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Kings of the City

Kings of the City

Grupo 7, Spanien, 2012
Sunfilm Home Entertainment/Tiberius Film, 06. Juni 2013
1 DVD im Amaray Case, Action/Thriller, EAN 4041658227490, Laufzeit: ca. 91 Minuten, gesehen 06/2013 für 9,99 EUR, FSK: 16
Regie: Alberto Rodriguez
Darsteller: Antonio de la Torre, Mario Casas, Joaquín Nunez
Musik: Julio de la Rosa

www.sunfilm.de

Sevilla im Jahr 1987. Die Stadt macht sich bereit für die bevorstehende Weltausstellung 1992. Dies beinhaltet neben massiven baulichen Veränderungen auch den kompromisslosen Kampf gegen die Verbreitung von Drogen, damit die Metropole sich der Welt »sauber« präsentieren kann. Eine Gruppe von vier Polizisten, die mit aller Härte gegen die Drogendealer vorgeht und dabei doch einen Kampf gegen Windmühlen führt, ist die Einheit 7. Ausgerechnet der junge und smarte Polizist Ángel, der frisch zu der Gruppe stößt, lernt schnell, wie die Gesetze der Straße funktionieren und mit welchen Mitteln man gegen das Verbrechen vorgehen muss, um brauchbare Resultate zu erzielen. So benutzt er einen Teil des Rauschgifts, dass er eigentlich konfiszieren müsste, um sich einen Informantenstamm aufzubauen und an die Hintermänner der Dealer zu kommen. Seine Methoden sind so erfolgreich, dass er bald persönlich angegriffen wird und die Drogenbarone zurückschlagen.

Schon die ersten Szenen machen deutlich, dass die Polizisten der Einheit 7 nicht weniger zimperlich in der Wahl ihrer Mittel sind, wie die Verbrecher, die sie verfolgen. Natürlich im Dienst eines hehren Ziels. Dass die Männer, die Tag für Tag ihr Leben in den Straßen Sevillas riskieren, keine Rückendeckung ihrer Vorgesetzten haben, stellt sie in ein moralisches Niemandsland. Solange die Einheit Erfolge liefert, interessiert sich niemand für die Methoden. Ein Umstand, der sie ständig unter Strom stehen lässt und dem sie mit fiebriger Brutalität Rechnung tragen.
Der Fokus des Films liegt auch eindeutig auf den Mitgliedern der Einheit 7, die der Zuschauer Tag für Tag bei ihren Einsätzen und teils auch ins Privatleben begleitet. Die Dealer, die sie Tag für Tag ausschalten und auch deren Hintermänner bleiben nahezu gesichtslos. Dagegen werden die Privatleben und damit die Entwicklungen der beiden Polizisten Ángel (der jungverheiratete Vater) und Rafael (der religiöse Einzelgänger) näher beleuchtet.
Die Umsetzung des Films erfolgte ohne nennenswerten Schnickschnack. Die Actionszenen wirken realistisch und auch die überwiegend frischen Darsteller tragen zur Glaubwürdigkeit bei. Zwischen den Spielszenen sieht man immer wieder die riesigen Baustellen, die die Vorarbeiten auf die Weltausstellung in der Stadt entstehen ließ (möglicherweise tatsächlich Archivaufnahmen). Auch das Zeitkolorit ist perfekt getroffen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Das lässt den Film in Teilen sogar dokumentarisch wirken und eben daraus zieht Kings of the City seine unmittelbare Intensität.

Mario Casas spielt den jungen Ángel, der sich schnell und überzeugend vom zurückhaltenden Neuling zum Pragmatiker wandelt, für den der Zweck die Mittel heiligt und der damit plötzlich die inoffizielle Anführerstellung der Einheit 7 einnimmt. Unter dem Vollbart kaum zu erkennen ist Antonio de la Torre als Rafael, der es mit einigen spanischen Produktionen (z. B. Almodovars Volver und de la Iglesias Mad Circus) auch ins weitere Ausland geschafft hat.
Kings of the City war einer der europäischen Oscaranwärter 2012.

Fazit:
Ungeschminkter Blick auf eine Spezialeinheit, die – auf sich allein gestellt – im moralischen Niemandsland operiert.

Copyright © 2013 by Elmar Huber