Im Gespräch mit Sebastian Fitzek
Geisterspiegel: Hallo Sebastian, ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst für ein Interview für den Geisterspiegel.
Sebastian Fitzek: Sehr gern.
Geisterspiegel: Und wir fangen auch gleich mit der obligatorischen Frage an. Erzähle uns doch erst mal etwas über dich. Wer ist Sebastian Fitzek? Und was fasziniert ihn so sehr an den Abgründen der menschlichen Psyche, dass er Thriller darüber schreibt?
Sebastian Fitzek: Ja also, zunächst einmal bin ich kein herkömmlicher Autor, glaub ich, von meinem Werdegang her. Ich wusste sehr lange nicht, was ich werden will. Zu aller erst dachte ich, weil ich von Kindheit an viele Tiere hatte: Ich will Tierarzt werden. Das habe ich dann auch probiert. Ich habe drei Monate studiert. Und nach drei Monaten haben mich die Formaldehyddämpfe beim Sezieren des Hundes so stark benebelt, dass ich gesagt habe: OK, das ist jetzt nichts für mich. Zudem hatte ich zwei linke Hände. Hätte mir ja auch schon früher auffallen können. Aber die Formaldehyddämpfe waren jetzt nicht ausschlaggebend dafür, dass ich jetzt Psychothriller geschrieben habe. Ich kam dann über Umwege zum Radio, durch Zufall über ein Praktikum. Und dort arbeiten doch wirklich stark verhaltensauffällige Menschen. Ich weiß nicht, wieso das so ist, aber es ist eine Ansammlung von sehr skurrilen Leuten. Meistens sind sie alle sehr lieb, aber sie leben und praktizieren ihre Macken. Und von dem Zeitpunkt an habe ich mich immer sehr stark für die menschliche Psyche interessiert. Zu schreiben begann ich dann eigentlich nur, weil ich ein Thrillerfan bin, nicht nur Thriller, aber hauptsächlich Krimis/Thriller, Psychothriller habe ich gelesen. Aber immer, wenn ich ein gutes Buch in der Hand hatte, habe ich gedacht: Mensch, das wäre doch mal toll, wenn dir auch zumindest eine Grundidee einfallen würde, die sich lohnen würde, zu erzählen oder vielleicht sogar zu Papier zu bringen.
Geisterspiegel: Vier Thriller – vier Bestseller. Hat dich der Erfolg verändert? Inwiefern hat er dein Leben verändert? Und wie erklärst du dir eigentlich selbst diesen Erfolg?
Sebastian Fitzek: Ja also, zunächst einmal hat nicht – glaub ich – der Erfolg mein Leben verändert, sondern die Tatsache, dass ich Bücher schreiben darf. Und nicht nur eins, sondern dass der Verlag auch darauf wartet, dass das Nächste kommt. Das ist eigentlich ein Traum, den jeder Schriftsteller hat. Normalerweise schickt man etwas ein. Und man bekommt es dann ungelesen zurück. Hier habe ich feste Abgabetermine. Die sind auch erstmal unabhängig vom Erfolg. Wenn eine gewisse Auflage verkauft wird, dann geht es eben weiter. Und das heißt: Ich schreibe viel mehr als früher. Ich denke nach. Es ist halt tatsächlich von einem Hobby zu einem Beruf geworden. Es hat sich dahingehend geändert, dass ich kaum noch im Radiosender bin, eigentlich ein bis zwei Tage als freier Mitarbeiter. Das ist mein Anker in der Realität, wo ich mit Menschen zusammenkomme, wo ich mich mit Dingen beschäftige, mit denen ich mich am heimischen Schreibtisch nicht beschäftigen würde.
So, was war noch mal der zweite Teil der Frage? Den habe ich leider vergessen.
Geisterspiegel: Im Prinzip ist die Frage beantwortet. Hat der Erfolg dich verändert? Oder hat er dein Leben verändert? Und wie du dir diesen Erfolg erklärst?
Sebastian Fitzek: Wie ich mir den Erfolg erkläre … genau, das war noch die Frage.
