Der Haselnussstrauch
»Was für eine Geschichte willst du mir denn erzählen?«, fragte Pete neugierig und nahm einen Schluck Lambrusco aus der 2-Liter-Flasche, die er sich vom in der Fußgängerzone erbettelten Geld im Supermarkt gekauft hatte.
»Meine eigene Geschichte«, antwortete Jones.
Jones und Pete waren Obdachlose, die seit einigen Monaten zusammen durch die Großstadt zogen, weil sie einander mochten. Gerade saßen sie unter einer der vielen kleinen Brücken, die über den Fluss führten, Weiterlesen
Die Kinder der stummen Nachtigall
So kurz nach dem Abendrot lag die weite Ebene im Zwielicht und ließ eine ausgedehnte Wiesenlandschaft in eigenartigem Grün leuchten. Unwirklich, aber irgendwie auch schön. Olivia drehte sich um die eigene Achse und musste feststellen, dass außer einem endlosen Meer aus kurz geschnittenem Gras nichts zu sehen war. Keine Büsche oder Bäume, keine weiteren Gebäude, nur ein altes Landhaus stand in einiger Entfernung. Welche Richtung das sein mochte, wusste die junge Frau nicht zu sagen. Es war auch ohne Bedeutung, denn sie konnte sonst nirgendwo hin und einfach nur hier stehen bleiben kam auch nicht infrage. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand oder wie sie überhaupt an diesen Ort gelangt war.
Alles, woran sie sich erinnern konnte, war die morgendliche Fahrt in der U-Bahn zu ihrer Weiterlesen
I hear a new world
I hear a new world
Von Staub und Ruß unansehnlich stürzten die verwitterten Fassaden der Stadt an mir vorüber. In einer einzigen grauen Stunde war der Tag zu Asche verbrannt. Wie üblich in den frühen Abendstunden verstopfte der Feierabendverkehr den Autobahnzubringer, verfolgt von den nimmermüden Kameraaugen Weiterlesen
Major Gripps letzter Bericht
Oktober 1865. Mein Name ist Major Benjamin Gribb. Ich weiß, dass ich bald sterben werde. Aus diesem Grunde halte ich es für meine letzte Pflicht, einen Bericht über die Ereignisse abzufassen, die dazu geführt haben, dass Mr. Quint und ich an diesen sonderbaren, ja unerklärlichen Ort gelangten. Ich glaube nicht, dass es uns je gelingen wird, von hier wieder wegzukommen. Vielleicht findet jedoch eines Tages jemand einen Weg hierher. Demjenigen mögen diese Aufzeichnungen gewidmet sein.
Wir befanden uns auf dem Rückmarsch. Der Krieg, der Bruder gegen Bruder aufeinander hetzte, war endlich vorbei. Am frühen Morgen jenes sonnigen, doch kalten Tages sattelten meine Männer und ich die Pferde, um uns in unsere Heimat zurück zu begeben. Die Zeit des Kämpfens war vorüber. Dennoch lagen auf den Schlachtfeldern noch immer die Leichen unzähliger Weiterlesen