Band 18 der Serie »Der Detektiv« als Download erhältlich!


Fantômas-Trailer

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Im Original Felix Schloemp

Das unheimliche Buch – Das Gespenst

Das unheimliche Buch
Herausgegeben von Felix Schloemp

Knut Hamsun
Das Gespenst

Mehrere Jahre meiner Kindheit verbrachte ich bei meinem Onkel auf dem Pfarrhof im Nordland. Es war eine harte Zeit für mich, viel Arbeit, viele Prü­gel und selten oder niemals eine Stunde zu Spiel und Ver­gnügen. Da mein Onkel mich so streng hielt, bestand allmäh­lich meine einzige Freude darin, mich zu verstecken und allein zu sein. Hatte ich ausnahmsweise einmal eine freie Stunde, so begab ich mich in den Wald, oder ich ging auf den Kirch­hof und wanderte zwischen Kreuzen und Grabsteinen herum, träumte, dachte und unterhielt mich laut mit mir selbst.

Der Pfarrhof lag ungewöhnlich schön, dicht bei der Glimma, einem breiten Strom mit vielen großen Steinen, dessen Brausen Tag und Nacht, Nacht und Tag ertönte. Die Glimma floss einen Teil des Tags südwärts, den übrigen Teil nord­wärts, je nachdem Flut Weiterlesen

Das unheimliche Buch – Vorwort

Das unheimliche Buch
Herausgegeben von Felix Schloemp

Vorwort

In einem ihrer zahllosen Wochenbetten gebar die Mutter Fantasie zwei Brüder.

Man konnte nichts Ungleicheres finden als diese bei­den. Um die Wiege des einen war beständige Heiterkeit, ein gleichmäßiger Frohsinn, Lust am Leben, die Sonnenstrahlen, die ihn trafen, lachten, die Wärterinnen lachten und sogar die Milchflasche wurde ganz breit vor Grinsen. Über dem Bettchen des anderen aber lagen Schatten, die Luft um ihn schien von seltsamen Gestalten belebt, und allerlei unerklärliche Vor­kommnisse deuteten auf geheimnisvolle Wirkungen düsterer Sterne. Als die Brüder groß und stark geworden waren und ins Leben traten, blieben ihnen ihre Mächte treu. Der lichte Bruder behielt die Gabe, alles, selbst das Schmerzliche, in große Zusammenhänge verklärend einzuordnen, der düstere Bruder aber machte alles um sich stumm vor Spannung und Erwartung eines Ungewöhnlichen. Er ließ Zusammenhänge eben ahnend erkennen, aber sie waren dunkle Brücken Weiterlesen

Das Gespensterbuch – Achte Geschichte

Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913

Rudyard Kipling
Meine selbsterlebte, wahre Geistergeschichte

Diese Geschichte handelt ausschließlich von Geistern. Es gibt in Indien Geister, die die Form von dicken, kalten, klebrigen Leichnamen annehmen und sich in Bäu­men nahe der Straße verbergen, bis ein Reisender vorbeikommt. Dann fallen sie ihm auf den Hals und bleiben da. Es gibt auch furchtbare Geister von Frauen, die im Kindbett ge­storben sind. Diese streichen in der Abenddämmerung die Wege entlang oder verbergen sich in den Getreidefeldern nahe den Dörfern und rufen verführerisch. Aber ihrem Ruf zu folgen, bringt Tod in dieser Welt und in der nächsten. Ihre Füße sind nach rückwärts gekehrt, sodass alle nüchternen Männer sie erkennen können. Es gibt auch Geister kleiner Kinder, die in Brunnen geworfen worden sind. Diese halten sich an Brun­nenmauern und an den Rändern Weiterlesen

Das Gespensterbuch – Siebente Geschichte – Teil 4

Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913

Die Spinne
Von Hanns Heinz Ewers

4. Teil

Donnerstag, 17. März

Ich bin in einer merkwürdigen Aufregung. Ich spreche mit keinem Menschen mehr; selbst Frau Dubonnet und dem Hausknecht sage ich kaum mehr Guten Tag. Kaum lasse ich mir die Zeit, um zu essen. Ich mag nur noch am Fenster sitzen, mir ihr zu spielen. Es ist ein aufregendes Spiel, wirklich, das ist es.
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Das Gespensterbuch – Siebente Geschichte – Teil 3

Das Gespensterbuch
Herausgegeben von Felix Schloemp
Mit einem Vorwort von Gustav Meyrink
München 1913

Die Spinne
Von Hanns Heinz Ewers

3. Teil

Montag, 7. März

Ich bin nun überzeugt, dass ich nichts entdecken werde und neige der Ansicht zu, dass es sich bei den Selbstmorden meiner Vorgänger nur um einen seltsamen Zufall gehandelt hat. Ich habe den Kommissar gebeten, nochmals in allen drei Fällen eingehende Nachforschungen veranlassen zu wollen, ich bin überzeugt, dass man schließlich doch die Gründe finden wird. Was mich betrifft, so Weiterlesen