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Verachtung

Carl Mørck, Leiter des Sonderdezernats Q, bekommt von seiner Sekretärin Rose einen neuen Fall vorgelegt. Im Jahr 1987 wurde eine Frau namens Rita Nielsen als vermisst gemeldet. Die Frau hatte eine bewegte Vergangenheit und leitete unter anderem ein Freudenhaus. Gemeinsam mit seinem Assistenten Assad findet Carl heraus, dass in dem Zusammenhang fünf weitere Personen vermisst wurden. Die Spur führt die Sonderermittler zu Nete Hermansen und Curt Wad, der sich politisch in einer Partei engagiert, deren faschistische Ideen für viel Diskussionsstoff sorgen.
Offenbar reicht dieser Fall noch sehr viel weiter in die Vergangenheit zurück, als ein Mädchen namens Nete Hermansen auf die Insel Sprogø gebracht wird, nachdem der Arzt Curt Wad sie vergewaltigt hat.
Doch Carl kann sich nicht nur auf diesen Fall konzentrieren, denn ein Kollege aus dem City-Revier setzt ihn mit der Aussage von Carls Cousin Ronny unter Druck, der behauptet seinen Vater im Beisein von Carl umgebracht zu haben, als sie noch Kinder waren.
Und zu allem Überfluss meldet sich auch noch Carls Ex-Frau, die erneut zu heiraten beabsichtigt und die Scheidung einreichen will. Das bedeutet, er muss eine Menge Geld bezahlen und droht sein Haus zu verlieren.
Immerhin überraschen ihn seine Mitarbeiter Assad und Rose mit immer neuen Fähigkeiten und stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Doch wird es auch dieses Mal reichen?

Obwohl es mittlerweile nicht einfach ist, die kurzen, griffigen aber irgendwo auch nichtssagenden Titel auseinanderzuhalten, bietet auch der vierte Fall von Carl Mørck und dem Sonderdezernat Q spannende und zugleich anspruchsvolle Unterhaltung. Jussi Adler-Olsen überzeugt durch starke Charaktere und authentische Beziehungsgeflechte. Mit Themen wie Zwangssterilisation und Faschismus fasst der Autor wieder ein heißes Eisen an. Erfrischend dabei ist, dass die Fälle des Sonderdezernats Q nicht nach dem üblichen Serienkiller-Schema ablaufen. Auch im vorliegenden Roman geht es Adler-Olsen nicht um plakative Brutalität und Grausamkeit. Verachtung ist ein psychologischer Thriller von geradezu unheimlicher Intensität. Nete Hermansens Geschichte wird sehr ausführlich und nachvollziehbar erzählt, sodass man sich hervorragend in die Gedanken der agierenden Personen hineinversetzen kann. Bei Jussi Adler-Olsen gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei und selbst die Antagonisten haben menschliche, liebenswerte Seiten, auch wenn sie manchmal ein wenig besser versteckt sind. Carl Mørck, Assad und Rose sind mittlerweile zu lieb gewonnenen Figuren geworden und vor allen Dingen die privaten Verwicklungen von Carl machen den Protagonisten umso sympathischer. Wichtig ist jedoch, dass es dem Autor gelungen ist, das hohe Niveau konstant den gesamten Roman über zu halten und in einem überraschenden Finale gipfeln zu lassen. In der Hörbuch-Fassung überzeugt auch dieses Mal Wolfram Koch mit einer großartigen Lesung. Die Hörbücher sind ohne ihn kaum noch denkbar.

Eine blutige offene Schere unter dem Titel. Einfaches, aber wirkungsvolles Covermotiv, das dem potenziellen Kunden sofort ins Auge sticht. So wenig es mit dem Inhalt oder dem Titel zu tun hat, so auffallend ist das Cover. Die aufklappbare 6-CD-Box ist platzsparend und sehr praktisch.

Fazit:
Intensive und düstere Rachegeschichte über Zwangssterilisation und Faschismus. Ein ebenso spannender wie anspruchsvoller Thriller mit Carl Mørck und dem Sonderdezernat Q.

Copyright © 2013 by Florian Hilleberg

 

Jussi Adler-Olsen
Verachtung
Journal 64, Dänemark 2009
Der Audio-Verlag, Berlin
September 2012
6 Audio-CDs, Psychothriller
476 Minuten, 24,99 €
ISBN: 9783862310623
Aus dem Dänischen
von Hannes Thiess
Titelgestaltung von
Stephanie Weischer

www.der-audio-verlag.de
www.dtv.de