Die Gefangene der Goldräuber – Teil 2
Mit gemischten Gefühlen bestieg Jennifer am nächsten Tag die Postkutsche. Sie wusste, dass sie keine Augenweide in dem einfachen dunkelblauen Kleid war. Im Gegensatz zu ihrem Arbeitskleid empfand sie es als Luxus. Sehr lange hatte sie sparen müssen, um sich den Stoff für ein zweites Kleid zu kaufen. Andere Arbeiterinnen, die sie kannte, besaßen ein einziges Kleid. Ihre Haube war gereinigt, doch auf den ersten Blick war zu erkennen, dass das gute Stück nicht das neueste war. Lange hatte sie mit sich gerungen, ohne Kopfbedeckung zu reisen, doch schlussendlich hatte die Vernunft gesiegt. Keine anständige Frau reiste ohne Hut oder Haube. Ihr Haar war schwierig zu bändigen, ständig lösten sich Strähnen und die Haarfarbe trug ihr Übriges dazu bei, die Locken wild und verrucht aussehen zu lassen. Jennifer merkte die heimlichen Blicke des Anwaltsgehilfen, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Sie machte sich nichts vor. Erbte sie tatsächlich eine Goldmine, war sie für jeden Mann attraktiv. Blieb sie dagegen arm, war sie für einen angehenden Anwalt uninteressant. Als Kind hatte sie viele Träume und Illusionen gehabt, doch ihre Mutter hatte sie ihr mit harter Arbeit ausgetrieben. Sie solle sich keine Flausen in den Kopf setzen, sonst würde sie wie ihr Vater werden, ein Taugenichts und Herumtreiber. Je älter Weiterlesen
Die Gefangene der Goldräuber – Teil 1
Schmerzensschreie gellten durch die Kenosha Mountains und wurden von den nackten Felswänden als Widerhall zurückgeworfen. Hinter der zackigen Kette der Felsspitzen erreichte die gelb leuchtende Sonne ihren Höchststand. Zwei Männer hielten mit vereinten Kräften die Beine des Bärtigen. Er wand sich unter Schmerzen. Die unartikulierten Schreie, die er von sich gab, hatten nichts Menschliches an sich. Trotz der Mittagssonne war es kühl, denn der Nordwind trug eine frische Brise mit sich. Doch deswegen hatten die Männer das Lagerfeuer nicht entzündet. Der Wind zerteilte den Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch.
»Denver City. Bei einem Anwalt in Denver City.« Joseph Tucker hätte nie gedacht, es zu verraten, doch die Schmerzen waren unerträglich.
»Warum, Tucker?«
Weiterlesen
Westernkurier 12/2014
Auf ein Wort Stranger, der Tod wartet in den Bergen
Im April 1846 verließ ein Auswanderertreck Springfield, Illinois, in Richtung Kalifornien. Dort sollte es fruchtbare Täler geben, in denen mehrere Ernten im Jahr möglich waren und die Sonne das ganze Jahr schien. So warben Reiseführer und Zeitungsartikel, um Auswanderer aus dem Osten in den Westen zu locken.
Zu dieser Zeit gehörten Oregon und Kalifornien noch nicht einmal zu den USA. Oregon wurde von den Briten verwaltet, Kalifornien gehörte zu Mexiko. Einige wenige Pioniere, die sich bereits in Kalifornien niedergelassen hatten, schrieben enthusiastisch nach Hause und schilderten ihr herrliches Leben im Westen. Aus Eigennutz. Je mehr Menschen sich niederließen, desto schneller stieg der Wert ihres Besitzes und desto größer war Weiterlesen
Ein friedliebender Mann
Der Wilde Westen brachte eine Menge Typen von Menschen hervor. Manche wurden zu Lebzeiten berühmt, andere gerieten in Vergessenheit, die meisten wurden geschichtlich nie erwähnt. Hollywood nimmt sich der Berühmten an und zeigt uns manchmal ein verfälschtes Bild. Es ist schwierig, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden.
Es gab sie alle; Glücksspieler und Prostituierte, Siedler die ihr karges Leben fristeten, Rancher, Trapper, Goldsucher, Outlaws, Revolvermänner und Gesetzeshüter. Jeder einzelne war ein Abenteurer auf seine Weise. Viele jagten ihren Träumen hinterher und manch einer gelangte zu Macht, Ruhm und Reichtum, sei es durch harte Arbeit, Glück oder Raub und Mord.
Chauncey Belden Whitney, 1842 geboren, war weit davon entfernt, ein Revolvermann zu sein. Von seiner Kindheit ist nichts bekannt. Wahrscheinlich wollte er seine Schwäche bezwingen, indem er kämpfte. Er ließ sich Weiterlesen
Westernkurier 06/2014
Auf ein Wort, Stranger,
auch unter den Indianern gab es Märtyrer.
Ned Christie wurde 1852 in Rabbit Trop, dem heutigen Wauhilla, Oklahoma geboren. Seinen Nachnamen verdankte Ned seiner irisch stämmigen Großmutter, die 1838 auf dem Trail of Tears starb. Er war ein geschickter Schmied und Büchsenmacher und interessierte sich bereits in jungen Jahren für die Cherokee Politik. Als geachtetes Mitglied und Senator unter Chief Dennis Bushyhead setzte er sich für die Belange seines Volkes ein. Er war gegen den Bau der Eisenbahn, die durch das Land der Cherokee geplant war. Damit machte er sich viele Feinde.
Anfang Mai 1887 reiste er nach Tahleqauh, der Hauptstadt der Cherokee Nation um eine Sondertagung des Rates einzuberufen, da ein Schulhaus zur kostenlosen Weiterbildung junger Cherokee Frauen abgebrannt war. In Weiterlesen