Arne Dahl – Misterioso
Zu Beginn der Geschichte wird Inspektor Paul Hjelm zu einer Geiselnahme im zweiten Stock der Ausländerbehörde seines Distrikts gerufen. Ein Kosovoalbaner, der nach Schweden eingewandert ist, hat Geiseln genommen. Anstatt auf die angeforderte Spezialeinheit zu warten, dringt Hjelm allein in das Gebäude ein, nimmt den Geiselnehmer gefangen und rettet die Geiseln. Außerdem rettet er auf diese Weise dem Geiselnehmer das Leben, der sonst von der Spezialeinheit wohl getötet worden wäre.
Obwohl die Presse ihn anschließend als Held feiert, verhören Hjelm Kollegen von der internen Ermittlung, weil er sich nicht vorschriftsmäßig verhalten hat. Man vermutet, dass die Tat auf eine bestimmte Weise den Rechtsradikalen Vorschub leistet. Als Hjelm nahe daran ist, seinen Job zu verlieren, wird er plötzlich von Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin vor dem Rausschmiss gerettet, indem ihn dieser in die von ihm selbst geleitete A-Gruppe beruft, eine kleine, dem Reichskriminalamt zugeordnete Eliteeinheit, der außer Hjelm noch fünf weitere Spitzenpolizisten aus dem ganzen Land angehören.
Auf Hjelm wartet nun Ermittlungsarbeit, die von ihm und den Kollegen alles verlangt. Der erste Fall dieser neuen Einheit mit weitreichenden Kompetenzen dreht sich um drei kurz nacheinander begangene Morde an Spitzenkräften der schwedischen Wirtschaft. Eine erste Spur führt zunächst zu einer kleinen Geheimloge, erweist sich aber sehr bald als Sackgasse.
Weitere Spuren ergeben sich, als Hjelm die Freizeit der Getöteten durchleuchtet. Der Yachtclub, in dem zwei der Ermordeten segelten und der Golfclub, dem alle drei Opfer angehörten, sind nicht uninteressant. Aber auch diese Spuren erweisen sich nach kurzer Zeit als falsch. Nun ermitteln die Beamten der A- Gruppe, dass eventuell die russische Mafia in die Morde verwickelt ist. Bevor man jedoch weiter in diese Richtung forscht, gerät den Beamten ein Jazzstück von Thelonious Monk in die Hände, das der Täter am Tatort hinterlässt und das den Titel »Misterioso« trägt. Auch kommen die Ermittlungen der A-Gruppe in den wirtschaftlichen Kreisen voran, in denen sich alle drei Toten bewegten.
Als Hultin und seine Leute schließlich davon ausgehen, dass es bei den drei Morden bleiben wird, schlägt der Täter überraschend ein weiteres Mal zu. Was nur ist sein Motiv? Ist hier am Ende gar eine terroristische Gruppe wie die RAF am Werk?
Die A- Gruppe tappt noch immer im Dunkeln, während die Zeit drängt, da der Täter offenbar vorhat, weiter schwedische Wirtschaftsgrößen zu ermorden. …
Zunächst erzählt Arne Dahl eine Geschichte, die schon nach wenigen Seiten zu Ende ist und auf welcher dann der eigentliche Roman aufbaut, nämlich die Geschichte des Paul Hjelm, der den Fängen der internen Ermittlung entrissen und dann Teil der A-Gruppe der Reichskripo wird, die einen Serienmord an schwedischen Wirtschaftsgrößen nicht nur aufklären, sondern vor allem auch beenden muss.
Zudem erzählt der Autor vorweg noch eine Episode, die zunächst nicht unbedingt wichtig für den weiteren Verlauf zu sein scheint, was sich am Ende aber als Trugschluss erweist.
Die Ermittlungen der A-Gruppe sind danach lange Zeit nicht von Erfolg gekrönt, und erst ziemlich gegen Ende der Geschichte klärt sich das zunächst für den Leser verwirrende Spurendurcheinander auf, und der Täter wird identifiziert.
Das Ganze wird vom Autor mit einer Geschichte über Paul Hjelms Familien- und Liebesleben gewürzt, die durchaus deftig von den Beziehungen des Hauptcharakters zu seiner Frau und zu seiner späteren Geliebten, seiner Kollegin Kerstin Holm, erzählt.
Ich als Leser des Romans muss leider gestehen, dass mich die Geschichte ein bisschen verwirrt hat und dass ich an verschiedenen Stellen den roten Faden vermisste, den ich bei anderen Krimis und Thrillern durchaus fand. Insbesondere die detaillierte Beschreibung der schwedischen Schauplätze und die immer neuen schwedischen und finnischen Namen der Orte, Straßen und Plätze konnte ich, der ich nur ein einziges Mal für zwei Tage in Schweden war, kaum nachvollziehen. So war denn für mich das Lesen dieses Buches »schwere Arbeit« und weniger Vergnügen, und nur das Ende der Geschichte, das alle Handlungsstränge zusammenführte, trug dazu bei, dass ich am Ende mehr verstand, als zuerst.
Fazit:
Arne Dahl hat mit Misterioso, dem ersten Krimi seiner Reihe über Paul Hjelm und die A- Gruppe, einen Roman abgeliefert, der schwer zu lesen und zu verstehen ist, zumindest für diejenigen Leser, die sich in Schweden und insbesondere in Stockholm nicht auskennen.
Die drastische Beschreibung der Liebesszenen von Paul Hjelm und seiner Frau, beziehungsweise des Ermittlers und seiner Kollegin, Kerstin Holm, ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
Das Ende allerdings, die Auflösung der Geschichte, versöhnt dann aber doch ein wenig. Es erklärt dem doch zunächst etwas verwirrten Leser die Dinge, die er zuerst nicht ganz nachvollziehen kann. Die Probleme werden allerdings weniger durch die verwirrende Erzählweise des Autors sondern vor allem durch die vielen verschiedenen Namen der fremden Schauplätze und Personen hervorgerufen. Sie sind deshalb für Landsleute Arne Dahls vielleicht viel weniger schwerwiegend.
Der Autor:
Arne Dahl wurde 1963 geboren und lebt in Stockholm und Berlin. Er ist Literaturwissenschaftler und arbeitet für die Schwedische Akademie, die die Nobelpreise vergibt. Sein richtiger Name ist Jan Arnald. Mit seinen Krimis über die A- Gruppe um den Stockholmer Inspektor Paul Hjelm erlangte er in den letzten Jahren beim internationalen Publikum und bei der – ebenfalls internationalen – Kritik großen Respekt. Misterioso war sein Debüt in Deutschland. Danach erschienen bei Piper die weiteren Romane um die A-Gruppe.
Der Autor erhielt 2005 und 2006 den Deutschen Krimipreis. Er bekam zudem weitere Auszeichnungen wie zum Beispiel den Radio Bremen Krimipreis (2010) und den Schwedischen Krimipreis (2011).
Seine Werke wurden zum Teil verfilmt und u.a. im ZDF und im schwedischen Fernsehen gezeigt.
Quellen:
- Arne Dahl, Misterioso, Piper Verlag GmbH, München, 18. Auflage, Dezember 2012.
- www.wikipedia.de
- www.piper.de
Bilder
- Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.
- Foto des Autors. Copyright: Sara Arnald. Mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.
(ww)