Ich glaube, dass Authentizität ein wichtiger Stichpunkt ist. Als ich angefangen habe zu schreiben, habe ich mir überhaupt gar keine Gedanken gemacht über »Was müsste man eigentlich schreiben, um Erfolg zu haben?« Hätte ich das getan, hätte ich mir wahrscheinlich nicht Deutsch- und Psychothriller ausgesucht, weil das ein Marktsegment ist, was damals – glaub ich – noch nicht so richtig vorhanden war. Da gibt es einige Ausnahmeerscheinungen, Petra Hammesfahr beispielsweise. Einem deutschen männlichen Autor kauft man wahrscheinlich eher eine Komödie ab, oder was Lustiges, mittlerweile auch Fantasyromane, aber Psychothriller eher nicht. Auch ich. Ich hab so eher ausländische Autoren gelesen. Und ich glaube: Die Leute haben einfach gemerkt, dass das etwas ist, was ich selber sehr gerne lese. Und eine Geschichte, die ich ja selber gerne lesen würde, und dass ich eben kein, vielleicht typischer Autor bin. Was sich darin zeigt, dass ich beispielsweise in meinem Buch meine E-Mail-Adresse angebe, damit ich auch mit den Lesern in den Dialog treten kann. Was mir sehr wichtig ist, was sie drüber denken, warum sie es lesen, warum sie es abgebrochen haben oder warum sie es so toll oder nicht so gut finden.
Geisterspiegel: Dein Bruder ist dein Berater in psychologischen und medizinischen Fragen. Ist er auch gleichzeitig Auslöser für deine Ideen? Beeinflusst er dich bei der Auswahl der Themen?
Sebastian Fitzek: Nein. Er ist ein sehr wichtiger Berater, genauso wie meine Schwägerin, die auch Neurologin ist. Aber meine Ideen kommen tatsächlich aus dem Alltag, wenn man so will. Also zumindest finde ich mich hin und wieder in skurrilen Situationen wieder. Und bei meinem Erstlingswerk »Die Therapie« war es so, dass ich in einem überfüllten Wartezimmer saß, und darauf gewartet habe, dass meine damalige Freundin aus der Behandlung beim Orthopäden wieder rauskommt. Und das dauerte unglaublich lange. Und irgendwann stellte ich mir die Frage: Also Mensch, die kommt da gar nicht mehr raus. Was wäre eigentlich, wenn sie jetzt alle sagen würden, sie wäre ja gar nicht in das Behandlungszimmer hinein gegangen und sie wäre fortan verschwunden. Die Frage war also:Was wäre, wenn meine Freundin nie wieder aus dem Behandlungszimmer rauskommt? Das war kein Wunschdenken, sondern die erste Thrillerfrage, die ich hatte. Sie kam wieder raus, aber das kleine Mädchen in »Die Therapie«, ein kleines Mädchen, das kommt nicht raus. Und man will dem Vater weismachen, es wäre gar nicht erst in das Behandlungszimmer des Arztes hineingegangen. Und das war so eine allererste Idee. Und dann fang ich an nachzudenken. Und dann hol ich mir die Experten hinzu wie meinen Bruder, die das Ganze wissenschaftlich auch nochmal absichern.
Geisterspiegel: Kommen wir zum »Seelenbrecher«. Für mich hatte dieser Roman ein Touch von Interaktivität beim Lesen. Ich fühlte mich in das Geschehen einbezogen, stellenweise sogar in die Teufelsbergklinik hineinversetzt. War das so beabsichtigt, dass das beim Leser so ankommt?
Sebastian Fitzek: Also deswegen – ich sage, beabsichtigt zum allerersten Entwurf erstmal rein gar nicht. Meine einzige Absicht ist es, eine Geschichte zu erzählen, die die Leute spannend finden, die sie unterhaltend finden. Die Geschichte hat ja, wie gesagt, eine Rahmenhandlung und eine Haupthandlung. Und die Rahmenhandlung, gestehe ich, die kam eigentlich erst beim zweiten Nachdenken. Zunächst hatte ich tatsächlich diese Akte des Seelenbrechers, die dort von Studenten gelesen wird, da hatte ich die komplette Geschichte im Kopf. Und irgendwann einmal kam eine interaktive Rahmenhandlung hinzu. Die passte auf einmal nahtlos. Und ich hab dann am Ende gehofft, dass es mir gelungen ist für einige Leser, dass sie sich tatsächlich nicht nur als passiver Leser fühlen, sondern als aktiver Teilnehmer. Aber die Hoffnung war erst mit dem letzten Wort, was ich geschrieben habe, es war nicht die Absicht, vom allerersten Wort an. Ich freue mich, dass es zumindest bei einigen offensichtlich gelungen ist.
