Powers Band 1
Detective Christian Walker versieht seinen Dienst bei der Mordkommission einer Stadt, wo Superhelden und Superschurken zum alltäglichen Stadtbild gehören. Mit seiner neuen Partnerin Deena Pilgrim wird Walker zum Schauplatz eines Mordes gerufen. Das Opfer ist die beliebte Superheldin Retro Girl, die Umstände bleiben zunächst ungeklärt. Walker nutzt seine offenbar sehr guten Kontakte zur Superhelden-(und Superschurken-)gemeinschaft, um die Spur aufzunehmen.
Powers erschien in den USA bereits vor über 10 Jahren und räumte dort sogleich den Eisner-Award als Beste Neue Serie ab. Seit dem werden immer wieder Gerüchte laut, Powers als Serie auf die Mattscheibe zu bringen.
Was hier jedoch so originell sein soll, hat sich mir nicht erschlossen. Auch von Panini wird Powers als nichts Geringeres als ein Meisterwerk angepriesen und ohne Zweifel ist Brian Michael Bendis (Torso, Sam & Twitch und zahlreiche Marvel-Titel) ein fähiger Autor, doch irgendwie hat man alles in Powers schon einmal gesehen. Das Umfeld erinnert mit der selbstverständlichen Anwesenheit von Superhelden an Kurt Busieks Astro City, nur dass hier eher Krimi- und auch Screwballelemente (bei den Dialogschlachten zwischen Walker und Pilgrim) verwendet werden. Morde an Superhelden sind seit Alan Moores Watchmen nichts wirklich Neues mehr, und dass ein Ermittler in einem Kriminalfall mehr weiß, als er zunächst zugeben möchte, ist ebenfalls nicht gerade bahnbrechend originell. Überdies empfand ich persönlich die immer wieder vorkommenden Ping-Pong-Dialoge und damit einhergehenden Sprechblasenketten eher als nervend, denn als amüsant.
Die Zeichnungen und das Gesamtdesign von Michael Avon Oeming ist zweifellos sehr mühevoll und überlegt (man beachte die teils pragmatisch-wirkungsvolle Panelaufteilung) realisiert und wirkt doch wie ein Mike Mignola-Gastspiel bei Batman Adventures, also ebenfalls nicht so originell, wie zweifellos beabsichtigt.
Powers schreit von jeder Seite: »Finde mich cool«, doch irgendwie will das nicht recht gelingen. Möglicherweise liegt es daran, dass Bendis und Oeming so viel (Nebensächliches) bieten wollen, dass man den eigentlichen Storydriver – nämlich die Suche nach Retro Girls Mörder – zeitweise aus den Augen verliert.
Eine ganz witzige Idee sind die vielen Superhelden und –schurken, die im Laufe der Geschichte – teilweise nur in einem Panel – auftreten und die überwiegend von befreundeten Comic-Künstlern erfunden wurden.
Die deutsche Ausgabe von Wer ermordete Retro Girl? Entspricht der amerikanischen Paperbackausgabe, die die ersten sechs Powers -Ausgaben sammelt und damit die komplette Wer ermordete Retro Girl?-Storyline beinhaltet.
Die Ausstattung von Paninicomics ist dagegen wie gewohnt jenseits aller Kritik und gefällt durch Klappbroschur, qualitativ hochwertiges Papier, sowie – last, but not least – ein umfangreiches Bonuspaket aus einer Covergalerie, Michael Avon Oemings Charakterskizzen sowie acht einseitigen Powers -Strips, die vor dem Serienstart in der Zeitschrift Comic Shop News veröffentlicht wurde.
Obwohl jeder der Beteiligten sehr gute Arbeit abgeliefert hat, wollte der Funke bei mir nicht richtig überspringen. Für meinen Geschmack verliert sich Powers zu sehr in Nebensächlichkeiten, um über die ganze Länge zu fesseln.
Copyright © 2012 by Elmar Huber
Brian Michael Bendis
Powers Band 1
Wer ermordete Retro Girl?
Powers 1-6: Who killed Retro Girl?
USA, 2000
Paninicomics, Stuttgart
Februar 2012
SC, Comic, Superhelden, Action, Krimi
196 Seiten, 19,95 Euro
Aus dem Amerikanischen
von Joachim Körber
Titelillustration von
Michael Avon Oeming
Zeichnungen von
Michael Avon Oeming