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Die Ballade von Tarlin

Stephan R. Bellem
Die Ballade von Tarlin

Fantasy-Novelle, Taschenbuch, Ulrich Burger Verlag, Homburg, Mai 2013, 147 Seiten, 7,50 Euro / E-Book: 3,99 Euro, ISBN: 9783943378061

Das Empire der Elfen führt einen erbitterten Krieg gegen die Drachen und braucht dafür immer mehr Rohstoffe in Form von magischen Edelsteinen. Diese finden die eitlen Spitzohren auf einem neuen Kontinent, dessen Ureinwohner, die Orks, alles andere als begeistert von den neuen Siedlern sind. Die Neuankömmlinge nehmen ihnen das Land weg, graben Minen und entweihen ihre Heiligtümer. Als Sklaven halten sie sich Menschen, die für sie die Bergwerksarbeit ausführen müssen.
Tarlin ist einer der Elfen, die im neuen Land für Recht und Ordnung sorgen sollen. Als seine Kumpane und er eine heilige Höhle der Orks plündern wollen, fährt ein Rachegeist in den Mann, der sich fortan an kaum etwas erinnern kann und dem eine sonderbare Wolfstätowierung magische Kräfte verleiht. Als Rächer des Landes tötet er alle Menschen und Elfen in der Mine. Als man ihn überwältigt, schlägt man ihn übel zusammen und lässt ihn zum Verdursten in der Wüste zurück. Doch die Vision eines Ork-Schamanen holt ihn zurück, und Tarlin sinnt – nun auch aus ganz persönlichen Gründen – auf Rache…

Stephan R. Bellems Novelle vermischt Westernelemente mit Fantasy-Völkern, wobei er die Erschließung Amerikas mit Elfen als europäische Siedler, Menschen als schwarze Sklaven und Orks als amerikanische Ureinwohner darstellt. Diese Idee ist geglückt, vor allem, weil Bellem auf den knapp 150 Seiten, die in einer fast unverschämt großen Schrift bedruckt sind, eine reichhaltige Welt kreiert und sie mit vielen interessanten Details füllt. Wo es vordergründig um einen Mann geht, der Teile seines Gedächtnisses verloren hat und auf Rache sinnt, schwelen im Hintergrund noch andere, tiefgehendere Konflikte. Schlaglichtartig schreitet die Handlung in drei Akten voran, mit der Rückkehr von Tarlins Erinnerungen erkennt auch der Leser die zunächst undurchsichtig erscheinenden Zusammenhänge. Das macht den Einstieg in die Story etwas schwieriger, ist aber für die gewählte Erzählperspektive aus der Ich-Form sehr passend und lebendig.

Die gedruckte Taschenbuchversion wirkt durch das sehr große Schriftbild mit massivem Zeilenabstand etwas gewollt auf die 150 Seiten gestreckt. Empfehlenswert ist daher die günstigere E-Book-Ausgabe, bei der man dieses Problem durch die jeweilige Anpassung an das Endgerät nicht hat. Das Wichtige ist ohnehin der Inhalt. Und der – wie man den vorangegangenen Zeilen entnehmen konnte – stimmt.

Fazit:
Die Ballade von Tarlin ist eine kurzweilige Mash-up-Novelle, die Westernmotive und Fantasy organisch miteinander verwebt. Bellem ist nah bei seinem Protagonisten und erzählt uns seine Erlebnisse pointiert und knackig kurz – Eine ungewöhnliche, gelungene Mixtur, eine mitreißende Ballade mit einem Hauch unaufgesetzter Gesellschaftskritik.

(sv)