiten des Films nicht der »historical correctness«. Aber so ist nun mal Hollywood. Auf jeden Fall hatte Johnston ein explosives Temperament. Ihm fehlte die Selbstkontrolle, welche ihn mehr als einmal in Schwierigkeiten brachte.
Liver Eating Johnston verkörperte einen Mann, welcher in der Lage war, am Morgen recht freundlich und am Abend äußerst gewalttätig zu sein. Weil die Berge keine Gesetze kannten, verliefen Johnstons erste Jahre schrankenlos; unbelastet von Ritualen, Erwartungen und Bräuchen der »Flatlander«-Mentalität. Dennoch scheint es, dass elementare Spuren eines Gewissens – wenn auch tief in der vernarbten Realität seines Lebens in der Wildnis – zu finden sind. Vielleicht eine gute Sache angesichts der von einer Minute zur anderen möglichen Gefahr im außergewöhnlichen Leben eines Liver Eating Johnston.
John besaß eine Reihe von Grenzlanderfahrungen und ein bemerkenswertes Gespür, um überleben zu können. Sein Tod im Alter von 76 Jahren ist ein Beweis für seine Fähigkeiten in der Wildnis. Sein Vertrauen in seine Treffsicherheit, seine unglaubliche Kraft und seinen scheinbar unermüdliche Energie machten ihn zu einem der bekanntesten Mountainmen, die ihre Haut gen Westen trugen. Furchtlosigkeit scheint eine angeborene Qualität aller großen alten Westernfiguren zu sein. Einige der Honoratioren wie Wild Bill Hickok, Wyatt Earp, George Armstrong Custer, Sitting Bull, Crazy Horse und andere »litten« scheinbar alle unter Angstmangel, eine Eigenschaft, welche sich für die Erhöhung ihres Rufes als entscheidend erwies. Auch Johnston ging nahezu furchtlos durch sein Leben.

Sein richtiger Name war John Garrison Johnston. Im Juli 1824 in Little York, New Jersey, geboren, glaubte er schottischer oder irischer Abstammung zu sein. Seine Kindheit war nicht schön, gelinde gesagt. Sein alkoholkranker Vater Isaak zwang ihn und seine Geschwister häufig auf den benachbarten Farmen zu arbeiten, um seine Saufschulden bezahlen zu können. Als er alt genug war, machte sich Johnston zum Meer auf und davon und fand als Walfänger auf einem Schoner Arbeit.
Irgendwann wurde er des Walfanges überdrüssig und trat während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges in die U.S Navy ein. Doch seine Karriere wurde jäh unterbrochen, als ein Offizier einen anderen Seemann mit einem Schwert schlug. Johnston griff ein und schlug ihn mit einem Schlag auf den Hals k.o. Daraufhin erhielt er einen Monat lang keinen Landgang. Als diese Einschränkung aufgehoben worden war, ging er an Land und gen Westen. Da er damit als Deserteur galt, änderte er seinen Namen von Garrison in Johnston um.
Wie viele andere verfiel auch Johnston in den berühmt-berüchtigten Goldrausch Kaliforniens und schloss sich den Glücksritter auf der Suche nach Reichtum an. Es war in jener Zeit, als er J.X. Beidler traf, welche zu einem lebenslangen Freund und Partner wurde. Das Paar glich wie zwei Erbsen in einer Schote. Beide frönten dem Whisky und der Gewalt. Und Johnston entwickelte sich wie sein Vater immer mehr zu einem Alkoholiker.

