Diamantenfieber
James Bond soll im Auftrag des englischen Geheimdienstes einen Diamantenschmugglerring auffliegen lassen, dessen Pipeline von Afrika über London bis in die USA reicht. Zu diesem Zweck schleust sich Bond als Diamantenkurier in das Netzwerk der Spangled-Bande ein. Doch das gestaltet sich schwieriger als zunächst erwartet. Glücklicherweise kann Bond auf die Hilfe seines alten Freundes Felix Leiter zählen, der mittlerweile bei der berühmten Detektei Pinkerton arbeitet. Als sich Bond jedoch ausgerechnet in Tiffany Case verliebt, die ihm als Kontakt genannt wird, gerät er schnell ins Visier der skrupellosen Gangster, die nichts unversucht lassen, den Agenten und die junge Frau ins Jenseits zu befördern.
Diamantenfieber ist der vierte Band der großartig gestalteten JAMES BOND BIBLIOTHEK, die bei Cross Cult erstmals vollständig in vierzehn Bänden erscheint. Neu übersetzt von Stephanie Pannen und Anika Klüver erlebt der Leser den unverfälschten, prägnanten Stil von JAMES BOND-Erfinder Ian Fleming. Auffallend ist die enorme Kluft zwischen Roman und Verfilmung, denn im Gegensatz zum Kinofilm mit Sean Connery, muss Bond am Ende des Romans nicht erneut die ganze Welt retten und seinen Erzfeind Blofeld ausschalten. Tatsächlich bleibt der Roman recht bodenständig und glaubwürdig, ist aber dennoch überraschend temporeich und zeitlos, immerhin wurde die Geschichte bereits 1956 von Ian Fleming zu Papier gebracht. Gerade der Beginn des Romans wurde sehr einfallsreich und originell geschrieben. Der Fokus des Lesers wird auf einen Beute suchenden Skorpion gerichtet, ehe Fleming elegant zum eigentlichen Geschehen überleitet. Ein wenig langatmig und ermüdend sind die vielen Abschnitte über Glücksspiel und Pferderennen. Dennoch bleibt man gerne am Ball, um zu sehen, wie Bond diesen Fall meistert. Der smarte Geheimagent wird hier außerdem sehr viel menschlicher dargestellt als im Film, und ohne seinen Freund und Partner Felix Leiter hätte er das eine oder andere Mal sehr alt ausgesehen. Das Ende indes kommt ein wenig abrupt, doch es kann ja nicht immer zum großen Showdown mit einem Superschurken kommen. Natürlich begegnet der englische Doppel-Null-Agent mit der Lizenz zum Töten auch in diesem Abenteuer einer geheimnisvollen, wunderschönen Frau. Doch dieses Mal muss Bond seinen gesamten Charme einsetzen, um die Mauer aus kühler Distanziertheit zu durchbrechen, die sich Tiffany Case als Schutzpanzer vor einer harten, brutalen Welt zugelegt hat. Bonds Eroberungen laufen weniger inflationär und oberflächlicher ab, als im cineastischen Äquivalent. Diamantenfieber ist ein spannender, glaubwürdiger Spionagethriller, dessen Lektüre dank gefälliger Schriftgröße und minimalistischem Stil flott von der Hand geht.
Das Cover, eigens für diese schmucke Edition, von Michael Gillette geschaffen, ist eine wahre Augenweide. Möchte man das Taschenbuch möglichst unversehrt als Sammlerobjekt horten, sollte man sich entweder ein zweites Exemplar zulegen oder sehr vorsichtig lesen, denn der Buchrücken bekommt sehr schnell Riefen durch das Knicken beim Aufschlagen.
Fazit:
Flott erzählter Spionagethriller der alten Schule mit einem sympathischen Protagonisten. Ian Flemings Roman ist weniger überzogen als der gleichnamige Film und bietet gute und vor allen Dingen glaubwürdige Unterhaltung.
Copyright © 2013 by Florian Hilleberg
Ian Fleming
Diamantenfieber
James Bond, Band 4
Diamonds are forever, 1956
Taschenbuch, Spionagethriller
Cross Cult, Ludwigsburg
Dezember 2012
326 Seiten, 12,80 Euro
ISBN: 9783864250767
Aus dem Englischen von
Stephanie Pannen und
Anika Klüver
Titelfoto/Titelgestaltung von
Michael Gillette