Fantômas-Trailer

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Märchen

Wie der starke Hans sein Glück fand

Wie der starke Hans sein Glück fand

Nun erzähle ich euch eine Geschichte vom Hans – ihr wisst: dem furchtbar starken Hans mit der Mühlsteinhalskrause, der damals seine starken Fäuste dem Meister Müller verdungen hat um drei Ohrfeigen, von denen der Müller die dritte nie überlebt hätte; nun, seine wunderlichen Abenteuer kennt ihr ja alle. Er tat also beim Müller nicht gut, tat später beim Schäfer nicht gut, tat schließlich bei keiner Hantierung gut; war wohl, der ungeschlachte Geselle, zu was ganz Ab­sonderlichem auf die Welt gekommen.

»Gott sei ge­priesen!«, seufzte jeder seiner Herren hinter ihm drein, wenn er an der letzten Weghecke noch einmal zum Ab­schied über die Schulter schaute, sein Bündel schwenkte und mit hellem Juhu seinen alten Hut in die Lüfte warf.

»Adjes auch, Meisterchen!« Und »auf Wiedersehen, Meisterchen!«

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Das Unglaubliche

Das Unglaubliche

Es war ein Edelmann, der behauptete bei jeder Gele­genheit, in grader Linie von keiner geringeren Ältermutter denn der Jungfrau Maria abzustammen: Hatte sich auch derowegen eine Schilderei malen lassen und in seiner Ahnenhalle aufgehängt. Darauf war seiner Vorfahren einer abgemalt vor der Heiligen Jungfrau kniend; der aber gingen auf einem fein geschwun­genen Spruchbändlein die Worte vom Mund: »Ste­hen Sie auf, Herr Vetter!«

Antwortete der Ritter, wie zu lesen stand: »Ich tue meine Schuldigkeit, Frau Muhme.«

Er war wohl ein ganzer Narr und wun­derte sich täglich, dass er noch vom Regen nass wurde wie andere Menschen, und dass jemalen der Wind es wagen durfte, ihm sein Hütlein vom Haupt zu ent­führen, als wäre er nicht mehr denn Hinz und Kunz. Er fuhr mit vier Gäulen, anders tat er es nicht, und saß dann bocksteif im Wagen, sah über Dorf und Gärten und die Menschen hin, die ihn bescheidentlich grüßten, als wäre es seinen Augen Schaden oder Schande, so sie wen streiften, der ehrlich von seiner Hände Arbeit lebte.

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Das Pferdeei

Das Pferdeei

Es war einmal ein Bauer, der hieß Bartel; der ging zu Markte in die Stadt. Wie er so in der Stadt herumschlenderte, sah er da einen Händler sitzen, der hatte ein pfiffiges Gesicht und guckte so schief und schabernäckisch und hatte dazu seinen alten Filzdeckel so schief auf dem rechten Ohr, dass Bartel wie gebannt stehen blieb und den braunen Wetterkerl anstarrte.

»Grüß dich Gott, Nachbar«, schnarrte der Geselle und zeigte lachend die weißen Zähne unter dem pechschwarzen Bärtchen. »Eine Prise gefällig?«

Er streckte ihm mit der braunen Hand eine Horndose hin. Bartel, der am liebsten weitergegangen wäre – er wusste nicht, warum –, langte zu. Er wusste wieder nicht, war­um, nieste und schnäuzte sich umständlich und grinste dann, um was zu sagen.

»Was hast du feil, guter Freund?«

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Der Mirabellenbaum

Hanno Berg
Der Mirabellenbaum

I

 

Einst lebten im Elfenlande Zor ein junger Elfenkönig namens Merchor und seine Frau Lis. Lis war schwanger von ihrem geliebten Mann. Die beiden jungen Leute konnten gar nicht erwarten, dass ihr Kind endlich das Licht der Welt erblickte.

Als die Zeit der Niederkunft gekommen war, rief Merchor die Hebamme zu seiner Liebsten. Die Wehen hatten schon eingesetzt und die Hebamme tat ihr Bestes. Aber es sollte nicht sein, dass Lis ihr Kind behielt. Sie gebar eine tote Tochter und niemand konnte etwas dagegen tun. Fast wäre die Elfenkönigin auch noch gestorben, doch der Arzt, den Merchor ebenfalls gerufen hatte, konnte solches gerade noch verhindern.

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Vom Schneiderlein mit den drei Hunden

Vom Schneiderlein mit den drei Hunden

Ein armes Schneiderlein hatte zu Hause nichts zu verlieren und ging auf Reisen. Da lief ihm mitten im Wald ein großer Hund in den Weg, bot ihm die Zeit und fragte es, ob es ihn nicht mitnehmen wolle.

»Ei, warum nicht, so du mir dienstbar und zu Willen sein willst; lauf du nur in Gottes Namen hinter mir drein!«

Über eine kurze Wegstrecke kam ein zweiter Hund, trug ihm seine Dienste an und wurde des ersten Kamerad, und — es mochte halt ein närrischer Tag sein, – ehe noch der Abend sank, waren es ihrer drei; ob sich gleich unser Schneiderlein den Kopf kraute und die alte Mütze von einem Ohr aufs andere schob, wenn er es bedachte, wie er wohl drei Hunde ernähren möchte, da er sich selbst nur mit Ach und Krach durch die lei­dige Welt schlug. Aber der Hund sah ihn mit so guten Augen wie ein bittend Mägdlein an. Das Schneiderlein hatte ein zu gutes Herz und, das Beste, was ein armer Teufel haben mag, auch ein leichtes, sorgloses Herz, und dachte sich: »Gott wird uns vieren schon weiterhelfen; wer weis, wofür es gut ist.« Nun, dessen sollte er gleich gewahr werden. Es war dunkel worden, Beine Weiterlesen