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Sternenlicht-Anthologie

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Band 6

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Mystery

Auto Tuning

Als Ben die Polizeisirenen in der Ferne hörte, löschte er das Licht und raste mit seinem Ferrari weiter. Er wusste nicht einmal, ob der Einsatz ihm galt, aber er hatte auch keine Ambitionen, sich wegen einer offenen Uraltrechnung schnappen zu lassen.

Die leicht abschüssige Straße führte auf ein Waldstück zu. Ben hoffte auf sein bisheriges Glück und darauf, dass ihm kein Tier vor das Auto lief. Das graue Asphaltband war zwischen den Bäumen kaum zu erkennen und Ben hielt sich, noch immer mit Tempo mindestens zweihundert, genau auf der vermuteten Straßenmitte. Ein paar Kilometer ging die Rechnung auch auf, dann tauchte, wie aus dem Nichts, etwas großes Dunkles genau vor ihm auf. Es knallte mörderisch, Blut spritzte über die Winschschutzscheibe und Ben hatte keine Ahnung, Weiterlesen

Elmsfeuer

Die Nachricht von Großvaters Tod erreichte mich am Abend des 12. Juni. Mit wehendem Mantel und ungeschnürten Schuhen eilte ich die Stufen seines Hauses hinauf, wo mich der Arzt bereits am Eingang erwartete. Er sei friedlich entschlafen, hieß es; beinahe erleichtert habe er gewirkt. Ob er denn krank gewesen sei, wollte ich wissen; der Arzt verneinte – ein wenig zögerlich, wie mir schien. Er sprach mir sein Beileid aus, wischte sich mit einem hellblauen Tüchlein über die Stirn und fuhr, nach erneutem Zögern, fort.

»Wissen Sie, mein Vater war ebenfalls ein hervorragender Seemann, bis sein Schiff bei Kap Horn in einen Sturm geriet. Er und etliche Männer mussten ertrinken. Ihr Großvater, nun ja … ich hoffe, dass sein schuldgeplagter Geist endlich zur Ruhe kommen konnte.«
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Windnacht

Ilkiran Korva
Windnacht

Es regnete.
Es regnete in Strömen.
Es floss aus den dunklen Wolken, die die frühe Dämmerung bis fast in die Mittagszeit vorverlegt hatten und die für niemanden einen Sonnenstrahl durchließen. Es ließ die Straßengullys überlaufen und Weiterlesen

Der Mann mit dem gelben Koffer

Ei­nes schö­nen Ta­ges er­schien ein un­schein­ba­rer Mann, ge­klei­det in ei­nen höchst lang­wei­li­gen An­zug in der Stadt. Au­ßer ei­nem gro­ßen gel­ben Kof­fer trug er nichts bei sich. Zu groß für eine Ak­ten­ta­sche, zu klein als Rei­se­ge­päck. Sein schüt­te­res Haar um­gab den blan­ken Schä­del gleich ei­nem Kranz aus stau­bi­gem Stroh. Auf der Nase des Man­nes saß eine di­cke, schwar­ze Horn­bril­le, die längst schon aus der Mode ge­kom­men war. Der Mund war so schmal­lip­pig, dass es stän­dig aus­sah, als wür­de er sich ge­wal­tig an­stren­gen, ganz gleich, was er ge­ra­de tat.

Der Mann zog in ei­nen der schö­nen, neu­en Wohn­blocks. Teu­er wa­ren die Woh­nun­gen in die­sen Ge­bäu­den. Viel zu teu­er für arme Men­schen, aber der frem­de Mann ver­füg­te schein­bar Weiterlesen