Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Vom Zombie-Fieber zum Paulus Evangelium

Wolfgang Hohlbein – Vom Zombie-Fieber zum Paulus Evangelium

»Als ich zum ersten Mal einen richtigen Schriftsteller kennenlernte, war das ein ganz tolles Gefühl für mich.«

Wolfgang Hohlbein in einem Interview, geführt von Bernhard Hennen

Genauso habe ich mich gefühlt, als ich Wolfgang Hohlbein das erste Mal auf einer Buchmesse gesehen und gesprochen habe. Vorher dachte ich nur: Was für ein Mensch kann sich so viele Geschichten ausdenken?
Das muss jemand ganz Besonderes sein. Von der Berühmtheit ganz zu schweigen. Zu diesem Zeitpunkt war ich übrigens schon stolze Besitzerin von ca. 50 Büchern des Autors.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt meiner Sammlung an Hohlbein-Büchern.

Aber zurück zu besagter Messe. Wolfgang Hohlbein signierte mir mein erstes Buch, wir wechselten ein paar nette Worte und ich zog glücklich von dannen.
Einige Jahre später besuchte ich das Ueberreuter-Seminar Meister der Fantasy, wo als Highlight eine Lesung und Diskussion mit Wolfgang Hohlbein auf dem Programm standen. Hat schon mal jemand eine Lesung von Wolfgang Hohlbein gehört? Das darf man auf keinen Fall verpassen. Ein echter Genuss! Kann ich nur empfehlen. Auch die Diskussion, welche eher eine Fragestunde an den Autor war, hat mich sehr beeindruckt. Nach dem offiziellen Teil trafen sich noch fast alle Teilnehmer im Biergarten, auch Herr und Frau Hohlbein waren dabei. Und da erkannte ich, Wolfgang Hohlbein ist ein ganz normaler und sehr sympathischer Mensch. Und das hat meinen Respekt vor diesem Menschen, der seine Arbeit über alles liebt und den Buchmarkt um viele gute, spannende und unterhaltsame Romane bereichert hat, erst recht erzeugt und vertieft.
Doch wer verbirgt sich nun eigentlich hinter dem Namen, der auf mittlerweile über 150 Romanen als Autor steht? Da fielen mir beim Recherchieren 3 Dinge auf, die in Biografien immer erwähnt werden:

  • Wolfgang Hohlbein ist seit 1974 mit seiner Frau Heike verheiratet.
  • Die beiden haben 6 Kinder.
  • Die Familie teilt sich ihr Zuhause mit mindestens 10 Katzen und diversen anderen Haustieren.

Wann hat man da Zeit, so viel zu schreiben? Ganz einfach: nachts.

