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Mitschnitt, Folge 1 – 4

Folge 1: Haus am See

Zwei Freunde machen Urlaub in einem einsamen, verlassenen Haus, das idyllisch an einem See liegt und einst dem Onkel eines der beiden Freunde gehört hat. Doch das Haus besitzt eine bewegte Vergangenheit und eines Tages fand man auch den Onkel tot in seinem Haus. Seltsame Geräusche und Musik ertönen wie aus dem Nichts. Werden sie tatsächlich vom Geist eines irren Mörders verursacht?

Folge 2: Rache

Ein blinder Mann kann das Verschwinden seiner Tochter nicht verwinden und er hat auch schon einen Hauptverdächtigen. Nein, er weiß mit Sicherheit, dass es der nette Staubsauger-Vertreter aus der Nachbarschaft war, der seine Tochter entführt und aller Wahrscheinlichkeit nach getötet hat. Doch jetzt ist die Zeit der Abrechnung gekommen.

Folge 3: Der Aufzug

Ein Bürohochhaus nach Feierabend. Eine junge Frau hat Überstunden gemacht und will jetzt nur noch schnell nach Hause. Im Aufzug ist nur ein Mann, denn sie flüchtig aus der Kantine kennt. Plötzlich bleibt der Aufzug stecken. Wie lange braucht der Notdienst wohl, um sie dort herauszuholen? Was wenn er gar nicht kommt? Es ist Freitag und Montag ist Feiertag. Für die beiden Insassen des Aufzugs wird die Gefangenschaft zur Zerreißprobe für die Nerven. Oder ist der Unfall gar das kranke Spiel eines Wahnsinnigen?

Folge 4: Séance

Die Séance mit einem Oujia-Brett ist nichts weiter als ein harmloser Spaß für die drei Teenager, die über die Weihnachtsfeiertage fast allein im Internat zurückbleiben. Doch schon bald gerät das Spiel außer Kontrolle. Ist es wirklich der böse Geist einer Nonne, der umgeht?

Um den Anschein von Authentizität zu wahren, hat Simon X. Rost die Skripte für die kurzlebige Serie Mitschnitt anonym verfasst. Das Konzept der Serie beruht auf den in den letzten Jahren immer beliebter gewordenen Found-Footage-Filmen, von denen Blair Witch Project der bekannteste sein dürfte. Seitdem ist das Genre bei Filmemachern immer beliebter geworden. Kinoerfolge wie REC oder Paranormal Activiy belegen dies. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Hörspielbranche das Found-Footage-Genre für sich entdeckte. Eine der ersten und bis heute besten Produktionen ist die Serie Mitschnitt, die es leider nur auf die vier in dieser Box enthaltenen Folgen geschafft hat. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang lediglich noch Das Lufer-Haus, einem Found-Footage-Hörspiel der Lauscherlounge, dessen Ansage kurioserweise ebenfalls von Detlef Bierstedt gemacht wurde, der auch die Intros für die vorliegenden Hörspiele sprach. Mitschnitt suggeriert, dass es sich bei den Hörspielen um Tondokumente der Polizei handelt, die dieser zugespielt worden seien und bei denen es sich um letzte Zeugnisse ungelöster Verbrechen handelt. Dabei hat sich der Autor Simon X. Rost wirklich gelungene und spannende Szenarien einfallen lassen, die auch die Frage geschickt umgeht, wieso bei bestimmten Gelegenheiten ständig ein Aufnahmegerät oder gar eine Filmkamera mitläuft. Denn mal ehrlich, wer hat sich bei Cloverfield oder REC nicht manchmal doch die Frage gestellt, warum die Deppen ihre Kameras nicht einfach in die nächste Ecke pfeffern und die Beine in die Hand nehmen? Ganz genau, »The Show must go on«, und doch reagieren Menschen in höchster Gefahr häufig ganz anders. Simon X. Rost schuf mit dieser Serie vier beklemmende Kammerstücke mit immens dichter Atmosphäre und einem enormen Spannungsbogen, der die Nerven zum Vibrieren bringt, wenn dieser prätentiöse Vergleich an dieser Stelle gestattet ist. Ein wenig nervt zwar das pubertäre Gehabe der Teenies in den Folgen 1 und 4, doch eine solche Stelle gibt es fast in jedem Found-Footage-Produkt, das durch Small Talk und alberne Scherze den Zuschauer, respektive Hörer, in Sicherheit wiegen will. Die 4-CD-Box bleibt dem Untertitel »Tondokumente aus den Archiven der Polizei« bis ins Detail treu, denn Sprecherinfos sucht man vergebens und es ist durchaus vorstellbar, dass leichtgläubige Gemüter tatsächlich darauf hereinfallen, denn die Produktion ist absolut hochwertig und sehr realistisch. Schade, dass das Experiment von den Hörern nur unzureichend angenommen wurde. Simon X. Rost hat in den vier Folgen übrigens sehr unterschiedliche Settings gewählt. Während Folge 1 und 4 durchaus dem Horror-Genre zuzurechnen sind und an Filme wie Paranormal Activity erinnern, dokumentieren Folge 2 und 3 sehr irdische Verbrechen, die menschlich motiviert sind. Wobei diese Motivation auch durchaus in den anderen beiden Folgen zu finden ist. Die Ungewissheit, was letztendlich hinter den Ereignissen steckt, böse Geister oder doch menschliche Raffinesse, macht die Folgen 1 und 4 besonders unheimlich und stimmungsvoll. Allerdings sind die Episoden 2 und 3 nicht weniger spannend, beziehen ihren Thrill aber eher aus der Frage wann und wie das Geschehen letztendlich eskalieren wird. Liebhaber anspruchsvoll und gut gemachter Spannungshörspiele werden an Mitschnitt jedenfalls nicht vorbeikommen.

Die Box mit den 4 CDs ist sehr minimalistisch aufgemacht und hat außer einer kurzen Inhaltsangabe keinerlei Informationen zum Autor oder zu den Sprechern vorzuweisen, um den Anschein der Authentizität zu wahren. Letztendlich kommt es natürlich auf den Inhalt an, und der ist grandios.

Fazit:

Found-Footage-Hörspiele der Superlative. Ein äußerst gelungenes und packendes Hörspielexperiment, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Copyright © 2013 by Florian Hilleberg

 

Simon X. Rost
Mitschnitt, Komplett-Box
Mitschnitt, Folge 1-4
Lübbe Audio, Köln
Dezember 2010
Audio-CD, Thriller
259 Minuten, 16,95 Euro
ISBN: 9783785742587

www.luebbe-audio.de