Die Gefangene der Goldräuber – Teil 3
In ihrem Leben hatte Jennifer schon mit vielen Situationen klarkommen müssen und war auch oft verzweifelt gewesen. Die Nettigkeit, mit der Glen Roseford sie in Black Hawk umgarnte, war vorbei. Er wirkte so kalt wie die Winter in Colorado. Der Schreck saß ihr noch immer in den Gliedern. Warum er sie entführte, hatte er noch mit keinem Wort erwähnt. Nach dem Überfall waren sie tief in die Berge geritten und rasteten an einer kleinen Quelle. Das Gesicht des anderen Banditen erinnerte Jennifer an einen Habicht. Der dritte war kaum über zwanzig, mit blonden Locken und einem weichen Gesicht. Sogar seine Stimme hatte ein angenehmes Timbre. Er war ein gut aussehender Mann. Doch sobald man ihm in die Augen sah, erkannte man etwas darin, das nicht zu seinem Aussehen passte. Gier. Mordlust. Jeder Einzelne von den dreien flößte Jennifer Furcht ein. Sie waren gerade dabei, den Inhalt der Satteltasche aufzuteilen.
»Vielleicht sollten wir uns nur um die Kutschen und Goldgräber kümmern, die aus Black Hawk raus wollen. Jeder hat Gold bei sich.« Der blond Gelockte lächelte, als könne er niemandem etwas Böses anhaben.
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Die Gefangene der Goldräuber – Teil 2
Mit gemischten Gefühlen bestieg Jennifer am nächsten Tag die Postkutsche. Sie wusste, dass sie keine Augenweide in dem einfachen dunkelblauen Kleid war. Im Gegensatz zu ihrem Arbeitskleid empfand sie es als Luxus. Sehr lange hatte sie sparen müssen, um sich den Stoff für ein zweites Kleid zu kaufen. Andere Arbeiterinnen, die sie kannte, besaßen ein einziges Kleid. Ihre Haube war gereinigt, doch auf den ersten Blick war zu erkennen, dass das gute Stück nicht das neueste war. Lange hatte sie mit sich gerungen, ohne Kopfbedeckung zu reisen, doch schlussendlich hatte die Vernunft gesiegt. Keine anständige Frau reiste ohne Hut oder Haube. Ihr Haar war schwierig zu bändigen, ständig lösten sich Strähnen und die Haarfarbe trug ihr Übriges dazu bei, die Locken wild und verrucht aussehen zu lassen. Jennifer merkte die heimlichen Blicke des Anwaltsgehilfen, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Sie machte sich nichts vor. Erbte sie tatsächlich eine Goldmine, war sie für jeden Mann attraktiv. Blieb sie dagegen arm, war sie für einen angehenden Anwalt uninteressant. Als Kind hatte sie viele Träume und Illusionen gehabt, doch ihre Mutter hatte sie ihr mit harter Arbeit ausgetrieben. Sie solle sich keine Flausen in den Kopf setzen, sonst würde sie wie ihr Vater werden, ein Taugenichts und Herumtreiber. Je älter Weiterlesen
Die Gefangene der Goldräuber – Teil 1
Schmerzensschreie gellten durch die Kenosha Mountains und wurden von den nackten Felswänden als Widerhall zurückgeworfen. Hinter der zackigen Kette der Felsspitzen erreichte die gelb leuchtende Sonne ihren Höchststand. Zwei Männer hielten mit vereinten Kräften die Beine des Bärtigen. Er wand sich unter Schmerzen. Die unartikulierten Schreie, die er von sich gab, hatten nichts Menschliches an sich. Trotz der Mittagssonne war es kühl, denn der Nordwind trug eine frische Brise mit sich. Doch deswegen hatten die Männer das Lagerfeuer nicht entzündet. Der Wind zerteilte den Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch.
»Denver City. Bei einem Anwalt in Denver City.« Joseph Tucker hätte nie gedacht, es zu verraten, doch die Schmerzen waren unerträglich.
»Warum, Tucker?«
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Marshal Crown – Frohe Weihnachten
Der Himmel über Rath City hatte eine bleigraue Farbe angenommen und hing voller Schnee. Ein schneidender Nordwester strich um die Häuser der Stadt und trieb eine Wand aus weißen Flocken vor sich her, die wie Wattebällchen in der Luft tanzten.
Obwohl es bereits auf den Nachmittag zuging, war kaum jemand auf den Straßen zu sehen.
Von Osten her kam ein einzelner Reiter in die Stadt, der einen Tannenbaum quer vor sich über dem Sattel liegen hatte. Die Mainstreet der sonst so hektischen Rindertown war gerade mal von einem halben Dutzend Passanten bevölkert, die sich so dick in Mantel, Schal und Weiterlesen
Comanchengold
Die Sonne steht als grellweiße Scheibe senkrecht am Himmel. Die Luft flimmert und der Wind, der durch die Cap Rocks weht, ist so heiß, als würde er aus einem Backofen kommen.
Es ist kurz nach Mittag, als Pete Lanner die Ausläufer dieses wüstenähnlichen Hügellandes erreicht.
Er schwitzt, seine Kehle ist rau und ausgetrocknet und der feine Staub, der die Luft erfüllt, hat sich auf seiner Haut festgesetzt und sein Gesicht mit einer Maske aus Schweiß und Sand bedeckt.
Er ist längst nicht mehr so schnell und beweglich wie noch am Morgen, kurz, nachdem sein Weiterlesen