Und bei einer Anstellung als Nachtwächter fing Wolfgang Hohlbein auch ernsthaft mit dem Schreiben an. Dabei entstand die Geschichte Hamlet 2007, die das Transgalaxis-Magazin als Erste von ihm veröffentlichte. Und damit den Stein ins Rollen brachte. Ausgelöst durch diese Geschichte wurde der SFCD (Science-Fiction-Club Deutschland) auf Wolfgang Hohlbein aufmerksam und ermöglichte weitere Veröffentlichungen. Dabei lernte Wolfgang Hohlbein den Autor und Übersetzer Karl-Ulrich Burgdorf kennen, der ihm den Weg zum Bastei-Verlag ebnete. (D. h., Burgdorf gab Hohlbein den Tipp, dass Bastei Autoren sucht.) Und damit war der Bastei-Verlag um einen Heftroman-Autor reicher. Eigentlich um mehrere, denn Wolfgang Hohlbein benutzte in seiner Heftroman-Zeit einige Pseudonyme. Als Robert Craven schrieb Wolfgang Hohlbein Der Hexer, als Robert Lamont leistete er seinen Beitrag in der Serie Professor Zamorra, als Henry Wolf ist er bekannt bei den Lesern von Damona King oder bei den Gespenster-Krimis, als Jason McCloud schrieb er für die Serie Skull Ranch. Weitere Pseudonyme, hinter denen sich Wolfgang Hohlbein verbirgt, waren Angela Bonella, Wolfram Eschenloh, Martin Heidner, Michael Marks und auch Jerry Cotton. Heute veröffentlicht Wolfgang Hohlbein seine Bücher aber nur noch unter seinem eigenen Namen.
Insgesamt kommt man auf über 140 Heftromane!
Der erste Heftroman von Wolfgang Hohlbein erschien im Januar 1981 in der Bastei-Reihe Professor Zamorra unter dem Pseudonym Robert Lamont mit dem Titel Zombie-Fieber.
Bald darauf begann dann auch schon die Zusammenarbeit mit dem Goldmann-Verlag. Dort erschien der erste Roman von Wolfgang Hohlbein Der wandernde Wald, der erste Band aus der bis heute erfolgreich gebliebenen Enwor– Saga. Aber der ganz große Durchbruch kam 1982.
Der Ueberreuter-Verlag rief zum Wettbewerb für Fantasy und Science Fiction auf. In nur 3 Wochen schrieb Wolfgang Hohlbein zusammen mit seiner Frau Heike den Roman Märchenmond, reichte ihn zur Teilnahme ein und gewann unangefochten den 1. Preis. Diesem folgten dann noch der Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar und der Preis der Leseratten. Und eigentlich hätte das Buch bis heute jedes Jahr einen Preis verdient, denn noch immer wird es von neuen Lesern entdeckt, die sich gern von der wunderbaren Welt Märchenmond verzaubern lassen. Das ist eben zeitlose Fantasy für jedes Lesealter.

»Nach einer Blinddarmoperation ist Kims kleine Schwester nicht mehr aus der Narkose aufgewacht, sie liegt im Koma. Die Stimmung in der Familie ist gedrückt, als Kim an diesem Abend ins Bett geht. Da sieht er in einer Ecke seines Zimmers plötzlich einen alten Mann.
Der Alte erklärt Kim, seine Schwester werde im Land Märchenmond vom bösen Boraas gefangen gehalten. Mit einem Raumgleiter aus einem SF-Roman macht sich Kim sofort auf, um seine Schwester zu retten. Doch er hat Pech und landet mitten im Reich von Boraas, auf der besetzten Seite des friedlichen Märchenlandes. Unter großen Gefahren gelingt es Kim, vor Boraas zu fliehen, und in der Verkleidung eines feindlichen schwarzen Ritters gelangt er mit Boraas Armee über das Schneegebirge nach Märchenmond.
Dort erfährt er, dass er zunächst den König des Regenbogens suchen muss, der noch weit hinter dem Ende der Welt lebt. Zusammen mit seinen neuen Freunden macht sich Kim auf seinen abenteuerlichen Weg.«

Der Roman Märchenmond wurde 2006 als erstes Buch von Wolfgang Hohlbein in den USA veröffentlicht.
Seit dem Erfolg von Märchenmond hat sich der Autor entschlossen, hauptberuflich Schriftsteller zu werden. Und so erschienen in den folgenden Jahren in vielen Verlagen Bücher in den unterschiedlichsten Genres. Wolfgang Hohlbein hat Fantasy, Science Fiction, historische Romane, Thriller, Kinderbücher, Filmbücher, Bücher zu TV-Serien und Horror-Romane geschrieben. Alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, deshalb verweise ich an dieser Stelle auf die Homepage des Autors www.hohlbein.net , wo eine Auflistung der Bücher vorliegt. Gelesen habe ich fast alle, und in einem Punkt stimme ich mit dem Autor überein. Sein bisher bestes Buch ist immer noch Hagen von Tronje. In diesem Roman schafft es Wolfgang Hohlbein, die bis dahin bekannte Nibelungensage einer völlig neuen Sichtweise zu unterziehen. Plötzlich ist der »böse« Hagen ein Held, mit dem sich der Leser identifizieren möchte, und trotzdem bleibt die Geschichte dem Ursprung treu. Auch hier wieder ein Beispiel, dass Gut und Böse nicht immer genau zu analysieren sind, es kommt auf den Blickwinkel des Betrachters an.

