Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Das Lied der Banshee

Janika Nowak
Das Lied der Banshee

Fantasy, Hardcover, Pan, München, Januar 2011480 Seiten, 14,99 Euro, ISBN: 9783426283394

Aileen ist 17 Jahre alt und macht gerade eine Tischlerlehre. Nichts Besonderes also, wenn man davon absieht, dass sie wegen ihres trunkensüchtigen Vaters von zuhause ausgezogen ist und jetzt in einem eher schäbigen Wohnheim lebt. Dann aber zeigt eine lebensbedrohliche Situation, dass sie mehr als ein normaler Mensch ist: Als Schläger sie überfallen, fängt Aileen an zu schreien – und ihr Schrei bewirkt, dass die Typen bewusstlos werden und ganze Fensterreihen zerspringen. Dann fallen auch noch Harpyien in ihrem Wohnheim über sie her und töten unter anderem ihre Freundin Bettina. Aileen muss fliehen und findet zusammen mit ihrem Arbeitskollegen und heimlichen Schwarm Thomas Unterschlupf bei Macius – einem Wassermann! Von ihm erfährt sie auch, dass sie eine Banshee ist: eine Todesfee, die ihren Schrei als Waffe einsetzen kann. Und eine Mächtige noch dazu, da sie über die Erinnerungen und Kräfte ihrer zahlreichen Vorfahrinnen verfügt. Zusammen mit Macius, Thomas, dem weiblichen Oni Aiko und der Sirene Pheme muss sie sich dem Wächter stellen, einem mächtigen Wesen, das versucht, die Götterkinder (halb Mensch und halb Gott) von der Erde zu tilgen. Dabei erhält sie Hilfe von den Gargoyles und den Nymphen.

Insgesamt ist der Roman (der eine Fortsetzung mit Aileen und v. a. Aiko als Hauptpersonen finden soll) spannend geschrieben. Erfrischend ist, dass endlich mal den deutschen Autoren eine Chance in einem größeren Verlag gegeben wird – und nicht immer nur den amerikanischen Bestsellerautoren. Das macht sich prompt bezahlt, denn der Roman verwendet nicht nur althergebrachte Mythen, sondern vermixt sie mit neuen Ideen und versetzt sie in unsere heutige Zeit. Aileen ist prima dargestellt; die Autorin nimmt sich Zeit für deren Entwicklung zur Banshee. Außerdem ist Aileens spritziger Sarkasmus ein echter Pluspunkt, der einen beim Lesen immer wieder schmunzeln lässt. Thomas und die anderen Figuren bleiben im Vergleich dazu leider etwas blass. Auch die Motivation des Wächters, warum er es auf die Götterkinder abgesehen hat, hätte mehr herausgearbeitet werden müssen. Die Dreiecksbeziehung zwischen Aileen, Thomas und Macius erinnert ein wenig an die Dreiecksbeziehungen in Mangas, ebenso das kumpelhafte Verhältnis von Aileen und Thomas, die sich nicht gegenseitig ihre Liebe zueinander gestehen können. Man denke da nur an Mangas wie Cherry Juice von Haruka Fukushima. Der Verdacht liegt nahe, dass sich die Autorin nicht nur in der japanischen Sagen- und Mythenwelt auskennt, sondern auch in der Mangaszene. Das Cover des Romans hat leider nichts mit dem Inhalt zu tun. Dafür die schwarz-weißen Bilder im Buch selbst: Sie sind schön, wenn auch etwas grob gezeichnet, und gehen meistens auf den Text ein. Bilder gibt es heutzutage in Büchern viel zu wenige (es sei denn, es sind Kinderbücher) – das dürfen die Verlage ruhig wieder verstärkt einführen! Denn schöne Bilder schmücken ein Buch ungemein und der Leser wird es danken. Weniger dankbar ist der Leser allerdings für die Tippfehler. Sie sind in dem Buch zwar gerade noch erträglich, müssen aber wirklich nicht sein, weil sie den Lesefluss stören.

Copyright © 2011 by Ulrike Dansauer