Deutsche Märchen Nr. 1
Karl Simrock
Deutsche Märchen
Verlag der J. G. Cottaschen Buchhandlung, Leipzig, 1864
1. Die Ordnung der Natur
Ein Mann und eine Frau wohnten in einer armseligen Hütte. Der Mann ging jeden Tag aufs Feld, die Frau blieb zu Hause und kochte. Eines Tages, nach dem Frühstück, sagte der Mann zu der Frau: »Du hast es doch recht bequem, wenn du kochst, während ich mich auf dem Feld abrackern muss.«
»Sollen wir tauschen?«, fragte die Frau, »ich will aufs Feld gehen, und du kannst zu Hause bleiben und kochen.«
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 30
Der gespenstige Wagen im Grunewald
Mit dem Geistersehen ist es eine eigene Sache. Es gibt angeblich viele Menschen, die Geister sehen, aber nicht alle in gleicher Weise. Der eine kann es bei Tag und Nacht, ein anderer nur bei Nacht und mancher auch wieder nicht so oft wie ein anderer. Hiervon ein Beispiel. Kühne, Grunow und Tübbecke, drei Fischer, waren einmal von Tiefwerder aufgebrochen, um im Grunewalder See zu fischen. Tübbecke schob die Karre, Grunnow zog sie und Kühne ging so ein Ende hinterher. Es war im Herbst, ganz früh und noch dunkel. Da sah Kühne auf einmal deutlich in der Dunkelheit einen Wagen, mit Pferden Weiterlesen
Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl – 18. Kapitel
Heinrich Döring
Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl
Verlag C. F. Schmidt, Leipzig, ca. 1840
Achtzehntes Kapitel
Wie Rübezahl den jungen Waidmann Franz freundlich tröstete
Wer irgendetwas von dem Berggeist Rübezahl wusste, von seiner Großmut und Milde, wie von manchen losen Possen und Streichen, die er verübt haben sollte, wenn er auch das Böse, das er angerichtet hatte, immer wieder reichlich vergalt durch mannigfache Wohltaten – mit einem Wort, wem Rübezahls Leben und Treiben bekannt war, der wusste auch mancherlei davon zu erzählen, wie er das edle Waidwerk absonderlich liebte, und daher wackeren Jägern von jeher hold war. Erschien er doch, wenn er sich nicht als Köhler zeigte, Weiterlesen
Sagen der mittleren Werra 62
Wie der Teufel nach Nordhausen kam und den Branntwein gebrannt hat
Auf der Hirschbalz zwischen Winterstein und Steinbach waren zwei Schwarzkünstler, ein Steinbacher und ein Wintersteiner, des Nachts damit beschäftigt, wegen eines Grenzstreites die Steine zu versetzen. Und weil sie sich deswegen in die Haare gerieten, gesellte sich auch noch der Teufel dazu.
Es kam zum Kampf. Der Steinbacher schlug nun, nachdem er den Wintersteiner besiegt hatte, den Teufel so, dass die Funken bis in die Wipfel der Bäume Weiterlesen