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Die Stadt der lebenden Toten

Die Stadt der lebenden Toten

»Sie sind überall«, flüsterte David seinem Freund Chris zu, der neben ihm in den Büschen des riesigen Parkgeländes kauerte und kaum zu atmen wagte.
Durch die Blätter und Zweige konnten sie beobachten, wie an diesem herrlichen Sommernachmittag Hunderte von Menschen wie seelenlose Puppen im strahlenden Licht der Sonne über die gepflegten Beete und Rasenflächen des Frankfurter Stadtparks wankten und sich mit starren, leblosen Augen und fahlen, bläulichen Gesichtern ziellos voranbewegten.
Chris´ Stimme zitterte. »Mein Gott. Ich glaube, dass es ein Fehler war, von Zuhause abzuhauen. Es sind schon zu viele von denen, und es werden immer mehr.«
»Im Radio haben sie aber ausdrücklich gesagt, dass wir auf gar keinen Fall in unseren Häusern bleiben sollen, sondern die nächsten Notstationen aufsuchen müssen«, entgegnete David sichtlich angespannt.
»Aber wie sollen wir da hinkommen, ohne denen direkt in die Arme zu laufen?«
David atmete tief durch und antwortete nicht.
Weiter entfernt vernahmen sie plötzlich vereinzelt Schüsse.
»Da! Hörst du? Sie machen schon Jagd auf diese Typen«, sagte er. »Das ist ein gutes Zeichen. Wir versuchen, zur Notstation des Krankenhauses zu kommen, das ist bloß ein paar Straßen von hier weg!«
»Wird das denn auch von einer Bürgerwehr bewacht?«
»Du hast doch die Nachrichten gehört. Die wollen sogar den Bundesgrenzschutz und die Bundeswehr überall einsetzen. Wirst schon sehen, die haben das bald wieder alles unter Kontrolle!«
Die Worte nützten nichts. Immer noch spiegelten sich Furcht und Zweifel in Chris´ Augen.

»Achtung, Achtung. Hier spricht die Polizei! Versuchen Sie auf keinen Fall, in Ihren Wohnungen zu bleiben. Begeben Sie sich umgehend zur nächstgelegenen Notstation!
Ich wiederhole: Begeben Sie sich umgehend zur nächsten Notstation!«

Die Durchsage, die aus einem vorbeifahrenden Polizeiauto per Megafon gemacht wurde, wiederholte sich einige Male und wurde dabei immer leiser.
»Los, komm jetzt!«, befahl David und packte Chris am Arm, der noch immer zögerte.
»Na los. Sie sind verdammt langsam. Wir können einfach durch sie hindurchpreschen. Wenn wir allerdings noch länger hier herumhocken, haben wir bald wirklich keine Chance mehr.«
Sie rannten, so schnell sie konnten, vorbei an den umherwankenden Gestalten, die mit ausgestreckten Armen versuchten, nach ihnen zu greifen.
Die beiden Zwanzigjährigen waren jedoch viel zu schnell, um sich erwischen zu lassen, sausten Haken schlagend über die riesige Rasenfläche, sprangen über die gepflegten Blumenrabatten und hatten in kürzester Zeit den kleinen Kiesweg erreicht, der aus dem Stadtpark zur Hauptstraße hinausführte.
Beklemmende Stille, die nur noch vereinzelt von weit entfernten Schüssen oder Polizeisirenen zerrissen wurde, hatte sich bereits über den größten Teil der Stadt gelegt.
Kein einziges Auto fuhr mehr vorbei. Sie waren einfach von den Besitzern zurückgelassen worden, nachdem der Verkehr zusammengebrochen war.
Die beiden Freunde hatten sich jetzt hinter einem der Wagen versteckt, um erst einmal vorsichtig die Lage auszukundschaften.
Ihre T-Shirts waren durchnässt, denn die Temperatur an diesem Tag betrug über dreißig Grad und machte ihnen die Situation nicht erträglicher.

***

Vor vier Stunden hatten sie noch im Garten vor Chris´ Elternhaus gegrillt, als die Situation sie buchstäblich überrollte. Sie hatten beobachtet, wie die Nachbarin gegenüber wie benebelt über ihr Grundstück torkelte. Ihr Mann hatte völlig unbeeindruckt von der Eingangstür ihres Hauses zugesehen, wie seine Frau auf dem Rasen zusammenbrach.
Als David und Chris hinüberrannten, um zu Hilfe zu kommen, wankte der Mann einfach emotionslos und unbeeindruckt von der Situation an ihnen vorbei.
Dass ihm eine Heckenschere seitlich im Hals steckte, sahen sie erst in dem Moment. Kein Mensch hätte das überleben können, trotzdem ging mit starrem Gesichtsausdruck an ihnen vorüber, als wenn nichts geschehen wäre.
Als sie trotz der unheimlichen Situation versuchten, der Frau zu helfen, stellten sie fest, dass diese keinen Puls mehr aufwies. Zudem war ihr gesamter Körper von blutigen Bisswunden übersät.
Sofort liefen die beiden ins Haus, um einen Krankenwagen und die Polizei zu rufen, als die Frau, die eben noch keinerlei Lebenszeichen von sich gegeben hatte, plötzlich am Wohnzimmerfenster stand und hineinstarrte.
Immer mehr Gestalten, die den gleichen Zustand aufwiesen, kamen durch den Garten auf das Haus zu. Die beiden Freunde flüchteten, um sich vorerst im nahe gelegenen Park zu verstecken.
Als aber auch dort nach kurzer Zeit immer mehr der unheimlichen Kreaturen auftauchten, trauten sie sich nicht mehr aus ihrem Versteck heraus. Die Menschen versuchten währenddessen fieberhaft, aus der Stadt zu fliehen, um sich vor den umherwandelnden Untoten zu retten, die in immer größer werdender Zahl auftauchten und sich als extrem gefährlich erwiesen.
Eine Stunde später wurde bereits der Ausnahmezustand ausgerufen und die erste Notstation über das Radio bekannt gegeben.


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