Geisterspiegel: Bei mir in jedem Fall. Noch eine Form der Interaktivität: deine Lesungen im Hannibal Lecter-Outfit. Was bezweckst du genau damit, außer den Leser zu schocken?
Sebastian Fitzek: Na ja, also, ich weiß nicht, ob ich jemanden geschockt habe. Aber eigentlich war diese Premierelesung , wo man mich in einem Rollstuhl reingerollt hat als Hannibal Lecter – im Hannibal Lecter-Outfit – und wo ein Arzt behauptet hat, alleine das Schreiben des Buches »Der Seelenbrecher« hätte bei mir schwerste psychosomatische Schädigungen hervorgeführt, und die will er mal demonstrieren. Das war von Anfang an so überzeichnet, dass es eigentlich humorvoll war. Und die meisten haben auch gelacht. Was ich damit bezwecke, ist: Also, sicher bin ich ein Spielkind. Ich mag das. Ich finde das normal, das kann eigentlich jeder. Und ich habe sehr, sehr lange überlegt: Mensch, willst du wirklich deinen Namen vorne aufs Buch schreiben, weil ich immer in der zweiten Reihe gearbeitet habe, egal, wo es war, in der Programmdirektion beim Radio. Ich hab nie moderiert beispielsweise. Und dann hab ich mir gesagt: Nee, wenn du das machst, dann machst du es aber auch richtig. Und die Leute wollen unterhalten werden. Ich mag es, Menschen zu unterhalten. Ich komme aus der Unterhaltungsredaktion. Und eine Lesung an sich persönlich finde ich langweilig. Ich finde es langweilig, wenn sich Autoren hinsetzen und ihr Buch von A bis Z vorlesen. Das kann der Zuhörer im Zweifelsfall auch selber. Er möchte etwas über den Autor vielleicht erfahren. Das sagt doch etwas aus über mich als Autor, wenn man mich da reinrollt. Und er möchte unterhalten werden, er möchte einen schönen Abend gehabt haben. Und ich glaub: Die meisten haben das als Scherz erfahren. Da wurde ein Video vorgespielt von meiner Einzelzelle. Die sah aus wie eine Abrissgarage. Also, wem da nicht aufgefallen ist, dass das bestimmt ein Scherz sein muss, der wird wahrscheinlich auch nicht meine Bücher verstehen.
Geisterspiegel: Die Grausamkeiten der seelischen Verstümmelungen, die du beschreibst, beruhen die eigentlich auf Tatsachen oder entspringen sie rein deiner Fantasie?
Sebastian Fitzek: Das Schreckliche beim Psychothriller, beim psychologischen Thriller, ist, dass alle Grausamkeiten, die man sich ausdenkt, in der Regel auch irgendwo stattgefunden haben in irgendwelchen menschlichen Köpfen und Gehirnen. Und wahrscheinlich sogar noch viel schlimmer. Wenn ich mit Experten rede und die Frage »Ist so etwas überhaupt denkbar, was ich mir hier ausgedacht habe?«, dann sagen die: Ach Mensch, da haben wir noch ganz andere Fälle erlebt. Insofern, das macht die menschliche Psyche ja so interessant. Das ist für mich wie die Tiefsee. Also, jeder kennt sie, hat eine ungefähre Vorstellung davon, aber sie ist irgendwie unergründlich. Und es ist theoretisch alles, alles möglich. Ich habe einige Sachen recherchiert. Von einigen Sachen liest man in der Zeitung. Ein Beispiel ist das Phänomen, wovon ich jüngst gelesen habe, der Co-Wahnvorstellungen. Wenn sie als Gesunder mit einem psychisch gestörten Menschen zusammenleben, sehr intensiv, dann kann es sein, dass sie auf ein Mal dessen Visionen teilen, obwohl sie selber gar nicht krank sind. Das ist natürlich ziemlich für einen Thriller für den Menschen sehr belastend, aber für den Thriller eine dankbare Situation. Stellen sie sich vor, wenn einer behauptet, er hört Stimmen, dann sagt man: Ja, er ist vielleicht krank. Aber wenn es noch ein Zweiter sagt, er hört die gleichen Stimmen und er kann es bezeugen, dann sind sie schon eher geneigt, dem Glauben zu schenken. Also, ist das sozusagen, wo ich mich manchmal von der Realität inspirieren lasse, manchmal es ausdenke, und dann das Feedback bekomme von den Experten: Na ja, das gibt es tatsächlich so und manchmal noch viel extremer. Es gibt übrigens auch im klassischen kriminellen Bereich über »Das Kind«, was du natürlich gelesen hast. Bei dem »Kind« gibt es eine Szene, auf die werde ich immer wieder angesprochen. Du wirst mich auch darauf ansprechen, ob das wirklich so ist. Ich hab’s mir ausgedacht. Und mir schrieb aber ein Kriminalkommissar aus der Schweiz, der sagte, dass es genauso abgelaufen ist ein halbes Jahr zuvor bei ihm in der Gegend. Und da war ich doch relativ schockiert. Max Frisch hat mal gesagt: Ein Gedanke, der einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden. Ich fürchte, vieles von dem, was wir uns ausdenken, wurde bereits getan oder wird noch umgesetzt.
