Oberhessisches Sagenbuch Teil 99
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der Schlosshund zu Habertshausen
Es war in der seligen Adventszeit, als vorlängst einmal ein Maulbacher Mann aus Ober-Gleen, wo er seinen Gevattersleuten geschlachtet hatte, heimkehren wollte.
Mitternacht hatte es noch nicht gehürnt, und er ging also ganz getürst (mutig) in der mondhellen Nacht seinen einsamen Weg durch den wohlbekannten Wald. Dabei kam er denn auf die sogenannte Husaren-Heeg, wo nach der Aussage vieler ehedem das Dorf Habertshausen gelegen hatte, von dem aber nichts mehr übrig ist. Da stand Weiterlesen
Aus dem Wigwam – Die drei Preiselbeeren
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Die drei Preiselbeeren
rei Preiselbeeren wohnten zusammen in einer Hütte. Die eine war grün, die andere weiß und die dritte rot. Sie waren Geschwister. Es lag Schnee, und da die Männer alle ausgegangen waren, fürchteten sie sich. Die eine sagte: »Was sollen wir tun, wenn der Wolf kommt?«
»Ich«, erwiderte die grüne, »werde die Pechtanne hinaufklettern.«
»Und ich«, sagte die weiße, »werde mich in dem Kessel mit Maisbrei verkriechen.«
»Ich«, sagte die rote, »werde mich unter dem Schnee verstecken.«
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Oberhessisches Sagenbuch Teil 98
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
IX. Tiere, Elemente, Pflanzen, Legendarisches und Historisches
Storch hilft löschen
Im Jahr 1597 in der Erntezeit ist in der Stadt Homberg an der Ohm ein Feuer aufgegangen und fast der halbe Teil gegen der Stadtpforten von der Untergasse an bis hinauf gegen das Schloss eingeäschert worden, wobei dann dieses besonders notabel, dass die Störche, in währendem Brand zu einem Haus, worauf sie ihr Nest gehabt haben, Wasser im Mund herbeigeführt und in den Brand abgespeit, gleichsam dadurch ihre Herberge zu salvieren.
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Aus dem Wigwam – Der Waschbär und der Krebs
Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880
Noch vierzig Sagen
Mitgeteilt vom Navajohäuptling El Zol
Der Waschbär und der Krebs
a der Waschbär gern Krebse aß und beständig am Ufer auf der Lauer lag, so fürchteten sich die Krebse so sehr, dass sich keiner mehr an Land wagte. Dies war dem Waschbären nicht recht und er sann daher auf eine List. Da er wusste, dass die Krebse gern Würmer aßen, so suchte er sich faules Holz zusammen, worin sich viele Würmer befanden, und steckte sich dies in Mund und Ohren und legten sich wie tot an den Fluss.
Nach kurzer Zeit kroch ein alter Krebs aus dem Wasser hervor, und nachdem er den toten Feind gesehen hatte, rief er freudig aus: »Kommt her, Brüder und Schwestern; Aessibon ist tot! Kommt heraus und esst ihn auf!«