Ferenginar – Zufriedenheit wird nicht garantiert
Quark bekommt auf Deep Space Nine Besuch von dem Ferengi Chek, dem Besitzer von Chek Pharmazeutik. Der will Quarks Bar mieten, die von Rom, dem großen Nagus, zur Ferengi-Botschaft auf DS9 ernannt wurde. Chek und weitere reiche Ferengis sind mit Roms Reformen alles andere als glücklich und wollen ihn als großen Nagus absetzen. In Quark hoffen sie einen Verbündeten gefunden zu haben. Zur selben Zeit findet Brunt, ehemaliger Liquidator der FCA, heraus, dass Rom durch die Heirat mit Leeta den Heiratsvertrag mit seiner ersten Frau, der Mutter von Nog, gebrochen hat. Das bedeutet in der Ferengi-Gesellschaft einen unverzeihlichen Fauxpas und Brunt wittert eine neue Chance sich selbst zum großen Nagus zu machen. Rom indes hat momentan ganz andere Sorgen, denn in der Schwangerschaft von Leeta kommt es zu Komplikationen und das Leben von Mutter und Kind ist in höchster Gefahr. Da bittet Rom seinen Bruder nach Ferenginar zu kommen, um ihn im Kampf um seinen Posten zu unterstützen. Quark willigt ein, denn immerhin ist er durch seinen Bruder zum Botschafter geworden, auch wenn er mit Roms Reformen nicht einverstanden ist. Auch Ishka, die Mutter der beiden Ferengi, befindet sich auf dem Planeten, um ihrem Sohn behilflich zu sein. Quark gelingt es darüber hinaus Ro Laren zu überreden, ihn als seine Personenbeschützerin zu begleiten, und auch Nog nimmt Urlaub, um seinem Vater in diesen schweren Zeiten beizustehen. Als Quark schließlich erfährt, wer hinter der Intrige gegen seinen Bruder steckt, setzt er alles daran, um die finsteren Pläne von Brunt zu vereiteln. Der hat sich indes die Hilfe von Quarks Cousin Gaila zugesichert. Und zu allem Überfluss scheint der Heiratsvertrag hieb- und stichfest zu sein. Roms Tage als großer Nagus scheinen gezählt zu sein, und wenn Brunt erst einmal an der Spitze der Ferengi-Gesellschaft steht, ist auch das Leben von Quark und Rom keinen Pfifferling mehr wert …
Dass in der sechsteiligen Reihe Die Welten von Star Trek: Deep Space Nine auch ein Ferengi-Roman seinen Platz bekommen hat, dürfte niemanden überraschen, immerhin ist es die einzige Star Trek -Serie mit festen Ferengi-Charakteren. Galten die Ferengi bei The Next Generation noch als hinterlistige, kriegerische Föderations-Antagonisten, so durfte man bei Deep Space Nine erstmals eine neue Facette der Ferengi-Kultur erleben, inklusive diverser Ausflüge zum Heimatplaneten der großohrigen Aliens. Zwar dienten die Ferengi-Episoden in erster Linie als Lachnummer, besitzen aber einen unbestrittenen Charme und Unterhaltungswert, der nicht zu unterschätzen ist. Höchste Zeit also für einen reinrassigen Ferengi-Roman, der mit Zufriedenheit wird nicht garantiert nicht besser hätte betitelt werden können. Zudem ist die Handlung auch für jene Leser verständlich, die »nur« die TV-Serie kennen. Doch für alle DS9-Fans gibt es jede Menge Aha-Erlebnisse. In dem Roman kommt beinahe jeder Ferengi vor, der in der TV-Serie eine größere Rolle gespielt hat. Angefangen bei Ishka, Zek und Brunt, bis in zu Zeks Sohn Krax. Mit dem vorliegenden Roman ist dem Autor Keith R. A. DeCandido nicht nur eine großartige Ferengi-Episode gelungen, sondern einer der besten Romane der sechsteiligen Mini-Serie überhaupt. Wenn nicht sogar DER beste. DeCandido hat sich nicht nur eine spannende und für den roten Faden äußerst bedeutsame Handlung ausgedacht, sondern hat auch Sprache und Wortwahl der einzelnen Charaktere perfekt getroffen. Natürlich geht es auch dieses Mal um nicht weniger als das Wohl der gesamten Ferengi-Gesellschaft, denn wenn die Reformen wieder außer Kraft gesetzt würden, wären die Finanz-Experten wieder dort, wo sie vorher waren: auf dem besten Weg sich selbst zu ruinieren. Schließlich kommt es sogar zur Begegnung zwischen Nog und seiner Mutter sowie seinem Großvater. Um dem Leser das manchmal doch recht befremdliche (oder vielleicht allzu vertraute?) Verhalten der Ferengis aus der Distanz zu zeigen und eine Identifikationsfigur anzubieten, wurde Ro Laren in die Handlung integriert. Offenbar scheinen Bajoranerinnen eine gewisse Affinität zu den Ferengi zu besitzen, abgesehen natürlich von Kira Nerys. Langeweile kommt auf den knapp 200 Seiten keine auf, obwohl fast zehn Euro schon ein stolzer Preis sind. Da bekommt der Titel gleich eine ganz neue Bedeutung und sollte eigentlich bei allen Büchern als gut gemeinte Warnung auf dem Umschlag stehen. Immerhin kann man über Geschmack schlecht streiten. Zieht man in Betracht, dass Bücher mit dem doppelten Umfang für gerade einmal drei Euro mehr zu haben sind, würde es sicherlich keinen verwundern, wenn auch hier die Ferengi ihre Finger, respektive Ohren, mit im Spiel hätten.
Die liebevolle und sorgfältige Gestaltung der Welten-Romane tröstet ein wenig über die Tatsache hinweg, dass hier aus einem Titel gleich zwei Bücher gemacht wurden. Über dem Serientitel prangt das Konterfei eines Protagonisten, der die jeweilige Welt innerhalb der Serie repräsentiert, in diesem Fall also Quark. Darunter ist das Panorama der Welt abgebildet, wie es auch in der TV-Serie zu sehen war.
Die Schrift hätte ruhig noch eine Spur größer sein dürfen, aber dessen ungeachtet ist die Typografie des Buches hervorragend. Eine Liste der im Roman zitierten Erwerbsregeln macht den Band komplett.
Fazit:
Einer der besten Romane der Serie und zugleich eine der spannendsten Ferengi-Episoden überhaupt. Humorvoll, kurzweilig und bedeutsam. Ein großartiges Lesevergnügen.
Copyright © 2013 by Florian Hilleberg
Keith R. A. DeCandido
Ferenginar – Zufriedenheit
wird nicht garantiert
Die Welten von Star Trek:
Deep Space Nine, Band 5
Worlds of Star Trek:
Deep Space Nine Vol. 3
(Ferenginar & Dominion)
Cross Cult, Ludwigsburg
November 2012
Taschenbuch, Science-Fiction
206 Seiten, 9,90 Euro
ISBN: 9783864250293
Aus dem Amerikanischen
von Christian Humberg
Titelfoto/Titelgestaltung
von Martin Frei