Geisterspiegel: Warum ist Cola Light Lemon ein gutes Getränk zum Sterben?
Sebastian Fitzek: Hähähä … Das ist eine sehr gute Frage. In »Amokspiel« trinkt die Hauptperson Ira Samin Cola Light Lemon. Und ganz ehrlich: Ich hasse dieses Gesöff. Ich weiß gar nicht, wie es da rein gekommen ist. Aber ich hielt es nicht für Autoren-Blabla, dass Figuren ihr Eigenleben entwickeln. Es ist tatsächlich so. Sie entwickeln sich eigen, sie verändern die Geschichte, die man sich einmal im Kopf ausgedacht hat. Sie ist immer ganz anders am Ende. Und dieses Getränk passte eigentlich nur zu ihr und zu keinem anderen sonst. Ich habe mir fest vorgenommen, am Ende des Romans einfach bei »Amokspiel« Cola Light Lemon durch irgendetwas anderes zu ersetzen, dieses rauszunehmen. Die Figur hat sich so sehr gesträubt dagegen, dass ich es drin gelassen hab. Ja mein Gott, Ok, dann trinkst du eben das Gesöff. Hatte leider die negative Folge, dass mittlerweile jeder denkt, ich mag es. Und bei den Lesungen damals zu »Amokspiel« hatte ich immer Cola Light Lemon auf meinem Tisch. Und ich konnte da nicht sagen, dass es mir nicht schmeckt. Also, insofern, da müssten sie die Figur fragen, warum es ein gutes Gesöff ist. Ich find’s grauenhaft. Aber man kann es ja eventuell nur trinken, vielleicht reicht das ja auch aus, ohne die dazugehörenden Tabletten.
Geisterspiegel: Ich springe wieder zum »Seelenbrecher«. Danksagung. Wer ist eigentlich Gerlinde und geht es ihr gut?
Sebastian Fitzek: Hähähä … Also, Gerlinde ist häufig eine komplizierte Frage. Vor einem Jahr war es so, dass es meine Freundin ist. Aber wir haben immer so eine merkwürdige Beziehung schon gehabt, schon eine sehr, sehr lange. Und haben uns schon häufig getrennt. Haben uns mal wieder getrennt. Sind aber die besten Freunde. Insofern ist sie tatsächlich meine beste Freundin und auch eine ganz enge Beraterin. Sie ist Radiomoderatorin, selbst kreativ tätig, schreibt, und ist der weltgrößte Horrorfan. Während ich eher Thriller verstehe, versteht sie Horror, auch Splatter, auch alles Mögliche, und konnte mir beim »Seelenbrecher« dann noch behilflich sein und um zu überprüfen, ob ich die gewünschten Effekte erzeugt habe.
Geisterspiegel: In meiner Rezension habe ich dich mit Jean-Christophe Grangè vergleichen. Sein Roman »Das schwarze Blut« rief bei mir den gleichen Gänsehauteffekt hervor wie »Der Seelenbrecher«. War das für dich nun ein Kompliment? Und wie stehst du generell zu Vergleichen mit anderen Autoren?
