Jenseits der Tür
Paul Rosenhayn
Jenseits der Tür
Detektivgeschichte
Mit Originalzeichnungen von Max Vogel
Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Jahrgang 1918, Elfter Band, Stuttgart, Berlin, Leipzig, Wien
Die Alarmglocke schlug gellend an. Der schrille Ton bohrte sich schneidend in das schwere Dunkel. Er heulte durch die schweigenden Zimmer, er zitterte durch die Korridore und schlug schreiend an das Ohr der Schläfer. Bilandios fuhr verstört vom Diwan empor. Er tastete schlaftrunken nach dem Schalter und knipste das Licht an. Furchtsam hob er den Kopf und starrte empor auf das Läutwerk, das zu seinen Häupten unablässig hämmerte und raste. Er Weiterlesen
Die Visitenkarte
Paul Rosenhayn
Elf Abenteuer des Joe Jenkins
Die Visitenkarte
Über der alten Hansestadt Hamburg lastete ein regenschwerer Dezemberhimmel, als der Berliner Mittagszug donnernd in die Halle des Hauptbahnhofs einfuhr.
Kofferträger stürmten die Trittbretter. Ein Gewimmel aussteigender, sich begrüßender, rufender und schwatzender Menschen entstand. Dann quoll es wie eine lebendige Flut die Treppe empor, die aus dem Bahnhofstunnel zum Licht des Tages führte. Hier setzten sich Droschken und Autos in Positur, und in wenigen Minuten stoben die Angekommenen in verschiedenen Richtungen auseinander.
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Die Amati
Paul Rosenhayn
Elf Abenteuer des Joe Jenkins
Die Amati
Eine Dame, die Mr. Joe Jenkins und seinen Scharfsinn seit Langem bewundert, hat den sehnlichen Wunsch, ihn persönlich kennenzulernen. Sie wird heute Nachmittag um 6 Uhr vor dem Restaurant der Rennbahn Grunewald sein, und sie würde sich glücklich schätzen, wenn sie Mr. Joe Jenkins dort begegnen würde. Sie ist weder alt noch hässlich.
Dieser Brief lag seit fast einer Stunde auf dem Schreibtisch des Hotelzimmers. Ein Bote hatte ihn abgegeben und sich gleich darauf wieder entfernt. Mr. Jenkins, der eben vom Nachmittagstee zurückkehrte, öffnete das Kuvert Weiterlesen
Der Similischmuck
Paul Rosenhayn
Elf Abenteuer des Joe Jenkins
Der Similischmuck
Der dunkle Seidenvorhang schloss sich rauschend über der Leinwand. In den bronzenen Schalen, hinter den buntfarbigen Deckenmedaillons, in den hohen Girandolen flammte das Licht auf. Durch die Ränge des großen Lichtspielhauses ging es wie ein Aufatmen. Hier und da schimmerte ein Batisttüchlein, zerdrückten scheue Finger verstohlen ein glitzerndes Tränchen.
Am Proszenium glühte die nächste Nummer auf. Knisternd wendeten sich Programme. Die Lichtfülle schrumpfte ruckweise zusammen und glitt allmählich in ein tiefes Dunkel über, und auf der Leinwand schimmerte es in violetten Schriftzeichen:
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Rauch im Westwind!
Paul Rosenhayn
Elf Abenteuer des Joe Jenkins
Rauch im Westwind!
Der herbe Hauch des Meeres wehte frisch und salzig herüber zu den beiden Männern, die seit zwei Stunden den langen Küstenweg entlang schritten, der von Saltsjöbaden zur Stadt führte. Jenseits, im Westen, standen die gewaltigen Linien der Türme von Stockholm gegen den verschleierten Horizont, und fern drüben, hinter jenen gluterfüllten Wolken, tauchte der feurige Sonnenball in die unergründlichen Fluten des Mälarsees.
Die beiden Männer standen schweigend und blickten gedankenverloren auf das majestätische Schauspiel. Eben nahm der Größere von beiden den Hut ab und ließ den frischen Wind um die erhitzte Stirn spielen.
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