Liongirl – Die Herrin des Zitterns 1
I
Einstmals
Ein leises Seufzen kam aus Alexandras Mund, während sie sich um Bett herumdrehte. Noch immer war die Verletzung, die sie sich im letzten Skiurlaub zugezogen hatte, nicht völlig verheilt.
Zwar konnte sie inzwischen ohne Krücken gehen, die Wunde war verheilt und die Schmerzmittel reduziert worden.
Dennoch spürte sie gerade nachts hin und wieder einen stechenden Schmerz, wenn sie sich umdrehte oder auf die Toilette musste.
Auch morgens dauerte es etwas, bis sie sich schmerzfrei bewegen konnte.
Sie erwachte, fluchte lautlos und tastete nach einem Glas Wasser, welches neben ihr auf dem Schreibtisch stand.
Dabei schenkte sie dem Radiowecker einen blinzelnden Blick.
03:25 Uhr.
Anklagend schüttelte sie den Kopf, nahm eine Tablette aus dem silbernen Döschen neben dem Glas und schluckte sie.
Das Mittel darin würde ihr nicht nur die Schmerzen nehmen, sondern sie auch wieder einschlafen lassen.
Die Siebzehnjährige wusste, dass das Medikament aus der Fabrik ihrer Eltern stammte. Brown-Pharmatics war ein Unternehmen von Brown-Enterprise, einer der größten und reichsten Konzerne von Heliopolis.
Hell City, wie die Stadt aufgrund ihres düsteren Rufs auch genannt wurde.
Weder ihr Aussehen mit den engen Straßenschluchten, hohen, grauen Gebäuden und den Fabriken im Norden passte zu dem klangvollen Namen Heliopolis, noch die Verbrechensrate.
Selbst die Gesetzesänderungen Jahre zuvor, die privaten Unternehmen gestattete, Polizeiaufgaben wahrzunehmen, hatte daran nichts ändern können.
Heliopolis war der Inbegriff von Mord, Raub und Vergewaltigung.
Hier blühte der Drogenhandel, hier wurde illegale Pornografie ebenso produziert wie Snuff-Filme, bei denen Menschen gequält oder ermordet wurden.
Jede Abartigkeit, jede Barbarei und jede Perversion war in Hell City zuhause.
Lebte man hier, dann wusste man es. Dann kannte man es.
Manche liebten es, manche hassten es.
Nicht wenige genossen es sogar.
Alexandra schloss die Augen. Hier, auf Romance Hill, hoch über der Stadt, lebten die Reichen und Mächtigen, die Schönen und Berühmten. Ein Sicherheitsdienst sorgte dafür, dass die Villen und Prachtbauten nicht zum Ziel übler Zeitgenossen wurden.
Sie fühlte sich sicher …
Ein lauter Knall ließ sie erschrocken hochfahren.
Verwirrt blinzelte sie in das von einem Nachtlämpchen neben der Tür geschaffene Zwielicht.
Eine Explosion?
Wieder ein Knall; die Wände und auch der Boden ihres Zimmers erzitterten.
Dann hörte sie Schritte und lautes Geschrei, gefolgt von Schüssen.
Panisch sprang die junge Frau auf, um den Raum zu verlassen. Sie musste in die Bibliothek gelangen, denn dort befand sich ein Panic-Room. Erreichte sie ihn, konnte sie in Ruhe auf das Eintreffen der Polizei warten.
Nach wenigen Metern endete ihre Flucht.
Nicht nur, weil das schmerzende Bein einen raschen Lauf nahezu unmöglich machte, sondern auch, weil plötzlich mehrere Männer den Flur bevölkerten.
Sie schaute in die Mündung einer Waffe, hörte das hämische Lachen eines Einbrechers.
Vor ihr, auf dem Boden, lagen ihre Eltern. Tot, erschossen.
Ihr Hirn schien sich zu weigern, die grauenvollen Details aufzunehmen.
Warum konnte sie in den Schädel ihrer Mutter schauen? Und wie kam es, dass sie die Rippen ihres Vaters erblickte?
Der rote See, die graue Masse auf dem Boden, die Knochensplitter und der Gestank nach Blut, abgefeuerten Patronen und Schweiß …
All das ergab keinen Sinn.
Die Siebzehnjährige wandte den Blick von der grauenvollen Szene ab und schaute in die Augen des Mannes, der sie bedrohte.
Sie sah das hämische Grinsen, das triumphale Wissen in seinen Augen, dass er gewonnen hatte.
Während seine Kumpels das Haus nach Wertsachen durchstöberten, dirigierte er Alexandra zurück in ihr Schlafzimmer.
Er zwang sie, sich auszuziehen und aufs Bett zu legen.
Dann öffnete er seine Hose und holte seinen steifen Schwanz raus.
Es war das erste Mal, dass Alexandra ein erigiertes Glied sah. Sie hatte noch niemals mit einem Jungen geschlafen, auch wenn sie von ihren Eltern nicht sonderlich prüde erzogen worden war.
Bislang hatte sie mehr Wert darauf gelegt, sich auf die Schule und den Sport zu konzentrieren, alles andere hingegen hintanzustellen.
»Bitte …«, wisperte sie, als sich der Mann ihr näherte.
»Keine Sorge, Süße. Ich bin ein toller Liebhaber. Jedenfalls hat sich noch kein Weib beschwert.« Er hob die Waffe. »Solltest du jedoch Zicken machen, ergeht es dir wie deinen Alten. Ist das klar?«
Alexandra nickte. Sie öffnete ihre Beine, als es der Mann von ihr verlangte.
Dann schloss sie die Augen, als er sich auf sie legte, mit seiner Spucke ihr Geschlecht schlüpfrig machte und sie hart, brutal und ohne jedes Mitleid nahm.
Nach ihm kamen seine Kumpels an die Reihe.
Einer nach dem anderen verging sich an dem starr auf dem Bett liegenden Mädchen. Für sie war die Kleine nur ein Sperma-Auffangbecken. Ein Stück Fleisch, das man benutzen kann.
Erst als von Ferne das Heulen von Polizeisirenen erklang, Alexandra kam es vor, als seien Stunden vergangen, beendeten die Einbrecher das Spiel und flohen in die Nacht.
Sie töteten die Siebzehnjährige nicht, sondern ließen sie einfach in einer Pfütze aus Samen, Blut, Speichel und Urin liegen.
In diesem Zustand wurde Alexandra von den Beamten des Heliopolis Police Department gefunden.
Die Täter wurden hingegen nie gefasst. Weder konnten die Beamten Alexandra erklären, wieso der Sicherheitsdienst versagt hatte, noch, warum sie mehr als 40 Minuten brauchten, um zum Ort des Geschehens zu gelangen.
Die Tat, so grauenvoll sie auch gewesen war, wurde samt ihren bizarren Begleitumständen niemals aufgeklärt.
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