Besessen – Der Teufel in mir
Ein Tipp für junge Regisseure lautet, erst einmal einen Horrorfilm zu drehen, da in finanzieller Hinsicht so gut wie nichts schief gehen kann. Diesen Hinweis schien sich Jungregisseur Greg A. Sager zu Herzen genommen zu haben. Denn bei seinem Debüt führte er nicht nur Regie, sondern schrieb zugleich das Drehbuch und produzierte den Film selbst. Das Ergebnis lautet Besessen und handelt, wie der Titel bereits verrät, von Besessenheit. In Sagers Produktion erwischt es die Studentin Alex, die am Ende der Ferien zurück ans College kehrt. Zusammen mit ihren Freundinnen ist sie in ein Haus umgezogen, in dem vor etwa 40 Jahren ein Exorzismus an einem jungen Mädchen durchgeführt wurde. Unglücklicherweise wohnt Alex in dem Zimmer des Mädchens. Die Folge davon: Alex beginnt, sich eigenartig zu benehmen, wobei ihr Verhalten von Mal zu Mal unheimlicher wird.
Teufelsfilme und damit Filme über Besessenheit gibt es en masse. Aus dem Thema lässt sich daher nicht mehr viel herausholen. Dies zeigt auch Greg A. Sager, dessen Film eher wie eine Art Best of bisheriger Dämonenfilme wirkt. Fast jede Szene ist ein Zitat auf einen früheren Film, was unweigerlich dazu führt, dass Sager nicht zu seinem eigenen Stil findet. Sager gelingt es daher nicht, diesem Subgenre etwas Neues oder Originelles hinzuzufügen. Der Regisseur macht sich kaum Mühe, nach Erklärungen für die Besessenheit zu suchen, was sich besonders auf die Figuren des Psychiaters und des Priesters im Ruhestand überträgt, die beide ziemlich blass wirken. Vielleicht aber wollte Sager dem Film durch Diskussionen über Wissenschaft und Glaube nicht das Tempo nehmen. Und hier sind wir beim nächsten Stichwort: Tempo. Sagers Film rast richtiggehend von einem Gruselereignis zum nächsten. Es ist zwar schön, dass der Regisseur klassische Gruseleffekte wie Bettrücken, unheimliche Geräusche usw. verwendet, doch aufgrund seiner ständigen Zitiererei wirkt dies dann doch sehr klischeehaft. So fehlt das schemenhafte Gespenst in der Abstellkammer genauso wenig wie der Spiderwalk, der in Der Exorzist durchaus überraschend wirkt, hier aber eher einen Lacher hervorruft.
Greg A. Sager ist jedoch kein schlechter Regisseur. Im Gegenteil, Beleuchtung und Kameraführung sind recht gut, wobei man sich aber auch hier zu sehr an die Horrorfilme der 70er Jahre erinnert fühlt, auf die sich Sager ja – allein schon durch den Prolog – bezieht. Was bleibt ist ein Film, der zwar durchaus gut unterhält, durch seine aufdringliche Zitiererei jedoch auch ein wenig ärgert. Sager überlegt nicht, wie kann ich etwas anders machen, sondern klammert sich bei jedem Schritt an frühere Filme. Wem das aber nicht stört, erhält einen unterhaltsamen, schnellen Horrorfilm. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Copyright © 2013 by Max Pechmann