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Vadot: Teufels Beitrag

Die Berliner Vadot haben nach In Gottes Namen (2010) mit Teufels Beitrag ihr zweites Album veröffentlicht. Releasedatum der CD war der 31.10.2012.

Als »Alternative-Wave« bezeichnen sie selbst ihren elektronisch geprägten Stil, der aber durchaus auch rockige Elemente aufweist. Die Instrumentierung besteht aus Synthesizer, Gitarren und Schlagzeug. Doch am markantesten sind sicherlich die anspruchsvollen, deutschsprachigen Texte, die intensives Zuhören verlangen und von Vadot, dem Mastermind des Trios, nicht nur allesamt geschrieben wurden, sondern von ihm auch mit markanter Stimme, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzt, zum Vortrage gebracht werden.

Thematisch stehen dieses Mal die sieben Todsünden im Fokus und damit das Böse, aber auch das Gute, im Menschen.

Teufels Beitrag ist ein Werk fernab von gängigen Klischees, das den Intellekt seiner Zuhörer fordert, aber gleichzeitig auch einen musikalischen Unterhaltungswert bietet mit einem Songwriting, dem durchaus tanzbare Rhythmen zu eigen sind.

Gleich der erste Track Nahrung für die Seele übt Kritik an unserer Konsumgesellschaft, dem Verlust an Qualität und der zunehmenden Verdummung und Antriebslosigkeit der Menschen.

Motten ums Licht erzählt von Verführung, Fremdbestimmung, Abgestumpftsein und der Ohnmacht des Einzelnen. Untermalt von einem einprägsamen Pianomotiv, teils elektronisch verfremdet, entwickelt der Song eine ganz eigene, treibende Dynamik.

Hochmut ist da weitaus synthetischer instrumentiert, geht eher in Richtung EBM. Der beschriebene Höhenflug gleicht dem des Ikarus und tanzend steuern wir auf den Untergang zu.

Das Tal der Tränen kündet von der Vergänglichkeit des Seins. Depressiv, verzweifelt auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Zerrissen vermittelt mit einer faustischen Komponente Ruhelosigkeit, Getriebenheit. Die eigene Persönlichkeit wird aufgegeben, zerbricht an auferlegten Zwängen. Einst gute Absichten verkehren sich ins Gegenteil.

Neidlos: Die Unfähigkeit des Menschen aus der Geschichte zu lernen. Angepasst und mit einer Biedermann-Mentalität ausgestattet, lässt der Mensch Dinge zu, die eigentlich im Widerspruch zu seinem innersten Wesen stehen. Der Refrain ist eingängig und verdeutlicht gleichzeitig die sprachliche Kompetenz des Verfassers hinsichtlich singbarer Lyrik: »Wir werden taub sein, wir werden Staub sein, wie totes Laub sein.«

Beweg Dich wartet mit einer längeren Instrumentalpassage zu Beginn auf, die Tasten dominieren und setzen die Akzente, das Schlagzeug untermauert den treibenden Beat. Inhaltlich geht es erneut um Hochmut, Eitelkeit und Trägheit.

Ein Loblied feiert ironisierend die Korruption, prangert die Ausbeutung Unterprivilegierter an, Profit um jeden Preis. Im Gegensatz zu diesem mehr als ernsten Thema steht der fast fröhlich zu nennende Rhythmus, der den Körper sich im Takt wiegen lässt. Bittersüß und dadurch umso eindringlicher.

Hüte Dich schlägt musikalisch eine ganz andere Richtung ein. Generiert dieser Song doch eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre. Eindringlich, beschwörend, mit einem Touch Nightmare Before Christmas. Warnend und fordernd zugleich werden Sexualtrieb und Missbrauch thematisiert. Einer der nachhaltigsten Titel des Albums.

Kaputt swingt orchestral, ist rockig und ruft dabei nicht nur zu verbalem Protest gegen die Dekadenz der Gesellschaft auf. Erinnerungen an die legendären Ton Steine Scherben werden wach.

Verdammte Seelen überrascht den Hörer mit dunkelromantischer Schönheit und melancholischer Verklärtheit. Gepaart mit einem Refrain, der sich sofort festsetzt und noch Tage später im Ohr bleibt. Zerrissenheit, Ziellosigkeit, Licht und Schatten, ein Song mit Gänsehautgarantie.

Du mit Dir weist eine starke sakrale Komponente auf, die sich dann auch auf textlicher Ebene metaphysisch fortsetzt.

Deine Scherben: Selbst dem Scheitern kann etwas Positives immanent sein, doch gleichzeitig verdeutlicht dieses Lied auch die Bedeutungslosigkeit des Einzelnen. Ein überlegter, bewusster Abschluss der vorangegangenen Kompositionen.

13 Tracks und knapp 60 Minuten später weiß man, dass man mit Teufels Beitrag ein ganz besonderes, ich möchte gar sagen, wertvolles Stück Musik gehört hat.

Eine Bestandsaufnahme unseres gesellschaftlichen Zustandes, die sich nicht scheut, Missstände beim Namen zu nennen. Texte von visueller Ausdruckskraft, gekleidet in das Gewand dunkler, teils umschmeichelnder, teils elektronisch enervierender, manchmal swingender und manchmal rockiger Töne sowie eine Melange aus all diesen Komponenten und Stilen.

Ein Album, das gehört werden will und muss, das nachdenklich macht und doch auch zum Tanzen auffordert und Mitsingen animiert. Ein Album, das man so schnell nicht vergisst, kurz, ein wichtiges Album!

Hörprobe
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Vadot
Teufels Beitrag
Danse macabre Records, Wirsberg
Oktober 2012
Audio CD, 13 Tracks, 57:37 Minuten

www.vadot.de

Copyright © 2013 by Stefan Bellack