Während des Bürgerkrieges trat Johnston der 1st Division, 2nd Colorado Calvary, 4th Brigade, H-Kompanie bei und wurde Scout. Damit man ihn auch nahm, hatte er sich um 6 Jahre jünger gemacht als er tatsächlich war. Nach weniger als eine Woche desertierte John erneut. Doch dieses Mal kehrte er schließlich zurück. Er wurde einer anderen Einheit zugeteilt und in den Schlachten von Newtonia und Westport am Bein und an der Schulter verwundet. Am Ende des Bürgerkrieges wurde er ehrenhaft entlassen, arbeitet in den Goldminen Montanas und bekämpfte Indianer. Es wurde berichtet, dass sich Johnston nach Fort Benton absetzte und sein ganzes Geld mit vollen Händen für Whisky ausgab. Völlig pleite verdingte sich John als Fuhrmann und belieferte Bergarbeiter. Johnstons alter Kumpel Beidler gesellte sich zu ihm, kam mit ihm ins Geschäft und verkauften Holz auf dem Missouri. Der Beruf war unter den gegebenen Umständen sehr gefährlich, denn Johnston und Beidler schlugen das Camp mitten im Sioux-Land auf. Im Sommer 1868 wurden allein sieben Holzfäller getötet, und die Männer mussten ständig mit Angriffen von Sioux-Kriegern rechnen.
Nach einer kurzen Pause gingen die beiden wieder an die Arbeit. Johnston machte fast alles zu Geld. So wurde er häufig beim Verkauf von Indianerschädeln an Passagiere auf Dampfschiffen gesehen. Auch versuchte sich John als Fallensteller und Jäger.
Die Sioux waren ihm ein Dorn im Auge. Sie stahlen oft seine Biberfallen und Pelze. Es gibt mehrere Berichte darüber, wie Johnston seine Feinde überlistete. Manchmal legte er ein Scheincamp an, als ob er dieses in aller Eile verlassen hatte und hinterließ ihnen vergiftetes Fleisch. Eine Geschichte erzählt davon, dass Johnston einen Tunnel unter seiner Hütte gegraben hatte. Als drei Sioux im Inneren auf ihn warteten, kroch Johnston in den Tunnel und erschoss einen von ihnen durch die Dielen. Die anderen beiden packten ihren gefallenen Freund und flohen.

Johnston schaffte es, sich praktisch in jeden Indianerkonflikt, der entstand, einzubringen. Er diente als Scout für den berühmten General Nelson A. Miles und war anwesend, als der legendärer Chief Joseph festgenommen wurde. Aber schließlich wurde Johnston dieses Lebensstils müde und suchte sich einen anderen Job. Im Jahr 1868 tauchte Beidler wieder auf, und gemeinsam gingen sie für das nächste halbe Jahrzehnt mit geschmuggeltem Whisky bei den Indianern hausieren. Ein Großteil ihres Handels erfolgte in einem Territorium, welche die Siedler Whoop Up-Gebiet nannten. Nur wenige weiße Männer wagten sich in diesen Bereich. Dieses zu tun, galt als Selbstmord. Doch störte dies alles Johnston nicht. Die Indianer, die sich in diesem Gebiet niedergelassen hatten, sahen Johnston als geistesgestört an und ließen ihn somit mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Zu dieser Zeit ging der Mountainmen auf die 50 zu und beschloss, dass es am besten wäre, das Spiel mit dem Schwarzhandel aufzugeben. Er versuchte es als Bergführer in Süd-Montana, da niemand dieses Gebiet besser kannte als er.
In den folgenden Jahren kehrte Johnston zu einigen seiner früheren Berufe zurück, begab sich jedoch auch in anderen Bereichen auf Suche, um eine Beschäftigung zu finden. Eine Zeit lang fuhr er auf einer Postkutschenlinie und wurde sogar Sheriff in Coulson, Montana, besser unter dem Namen Billings bekannt. Wegen den Legenden, die sich um seinen Namen rankten, wurde er häufig gebeten, in Wild-West-Shows aufzutreten, die in jener Zeit sehr populär waren. Allerdings hatte er für die Menschenmassen nicht viel übrig und bevorzugte das einsame Leben der Berge. Wenig später kehrte er der Unterhaltungsbranche den Rücken und verdingte sich kurzzeitig wieder als Lawman.
Johnston begann sein Alter zu spüren und spielte mit dem Gedanken, in den Ruhestand zu gehen. Er baute sich eine Hütte in den Bergen rund um Red Lodge, wollte aber jedoch nicht einfach nur dasitzen und nahm einen Job als Marshal an. Im Alter von 70 Jahren zog er sich aufgrund von Schmerzen, hervorgerufen durch seine alten Kriegsverletzungen, zurück. Im Jahr 1899 ging Johnston in ein Krankenhaus für Veteranen in Los Angeles, Kalifornien, wo er am 21. Januar 1900 starb. Er wurde in Kalifornien begraben, aber es wurde später beschlossen, seine sterblichen Überreste nach Cody, Wyoming zu überführen. Dieses Gebiet war einer der Lieblingsplätze von Johnston.
Noch heute behaupten Camper und Waldarbeiter, den Geruch von Pfeifentabak riechen zu können, der durch die Wälder zieht. Mehrere Leute wollen einen gespenstisch wirkenden, ergrauten alten Mann an der Spitze eines Packmuli-Trails gesehen haben.

