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Fantasy

Tolos Schatz

Tolos Schatz

 

I

 

»Dieser Tunichtgut!«, rief Zwergenmutter Sansa verzweifelt hinter dem lachend flüchtenden Tolo her. »Er hat drei Hühnern aus unserem Stall die Schwanzfedern ausgezogen! Was soll aus diesem Burschen nur noch einmal werden, wenn er schon als Junge so ein Taugenichts ist?«

»Beruhigen Sie sich erst einmal!«, sagte Zwerg Boro, der gerade des Weges kam, zu Sansa.
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Engel oder so …

Engel oder so …

Zwei Tage.

Er konnte es selbst nicht glauben, aber seit zwei endlosen Tagen wanderte er in diesem winzigem Raum nun schon auf und ab, ruhelos, die Nerven mittlerweile aufs Äußerste gespannt. Missmutig warf er einen Blick über die Schulter, fixierte die runde, speckig glänzende Halbglatze, welche über die Kante des zerschlissenen Polstersessels hinausragte und marschierte dann entschlossen auf die betreffende Person zu.

Wie er dort saß, in den ausgebleichten Jogginghosen, dem fleckigen T-Shirt, welches ihm eindeutig zu klein war und so den Blick auf einen, von dunklen Haaren gekrönten, mächtigen Bauch freigab.
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Rumpelstilzchen einmal anders

Rumpelstilzchen einmal anders
Stroh zu roter Seide spinnen

Dina hatte es nicht leicht mit ihrem Vater, dem Gastwirt zum Roten Hahn. Jedes Mal, wenn der einen über den Durst getrunken hatte, begann er mit Ausdauer Unsinn zu reden. Da wurde die nahe Mühle schon mal zu einem Ungeheuer oder in ihr passierten seltsame Dinge. Diesmal saß der ganze Schankraum voller fremder Männer. Dina eilte mit ihren Krügen flink von Tisch zu Tisch, um alle bestmöglich zufriedenzustellen. Denn die Kleidung der Herren ließ vermuten, dass sie eher im Schloss, als auf dem Marktplatz zuhause waren. Hin und wieder spendierte einer dem Wirt einen Krug Bier oder ein Glas Branntwein. Und dann passierte wieder genau das, was Dina schon zitternd erwartete – ihr Vater fing an, seine Lügengeschichten zu erfinden. Die Bauern aus der Nachtbarschaft suchten eilends das Weite, denn irgendwie roch es nach Ärger. Dina wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Eigentlich war es nur ihrer Schönheit und Anmut zu verdanken, dass überhaupt noch einer der jungen Weiterlesen

Die Frau und die Schlange

Die Frau und die Schlange

Vor gar nicht allzu langer Zeit lebte hinter einem dicken Stein eine Schlange. Sie war nicht groß oder schön, sondern sie hatte die Länge eines mittleren Holzstabes und ihre Farbe ähnelte der des braun – verdorrten Grases am Ende eines heißen Sommers. Aber dennoch war die Schlange etwas Besonderes, und die wenigen Menschen, die jemals von ihr gehört hatten, fürchteten sich vor ihr, denn sie besaß die Gabe, Flammen erscheinen lassen zu können.

Sie verbarg sich meist hinter einem großen Stein, der vor einer kleinen Höhle lag. Dieses Loch hatte sie sich schon vor langer Zeit gegraben und bewohnte sie es, ohne dass irgendjemand davon wusste.

Des Tags döste sie vor sich hin, des Nachts blickte sie in die Sterne und lauschte den leisen Geräuschen der Nachttiere, während sie ihren Gedanken nachhing.
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Der braune Puder

Der braune Puder

 

I

 

Dort ging er lang. Er hieß Ogen. Er war jung und hübsch, und sein Vater war der reichste Kaufmann der Stadt. Die anderen Mädchen waren auch hinter ihm her, doch sie hatten, obwohl manche von ihnen sehr schön waren, genau wie Zini keine Chance, ihn zu bekommen. Ogens Vater hatte eine Reihe von Geschäftsfreunden im ganzen Land, und er erwartete, dass Ogen eine der wunderhübschen Töchter dieser bedeutenden Herren zur Frau nahm.
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