Sebastian Fitzek: Ja, es ist immer ein Kompliment, mit großen Künstlern und erfolgreichen Autoren verglichen zu werden. Ich glaube, ich stehe noch so relativ am Anfang, d. h., ich weiß, ich stehe noch relativ am Anfang meiner Karriere. Ob die jetzt nach oben oder nach unten geht, das entscheidet der Leser. Aber zumindest die Anzahl der Bücher wird ja noch zunehmen. Damit werde ich auch meinen Stil finden und noch ein bisschen weiter ausprobieren, was ich auch ganz gut kann, dadurch, dass ich eben keine Reihe schreibe, wo ein Ermittler immer wieder in neue Situationen geworfen wird, oder wo es ganz neue Ausgangsfragen, Was-wäre-wenn-Fragen gibt, wenn etwas passiert, etwas Skurriles. Und insofern wird sich mein Stil wahrscheinlich noch verändern. Und die Vergleiche werden sich verändern. Also, jemand hat mich mit John Grisham verglichen. Glaub ich eher nicht, weil ich hab also auch mit Justizdramen wenig am Hut. Wobei ich Jurist bin, von Haus aus, und ihn sehr gerne lese. Mit Stephen King, das kann ich in Ansätzen mittlerweile sogar nachvollziehen, und zwar nicht, dass ich mich mit Stephen – um Gottes willen – mit ihm vergleichen würde. Ich halte ihn für ein Genie. Sondern dass er auch manchmal im Horror, manchmal in Fantasy, im Thrillerbereich abdriftet. Aber ansonsten, ich persönlich selber würde mich natürlich mit keinem vergleichen wollen, weil ich mir das gar nicht anmaßen will. Finde es aber immer wieder interessant, auch welche anderen Autoren neben mir meine Leser noch lesen. Und manchmal sind da totale Schnittmengen. Und manchmal sage ich : Ja, habe ich so gar nicht auf meinem Radar. Nehmen wir mal Ketchum beispielsweise, den ich jetzt auch gelesen habe, der mir zu explizit ist, zu gewalttätig. Da werde ich aber trotzdem von einigen, grad jüngeren Lesern immer wieder verglichen.
Geisterspiegel: Du arbeitest bestimmt ja schon wieder an einem neuen Projekt. Darfst du und möchtest du uns darüber schon etwas verraten?
Sebastian Fitzek: Ja, ich erzähle immer gerne, und es gibt keinen, der da mir etwas verbieten kann. Hoffe ich. Ja, das fünfte Projekt, an dem müsste ich etwas mehr arbeiten. Aber zurzeit habe ich Lesereise und komm nicht ganz zu sehr dazu. Aber es heißt – hat schon einen Titel – heißt »Splitter«. Und handelt von einem Mann, der bei einem von ihm verschuldeten Autounfall seine schwangere Frau verliert. Und wenige Wochen später hört er und liest in einer Zeitung, dass eine Klinik Probanden sucht, die sich an einem Amnesieexperiment beteiligen wollen. Leute, die ein schweres Trauma erlebt haben und die die schlimmsten Erlebnisse in ihrem Leben für immer vergessen wollen. Also eine andere Herangehensweise an die Psychotherapie. Nicht das zu verarbeiten, sondern einfach zu löschen aus dem Gedächtnis. Und er lässt sich da mal untersuchen. Man sagt ihm aber: Mensch, man kann bei dir nicht die gesamte Erinnerung an deine Frau und an dein totes Kind, also das Baby, löschen, aber man kann einen Totalausfall herbeiführen. Das heißt also: eine komplette Amnesie. Das ist ihm zu heikel. Er macht die Voruntersuchungen mit, geht nach Hause. Und will das auch nicht machen und unterschreibt auch nicht die Anmeldeformulare. Und dann beginnt das Buch. Denn er kommt nicht mehr in die Wohnung rein, in die er gezogen ist, weil sein Schlüssel nicht mehr passt. Am Namensschild steht ein ganz anderer Name. Und die Tür geht auf von innen und ihm öffnet seine hochschwangere Frau.
Geisterspiegel: Ah ja.
Sebastian Fitzek: Sein Leben ist völlig zersplittert. Er selber hat einen Splitter von dem Unfall im Nacken, der nicht operabel ist. Fortan taumelt er in einem noch größeren Alptraum, in dem er sich ohnehin schon befand nach dem Unfall.
Geisterspiegel: Das klingt ja schon nach einem viel versprechenden fünften Roman.
Sebastian Fitzek: Ich hoffe, ich hoffe …
Geisterspiegel: Sebastian, ich danke dir ganz herzlich für die Zeit, die du uns geschenkt hast, für die Antworten.
Sebastian Fitzek: Ich danke für das Interview und für das Gespräch.
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