Unheimliche Geschichten – Der Phantomwolfhund
Adelbert Kine
Der Phantomwolfhund
I.
Doktor Dorp legte widerwillig das Manuskript zur Seite, an dem er gearbeitet hatte, verstaute seinen Füllfederhalter und erhob sich, um seine Besucher zu empfangen. Es war die dritte Unterbrechung an diesem Nachmittag, was ihn sichtlich ärgerte, doch sein irritierter Gesichtsausdruck wandelte sich schnell in ein einladendes Lächeln, als er die massige Gestalt im Türrahmen erkannte. Es war Harry Hoyne von der Hoyne Detektei, ein stämmiger Mann mit rötlichem Gesicht, dessen eisgraues Haar und Schnurrbart ihn als deutlich jenseits der Lebensmitte erkennen ließen.
Die hagere, leicht nach vorn gebeugte Gestalt, die ihn begleitete, war ihm völlig fremd. Mit seinen fahlen, falkenartigen Gesichtszügen, den kleinen, schlangenähnlichen Augen, die seltsam aus tiefen Augenhöhlen funkelten, und den langen knochigen Fingern, die an die Krallen eines Vogels erinnerten, wirkte er unheimlich.
Das Gespensterbuch – Achte Geschichte
Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913
Rudyard Kipling
Meine selbsterlebte, wahre Geistergeschichte
Diese Geschichte handelt ausschließlich von Geistern. Es gibt in Indien Geister, die die Form von dicken, kalten, klebrigen Leichnamen annehmen und sich in Bäumen nahe der Straße verbergen, bis ein Reisender vorbeikommt. Dann fallen sie ihm auf den Hals und bleiben da. Es gibt auch furchtbare Geister von Frauen, die im Kindbett gestorben sind. Diese streichen in der Abenddämmerung die Wege entlang oder verbergen sich in den Getreidefeldern nahe den Dörfern und rufen verführerisch. Aber ihrem Ruf zu folgen, bringt Tod in dieser Welt und in der nächsten. Ihre Füße sind nach rückwärts gekehrt, sodass alle nüchternen Männer sie erkennen können. Es gibt auch Geister kleiner Kinder, die in Brunnen geworfen worden sind. Diese halten sich an Brunnenmauern und an den Rändern Weiterlesen
Das Gespensterbuch – Siebente Geschichte – Teil 4
Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913
Die Spinne
Von Hanns Heinz Ewers
4. Teil
Donnerstag, 17. März
Ich bin in einer merkwürdigen Aufregung. Ich spreche mit keinem Menschen mehr; selbst Frau Dubonnet und dem Hausknecht sage ich kaum mehr Guten Tag. Kaum lasse ich mir die Zeit, um zu essen. Ich mag nur noch am Fenster sitzen, mir ihr zu spielen. Es ist ein aufregendes Spiel, wirklich, das ist es.
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Das Gespensterbuch – Siebente Geschichte – Teil 3
Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913
Die Spinne
Von Hanns Heinz Ewers
3. Teil
Montag, 7. März
Ich bin nun überzeugt, dass ich nichts entdecken werde und neige der Ansicht zu, dass es sich bei den Selbstmorden meiner Vorgänger nur um einen seltsamen Zufall gehandelt hat. Ich habe den Kommissar gebeten, nochmals in allen drei Fällen eingehende Nachforschungen veranlassen zu wollen, ich bin überzeugt, dass man schließlich doch die Gründe finden wird. Was mich betrifft, so Weiterlesen
Das Gespensterbuch – Siebente Geschichte – Teil 2
Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913
Die Spinne
Von Hanns Heinz Ewers
2. Teil
Das Tagebuch des Richard Bracquemont, Student der Medizin
Montag, 28. Februar
Ich bin gestern Abend hier eingezogen. Ich habe meine zwei Körbe ausgepackt und mich ein wenig eingerichtet, dann bin ich zu Bett Weiterlesen