Die Geheimnisse der Blutgräfin Elisabeth Bathory
Gerald Axelrod
Die Geheimnisse der Blutgräfin Elisabeth Bathory
Ihr Leben mit Fotografien aus der Slowakei, Österreich und Ungarn
Bildband, Stürtz Verlag im Verlagshaus Würzburg 2011, 128 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 9783800346035
Dieser Bildband erschien zwar in der Reihe Mythen und Legenden, doch das Hauptanliegen des Autors und Fotografen Gerald Axelrod war eindeutig, mit den Mythen und Legenden um die Blutgräfin reinen Tisch zu machen. Durch Romane, Sachtexte und vor allem Verfilmungen wurde ein Bild von Elisabeth Bathory geprägt, welches weit über ihr eigentliches Leben hinausging, Vermutungen ausschmückte und die Frau zur Legende verklärte. Axelrod bezieht sich auf bewiesene Fakten, auf Originaldokumente und Originalschauplätze und listet auf, was der Wahrheit entspricht, was erfunden und dazugedichtet wurde und im Zweifelsfall auch, was gewesen sein könnte.
Übrig bleibt eine Frau, die auch ohne dazu erfundene Dinge eine grausame Sadistin und Serienmörderin gewesen ist, wenn nicht gar die grausamste aller Zeiten.
Das Buch ist in drei große Kapitel untergliedert und beginnt mit der Geburt einer Legende. Hierin gibt der Autor einen Überblick über Veröffentlichungen über das Leben der Blutgräfin bis hin zu der Unzahl von Einträgen im Internet. Axelrod zeigt auf, was belegbare Tatsachen sind und was aus den um das Jahr 1720 gefundenen Verhörprotokollen nicht hervorging. An dieser Stelle ist auch zum ersten Mal von Vampirismus die Rede.
Im 2. Kapitel widmet sich Gerald Axelrod dem Leben der Blutgräfin und unternimmt den Versuch, dieses wahrheitsgemäß zu rekonstruieren. Dabei gibt er immer wieder Querverweise zu den im Lauf der Zeit entstandenen Legenden, widerlegt falsche Tatsachen, soweit dies möglich ist, und stellt hin und wieder selbst Thesen auf, die aufgrund von Indizien zumindest glaubhaft und nachvollziehbar sind. Die Abschnitte über die Foltermethoden werden glücklicherweise sehr sachlich geschildert, sodass sie an sich zwar vorstellbar sind, aber der Leser von grausamen Details verschont bleibt. Es ist auch so schon keine Freude, diese Textstellen zu lesen, weil zumindest ich mir solch banale Brutalität nicht vorzustellen vermag.
Im 3. Kapitel begibt sich der Autor auf die Suche nach dem Grab der Blutgräfin und unternimmt den Versuch, die Abgründe der Psyche der Elisabeth Bathory zu ergründen. Hier muss man natürlich wieder spekulieren. Psychologen konnten anhand von nachweislichen Verhaltensmustern eine Reihe von Neurosen feststellen, doch kann man nach fast 400 Jahren wirklich noch eine Diagnose stellen?
Fakt ist, dass sich Elisabeth Bathory aufgrund ihrer sadistischen Grausamkeit so etwas wie Unsterblichkeit verliehen hat, denn in Spekulationen, Filmen und Büchern darf sie trotz ihrer Verbrechen weiterleben. Von der Frau, die als Blutgräfin in die Geschichte einging, geht bis heute eine seltsame Faszination aus.
Untermalt und aufgewertet wird die Geschichte der Blutgräfin durch zahlreiche Fotografien von Originalschauplätzen, die dem Bildband aus der Reihe Mythen und Legenden erst den richtigen Eindruck verleihen. Meist sind die Burgen unter dunklen Wolken abgebildet, welche die alten Gemäuer geheimnisvoll erscheinen lassen, beinahe so, als wären sie nicht von dieser Welt. Aber auch diverse Folterinstrumente werden dem Leser nicht vorenthalten, ebenso wenig wie passende Filmfotos und Abbildungen von Gemälden.
Das Zusammenspiel von Bild und Text macht diesen Bildband zu einer schonungslosen Reise in die finstere Vergangenheit. Trotz des grausigen Themas ist das Buch an sich eine Augenweide und sicher auch Inspiration für weitere Spekulationen über das Leben der Blutgräfin Elisabeth Bathory.
(ab)