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Märchen

Der Mirabellenbaum

Hanno Berg
Der Mirabellenbaum

I

 

Einst lebten im Elfenlande Zor ein junger Elfenkönig namens Merchor und seine Frau Lis. Lis war schwanger von ihrem geliebten Mann. Die beiden jungen Leute konnten gar nicht erwarten, dass ihr Kind endlich das Licht der Welt erblickte.

Als die Zeit der Niederkunft gekommen war, rief Merchor die Hebamme zu seiner Liebsten. Die Wehen hatten schon eingesetzt und die Hebamme tat ihr Bestes. Aber es sollte nicht sein, dass Lis ihr Kind behielt. Sie gebar eine tote Tochter und niemand konnte etwas dagegen tun. Fast wäre die Elfenkönigin auch noch gestorben, doch der Arzt, den Merchor ebenfalls gerufen hatte, konnte solches gerade noch verhindern.

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Vom Schneiderlein mit den drei Hunden

Vom Schneiderlein mit den drei Hunden

Ein armes Schneiderlein hatte zu Hause nichts zu verlieren und ging auf Reisen. Da lief ihm mitten im Wald ein großer Hund in den Weg, bot ihm die Zeit und fragte es, ob es ihn nicht mitnehmen wolle.

»Ei, warum nicht, so du mir dienstbar und zu Willen sein willst; lauf du nur in Gottes Namen hinter mir drein!«

Über eine kurze Wegstrecke kam ein zweiter Hund, trug ihm seine Dienste an und wurde des ersten Kamerad, und — es mochte halt ein närrischer Tag sein, – ehe noch der Abend sank, waren es ihrer drei; ob sich gleich unser Schneiderlein den Kopf kraute und die alte Mütze von einem Ohr aufs andere schob, wenn er es bedachte, wie er wohl drei Hunde ernähren möchte, da er sich selbst nur mit Ach und Krach durch die lei­dige Welt schlug. Aber der Hund sah ihn mit so guten Augen wie ein bittend Mägdlein an. Das Schneiderlein hatte ein zu gutes Herz und, das Beste, was ein armer Teufel haben mag, auch ein leichtes, sorgloses Herz, und dachte sich: »Gott wird uns vieren schon weiterhelfen; wer weis, wofür es gut ist.« Nun, dessen sollte er gleich gewahr werden. Es war dunkel worden, Beine Weiterlesen

Die Ausreißer

Die Ausreißer
Aus: Von Hollas Rocken, Eberhard König, 1925

Achtzehn Soldaten, ein Feldwebel, ein Sergeant, ein Korporal, ein Tambour und vierzehn Gemeine, waren mitsammen auf einer einsamen Wacht. Es war eine mondhelle Nacht im Lenz, und die Welt lag so weit, so weit, und alle Straßen, die sich im silbernen Duft verloren, sahen aus wie Straßen nach dem Glück. Und da gab unter den Braven, die auf einer Bank vor dem Wachthäuschen saßen und ihre Pfeifen in die laue Nacht rauchten, ein Wort das andere, wie doch der Dienst so hart sei, das Traktement so schlecht, der Obrist so grob, der General so stolz, die Welt so schön, das Leben so kurz und die Nacht so lau. Auf einmal beschloss die ganze Wachtmannschaft: »Wir reißen aus!«

Nur der Feldwebel, der ein alter Soldat war, zwei Feldzüge mitgemacht hatte und außerdem auch den dicksten Knebelbart in der Kompanie besaß, der mochte nicht mittun, wollte aber nicht den anderen im Wege sein. Auf seinen Wunsch banden sie ihm Hände und Füße, auf dass er nicht in Verantwortung und Strafe käme, legten ihn unter die Pritsche, und dann zogen alle, singend Wer weiß, wo in der Ferne das Glück mir noch blüht! mit Sack und Pack in die liebliche Nacht hinaus.

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