»Seine Heimat, Tronje, liegt hoch im Norden, eine düstere, trutzige Burg, vom Meer und Stürmen umtost. Seine Treue gehört König Gunther von Burgund, dessen Waffenmeister, Freund und Berater und engster Vertrauter am Hofe zu Worms er ist.
Seine Liebe, wenn es je eine gegeben hat in seinem Leben, gehört Kriemhild, Gunthers Schwester. Als Hagen erschöpft und verwundet von seinem Erkundungsritt zu den Grenzen des Reiches nach Worms zurückkehrt, wird er von bösen Ahnungen geleitet. Unverbesserlicher Schwarzseher nennt ihn Gunther im Scherz. Aber diesmal soll Hagen recht behalten. Die Ankunft Siegfrieds und seiner Nibelungenreiter birgt bereits den Keim allen künftigen Unheils. Nur zu deutlich werden Gunthers Schwäche und die seiner Brüder Gernot und Giselher offenbar – nur zu bald die verhängnisvolle Liebe zwischen Siegfried und Kriemhild. Aber ist es wirklich Liebe, die Siegfried um Kriemhilds Hand anhalten lässt? Alberich schmiedet seine Ränke, und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Hagen von Tronje, einsamer, finsterer Held des Liedes und der Sage – und Siegfried von Xanten, strahlendster aller Helden, Drachentöter und Herrscher der Nibelungen. Zwei große, schillernde Gestalten, in deren Spannungsfeld sich das dramatische Geschehen entwickelt und durch die erzählerische Kraft Wolfgang Hohlbeins neue Form und Deutung erlangt.«

Zum Schluss möchte ich noch ein Phänomen aufgreifen, welches sich seit einigen Jahren immer deutlicher abzeichnet. Liest man Rezensionen oder Kritiken zu Büchern von Wolfgang Hohlbein, könnte man oft glauben, dass die Verlage nur noch deshalb veröffentlichen, weil Hohlbein auf dem Buch steht und der Inhalt völlig belanglos ist. Von »ganz schlecht« bis »alles geklaut« kann man viele schlechte und manchmal auch fast schon unsachliche Äußerungen finden. Ich gebe ja zu, dass auch mir nicht alle Bücher gleich gut gefallen haben, unterhaltsam sind sie jedoch immer.
Doch mir stellt sich dabei folgende Frage: Wie schafft es der Autor gerade in letzter Zeit, wo seine Bücher angeblich immer schlechter werden, so oft auf die Bestsellerlisten?
Ich persönlich hege da einen Verdacht, den ich mich auch wage, hier anzubringen: Kann es vielleicht sein, dass die Bücher für die früheren Fans zu anspruchsvoll geworden sind? Erreicht der Autor heute ganz andere Leser mit seinen Geschichten, die Wert auf Sprache, Logik, Thema usw. legen und damit die Bestseller-Platzierung mitbestimmen? Denn eines ist klar, vergleicht man z. B. Der Hexer mit Anubis oder Das Paulus Evangelium, dann kann man einen qualitativen Unterschied erkennen. Das Werk des Autors ist in über 20 Jahren deutlich reifer geworden. Das ist meine ganz persönliche Einstellung dazu, und liefert nun bestimmt eine Grundlage zu heftigen Diskussionen.

Nun wünsche ich mir, allen treuen Fans und denen die täglich dazukommen, dass Wolfgang Hohlbein nie die Ideen für seine Geschichten ausgehen mögen, dass er immer einen Computer, Zettel und Stift oder was man auch sonst zum Schreiben benutzen kann, zur Hand hat, und er noch viele spannende Abenteuer aufschreibt.
Ira Panic hat in der Hörzu vom 19.07.2002 festgestellt:

»Hohlbein ist Kult«

Und damit möchte ich den Beitrag beenden, denn schöner kann auch ich meine Verehrung für Wolfgang Hohlbein nicht zum Ausdruck bringen.

Für die freundliche Genehmigung zur Nutzung der Internetseite www.hohlbein.net , die mir als Quelle für diesen Beitrag gedient hat, danke ich Dieter Winkler, Hohlbein-Management.

(ab)