Jack – Kapitel V
Anton von Perfall
Jack
In: Deutsche Jugendbücherei, Nr. 5/6
Hermann Hillger Verlag Berlin – Leipzig
Kapitel V
Über ein Jahr war vergangen seit unserer Hochzeit. In der Wiege, die ich damals von Sacramento mitgebracht hatte, lag an Stelle des längst geleerten Whiskeyfässchens die kleine Angele. Ich war so glücklich über die Erfüllung dieses Teiles meiner damaligen Vision, dass mich die Verzögerung des anderen Teiles derselben wenig kümmerte. Damit ging es allerdings langsam, an Lust zur Arbeit fehlte es mir und Barbara nicht, für die nötigen Kenntnisse sorgte mein Freund Smith, mit dem ich ständig in Kontakt blieb, aber die Geldmittel mangelten. Von Grunderwerbungen, so günstig auch die Zeit dazu gewesen wäre, konnte keine Rede sein, und vier Arme, noch dazu zwei weibliche, reichten nicht hin zur Bewältigung der Arbeit. Auf Felipe war nicht zu rechnen, weniger wegen seines Alters, er war noch immer rüstig – als aus einem anderen Grund. Er war oft tagelang, wochenlang in den Bergen. Kam er dann ganz Weiterlesen
Jack – Kapitel IV
Anton von Perfall
Jack
In: Deutsche Jugendbücherei, Nr. 5/6
Hermann Hillger Verlag Berlin – Leipzig
Kapitel IV
Mir war gut abkaufen, auf das erste Angebot schlug ich meiste Ware los. Es blieb immerhin ein anständiger Gewinn und ich beeilte mich, meinen Karren von Neuem zu füllen. Doch mein Geist war nicht mehr bei dem Unternehmen, dessen Erfolg zu sehr hinter meiner hastigen Fantasie einher hinkte. Ich berechnete, dass ich Jahre auf diese Weise durch das Land fahren musste, um nur mit einiger Aussicht auf Erfolg vor den habgierigen Felipe als Werber um seine Tochter treten zu können, und wenn Barbara noch so standhaft war. So lange durfte, konnte ich nicht warten. Wenn an der Geschichte mit dem Goldschatz etwas Wahres wäre! In meiner Angst fing ich selbst an, daran zu glauben.
Jack – Kapitel III
Anton von Perfall
Jack
In: Deutsche Jugendbücherei, Nr. 5/6
Hermann Hillger Verlag Berlin – Leipzig
Kapitel III
Mister Smiths Prophezeiung, dass ich in Jahresfrist mit einem Wagen fahren werde, traf allerdings ein, wenn man den viereckigen Kasten, welchen ich auf ein Kastengestell nagelte, so nennen durfte. Im Übrigen ging es für einen Miner, der an raschen Gewinn gewöhnt war, ziemlich langsam vorwärts. Die Leute hatten wenig Bedürfnisse und wenig Bargeld, und auch an Konkurrenz fehlte es nicht. Dem Genie Jacks allein hatte ich es zu verdanken, dass ich mit meinem geringen Betriebskapital mir durchhalf. Er war eine lebendige Reklame und eine ständige Attraktion, er trompetete in jeder Ortschaft, durch die ich kam, die gesamte Einwohnerschaft zusammen, gewann mit Alt und Jung durch seine Kunststückchen, welche ich, abgesehen von dem Geschäft, aus idealen Rücksichten nicht aus seinem Gedächtnis schwinden ließ.
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Jack – Kapitel II
Anton von Perfall
Jack
In: Deutsche Jugendbücherei, Nr. 5/6
Hermann Hillger Verlag Berlin – Leipzig
Kapitel II
Ich war also Tramp1, wenigstens beehrte ich noch vor kurzer Zeit ähnliche Individuen, welche mit zerrissenen Stiefeln und defektem Anzüge, ohne jedes Gepäck, sei es nun, weil sie keine Arbeit finden oder keine suchen, durch das Land ziehen, mit dem ebenso verachteten wie gefürchteten Namen. Dass ich mich mit gutem Gewissen zu der ersten Sorte rechnen durfte, tut nichts zur Sache. Mein kränkliches Aussehen war wohl der Hauptgrund der ständigen Abweisungen. Ich gab mir jedoch, zu meiner Ehre muss ich gestehen, alle Mühe, ein gewisses Wohlbehagen gewaltsam zu unterdrücken, welches die freie, ungebundene, mir aus einem früheren Beruf lieb gewordene Lebensweise unter diesem freien Himmel, bei guter Nahrung – der Kalifornier lässt auch den Tramp nicht hungern – unwillkürlich in mir auskommen ließ. Täglich hielt ich mir selbst meinen verächtlichen Titel vor, fragte nach Arbeit und Weiterlesen
Jack – Kapitel I
Anton von Perfall
Jack
In: Deutsche Jugendbücherei, Nr. 5/6
Hermann Hillger Verlag Berlin – Leipzig
Kapitel I
Wenn ich das Buch meines Lebens durchblättere, habe ich helle Not, all die Namen zu beschwichtigen, die sich förmlich aufstellen wider mich, Gestalt und Sprache annehmen, sich gegenseitig überschreien, stoßen, drängen, um in die erste Reihe des Gedächtnisses zu kommen. Es kommt mir vor, als läge ihnen jetzt mehr an mir als einst, wo sie, nicht aus Buchstaben, sondern aus Fleisch und Blut bestehend, mir nahetreten. Doch so versöhnlich, so mild im Alter auch mein Urteil ist, ich fühle nicht das Bedürfnis, einem hilfreich die Hand zu reichen, mit den in meiner Hand sich sendenden Blättern versinkt auch jeder wieder in den traurigen, federstarren Buchstabenbann, keiner bleibt Gestalt, bis auf einen – bis auf den Namen Jack.