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Sir Henry Morgan

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Fantasy

Der Stammbaum der Fasolos

Der Stammbaum der Fasolos

I

 

Urmo Fasolo war gerade dreißig Jahre alt geworden. Seit seiner Kindheit diente er Fürst Bandas, der einer der neun Fürsten war, die im Land Bargonien herrschten. Schon Urmos Vater hatte dem Fürsten gedient, und Urmos Sohn, falls er denn einmal einen solchen bekäme, würde ebenfalls der Fürstenfamilie dienen müssen, denn die Fasolos hatten viele Tausend Dukaten Schulden beim Fürsten, sodass es wohl Generationen dauerte, bis ihre Schuld abgetragen war.

Eines Tages aber wurde Fürst Bandas sehr krank, und man erfuhr von seinen Ärzten, dass er wohl nur noch wenige Tage zu leben hatte. Da ließ er Urmo zu sich an sein Krankenbett rufen.
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Der Nebel Notre Dames

Der Nebel Notre Dames

Hoch über den Dächern von Paris, auf der Galerie des Chimères zu Notre Dame, weht in Nächten, in denen der Mond der Welt sein schmales Lächeln schenkt, eine Nebelwehe. In ihrem Herzen klirren leise Glöckchen, und in ihr hallen die Worte eines Versprechens nach: »Immer, wenn der Mond am Himmel lacht.«

Sie hatte ihn gefunden. Lange hatte sie gesucht, aber schlussendlich – und das war, was zählte, hatte sie ihn gefunden – hoch über den Dächern von Paris. Reglos stand er da – einer der stummen Wächter Notre Dames war er geworden. Unter seinen wachsamen aber doch reglosen Steinaugen floss die Seine entlang, trug in ihren Wellen Geschick und Schicksal. Ob das ihre ebenfalls dabei war? Oder das seine?

»Stein kann nicht sprechen, wie sollte die Seine von ihm erfahren?«, schoss es ihr durch den Kopf, während sie dichter zu ihm schwebte, über sein steinernes Antlitz strich.
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Der eiserne Turm

Der eiserne Turm

I

Pepas war vor kurzer Zeit dreißig Jahre alt geworden. Er lebte zusammen mit seiner Frau Moja, die gerade sein Kind erwartete, in einem kleinen Häuschen, das er sich mit harter Arbeit selber verdient hatte.

An diesem Abend stürmte und regnete es draußen, sodass Pepas früh zu Bett ging, was ihm gemütlicher erschien, als in der Wohnküche zu lesen, wie es Moja tat. Er lag kaum zehn Minuten unter seiner warmen Decke, als er schon einschlief.

Er träumte zu Anfang der Nacht etwas wirr. Später aber erschien ihm in seinem Traum eine schöne Frau mit langen, braunen Haaren, braunen Augen und einem wunderschönen, roten Mund. Sie sagte zu ihm, sie werde ihn jetzt küssen. Er Weiterlesen

Engel in Ketten – Einzelhaft

Engel in Ketten
Einzelhaft

Wie jede Woche betrat Pfarrer Berthold das Gefängnis, um neue Insassen zu begrüßen und seinen altbekannten und manchmal widerspenstigen Schäfchen Trost zu spenden. Er tat diesen Dienst gerne und mit dem Eifer eines Pfadfinders.

Das respektable, von hohen Zäunen und Stacheldraht umrahmte Gemäuer aus roten Backsteinen stammte aus der Jahrhundertwende und trotz umfangreicher Sanierungsarbeiten schien es noch immer an seiner Vergangenheit festzuhalten. Selbst nachts war es niemals ganz still hier drin. Von hallenden Schritten in den menschenleeren Gängen bis hin zu dem vereinzelten Husten eines Häftlings hörte man alle möglichen Geräusche. Ja, das Gebäude selbst schien zu atmen. Weiterlesen