Ja, der legendäre Liver Eating Johnston ist nicht in Vergessenheit geraten. Der Autor Alfred Wallon greift in Die Legende von Liver-Eating Johnston das Leben des Mountainman auf und bietet dem geneigten Leser einen durchaus interessanten Abenteuerroman. Dieser wird in der Reihe HOPF premium im Frühjahr 2014 in einer streng limitierten, hochwertig ausgestatteten Buchausgabe erscheinen. Der Verlag wird 99 Hardcover mit Schutzumschlag, Goldprägung, Lesebändchen, eingedruckter Nummerierung und Fadenheftung, für Vorbesteller auf Wunsch mit Namen und/oder Widmung sowie 16 nicht verkäufliche Künstlerexemplare drucken lassen.
Über den Kurzinhalt des Romans liest man auf der Verlagsseite Folgendes:

Zahlreiche Legenden ranken sich um John Johnston, der ursprünglich unter dem Namen Garrison geboren wurde und während des Mexikanischen Krieges zur See fuhr. Nachdem er Ärger mit einem Offizier bekam, desertierte er, nannte sich von diesem Zeitpunkt an John Johnston und zog weiter nach Westen. Er war beim Goldrausch in der Alder Gulch in der Nähe von Bannack / Montana dabei und betätigte sich anschließend mit seinem Partner John Xavier Beidler im Holzhandel
In seinem rastlosen Leben zwischen 1846 und 1880 kämpfte er gegen Sioux und war in zahlreiche Auseinandersetzungen mit verschiedenen Stämmen verwickelt. In dieser Zeit erhielt er auch seinen »Kriegsnamen« Liver Eating Johnston, der aber nur aufgrund eines Missverständnisses zustande kam und trotzdem für weitere Legenden sorgte.
Johnston agierte auch als Whiskeyhändler an der kanadischen Grenze und war berühmt-berüchtigt für seine waghalsigen Transporte. Als sich die Situation für ihn immer mehr zuspitzte, verließ er diese Region und heuerte als Scout bei der US-Armee an. Er war beteiligt an den Feldzügen gegen die Cheyenne und die Nez Perces in den 70er-Jahren.
Seine letzten Jahre verbrachte er als Marshal in Red Lodge / Montana. Aufgrund einer heimtückischen Krankheit musste er die letzten Wochen seines Lebens in einem Veteranenhospital verbringen und starb dort unter ärmlichen Verhältnissen.
Teile von Johnstons Leben werden in dem Film Jeremiah Johnson ( mit Robert Redford ) in einer historisch nicht korrekten und sehr heroischen Form wiedergegeben. Dabei war Johnston alles andere als ein strahlender Held.
Alfred Wallon hat diesen Roman nach vorliegenden historischen Zeitzeugenberichten geschrieben.

Quellen:

(wb)

2 Antworten auf Der legendäre Liver Eating Johnston