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Klaus Frank

Paraforce Band 18

Die Seelendiebin

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Sarah Stone schaute ein ums andere Mal durch das große Schaufenster nach draußen, wo zu dieser Zeit reger Verkehr herrschte. Der vorherrschende Lärm wurde hier im Laden zu einem einschläfernden Brummen abgemildert. Sie liebte es, diesem Geräusch zu lauschen; schon als sie damals den kahlen, mit alten Tapetenfetzen übersäten Raum betreten hatte, war ihr klar gewesen, dass sie der seltsamen Magie des Verkehrslärms und des einströmenden Lichts der Sonne nicht widerstehen konnte. Und so wurde bald Sarah & Mel eröffnet, eine Boutique, die Sarah zusammen mit ihrer Schwester Melissa führte. Das Geschäft lag in der Wellington Street, nicht weit von der Themse entfernt. Oft war es so, dass sie den Duft des Flusses riechen konnten.
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Paraforce Band 10

1

Ralf Josten hob seine rechte Hand, die den Stock hielt, und schwang sie über seinem Kopf hin und her. Errol, der fünfjährige Mischlingshund, den Ralf Josten und seine Frau Elke in einem verwahrlosten Tierheim in Griechenland gesehen und schließlich mit nach Deutschland genommen hatten, schaute mit glänzenden Augen und offenem Maul zu ihm hinüber. Was immer der Hund in diesem fürchterlichen Tierheim und auch zuvor erlebt haben mochte, er schien keinen Schaden genommen zu haben. Ganz im Gegenteil war Errol das liebevollste und anhänglichste Tier, das ihnen jemals untergekommen war, als wolle er ihnen beweisen, dass auch Tiere zu Regungen wie Dankbarkeit in der Lage waren. Errol schoss Weiterlesen

Paraforce Band 3

Eva Kaulmann erwachte von einer Sekunde zur anderen aus ihrem tiefen Schlaf. Wie weggewischt war der belanglose Traum – Gärten, in der Sonne blitzende Seen, Kindergelächter –, der durch ihren Kopf gezogen war. Sie riss die Augen auf und blickte verstört in die Dunkelheit, welche sie umgab. Einen beängstigenden Augenblick lang fühlte sie sich vollkommen desorientiert und wusste nicht, wo sie war. Vielleicht doch noch im Traum gefangen, der ihr nun seine dunkle Seite präsentierte, wo es kein Gelächter mehr gab? Sie blickte umher, doch sie sah lediglich vage konturenlose Schemen. Es waren die ihr ansonsten verhassten Schnarchgeräusche ihres Mannes Georg, die Eva halfen, Ordnung in ihre verwirrten Sinne zu bekommen. Ganz klar, jetzt wusste sie es wieder: Sie befand sich in Weiterlesen

Timetraveller – Episode 27

Nachts

Vin­cent lief vor den wü­ten­den Stim­men da­von, die ihn ver­folg­ten. Er kann­te die Män­ner nicht, aber er wuss­te, dass sie ihm Bö­ses woll­ten. Keu­chend rann­te er über das öde Land und hoff­te, dass er kei­ne Kuh­le über­sah, die ihn zu Fall brin­gen konn­te. Die Son­ne hing hoch am blau­en Him­mel und schick­te ihre mör­de­ri­sche Hit­ze, die Vin­cents Schä­del zu ver­sen­gen droh­te.

Er blick­te über die Schul­ter zu­rück, sah aber aus die­ser Per­spek­ti­ve sei­ne Ver­fol­ger nicht. Viel­leicht war das ganz gut so, umso bes­ser konn­te er sich auf sein Ziel kon­zen­trie­ren. Nicht Weiterlesen

Nächtliche Jagd

Nächtliche Jagd

Müde saß ich in meinem Auto und war erleichtert, endlich den Heimweg antreten zu können. Meine Augen brannten und ich fragte mich, ob ich die rund einstündige Fahrt ohne Pause durchhielte. Hinter mir lag eine Betriebsfeier, die sich länger als befürchtet hingezogen hatte. Ich wollte nicht der Erste sein, der Abschiedsworte in die Runde rief, und so hatte ich bis nach Mitternacht warten müssen, bis endlich einige Kollegen aufbrachen. Mir lagen solche Feiern einfach nicht, vielleicht lag es am sinnleeren Gerede oder dem heimlichen Profilieren einiger Kollegen, zu dem es unweigerlich immer kam.

Genug jetzt, sagte ich mir und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Müde rieb ich über mein Gesicht und schaltete das Radio ein. Ich suchte eine Weile einen Sender, der eine einigermaßen annehmbare Musik spielte. Die Straße, die mich zur Autobahn brachte, lag dunkel und gerade vor mir und lud dazu ein, mit Weiterlesen