Adventskalender 2024 – 4. Türchen
Es war einmal ein redlicher Bauersmann, der lebte mit seiner Frau so einträchtig und gottgefällig, dass er allen Nachbarn ein Muster und eine Freude war. Aber dem Teufel war es ein Herzeleid; vergebens versuchte er seine Künste, die Liebe und Treue der beiden glücklichen Eheleute zu Fall zu bringen. Als er einst mürrisch darüber am Wege saß, fragte ihn im Vorübergehen ein altes Weib, warum er denn so ingrimmig aussehe.
Da sagte er: »Ach, Ihr könnt mir doch nicht helfen.«
»Wer weiß?«, meinte sie, »bei mir ist guter Rat noch nie teuer gewesen.«
Da klagte er ihr sein Leid, wie er die zwei Eheleute nicht auseinander zu bringen wüsste. Als sie das hörte, schalt Weiterlesen
Adventskalender 2024 – 3. Türchen
Ein Metzgergeselle, der sich tief im Wald verirrt hatte, traf dort einen Jäger, der auf einem Baumstamm ruhte und sehr prächtig gekleidet war und auch glänzende Lederstiefel trug. Er grüßte ihn freundlich, und weil er auch müde war, setzte er sich zu ihm und fragte: »Wohin, wohin, Bruder Stiefelschmer?«
Der Jäger lachte über den Gruß und sprach: »Ich weiß selbst nicht, woher und wohin. Ich habe mich im Wald verirrt und hatte gehofft, dass Ihr den Weg wisst. Hier im Wald soll es nicht richtig sein.«
»Bah!«, rief der Metzger, »fürchtet Euch nicht. Seht Ihr hier meinen Stab? Solange ich ihn bei mir habe, fürchte ich tausend Teufel nicht.«
Adventskalender 2024 – 2. Türchen
Es war einmal ein kleines Kerlchen, das wurde von Tag zu Tag älter.
Wenn es aber ins Wirtshaus kam, um ein Glas Bier oder Wein zu trinken, sagte der Wirt zu ihm: »Guten Tag, kleines Kerlchen«.
Das ärgerte ihn sehr. Schließlich ging er zum Schuster, um sich ein Paar Absätze unter die Stiefel machen zu lassen.
Als er in die Werkstatt kam, sagte der Schuster: »Guten Tag, kleines Kerlchen. Womit kann ich dir dienen?«
Da antwortete das kleine Kerlchen: »Ihr sollt mir ein Paar Absätze unter die Stiefel machen, damit mich die Leute Weiterlesen
Adventskalender 2024 – 1. Türchen
Es war ein schlauer Müller, der lehrte die Säcke tanzen. Wenn sie in seine Mühle kamen, pfiff er ihnen ein Liedchen vor, und wenn sie nicht dazu tanzen wollten, mussten sie zur Strafe Korn lassen. Als er nun gestorben war, wollten ihn gleich zwei Pfarrer ehrlich begraben, weil seine Mühle auf der Grenze zweier Kirchspiele lag und der eine Pfarrer ihn gern begraben hätte und der andere noch lieber. Um den Streit zu schlichten, band man ihn auf den Rat eines klugen Mannes auf einen Esel: Wo der ihn trage, da solle er begraben werden. Und siehe, der Esel wusste es am besten, denn er trug ihn gerade unter den Galgen, und da wurde er auch begraben. Seine Seele aber nahm ein Teufel und führte sie vor das Höllentor. Da stand Meister Satanas und fragte: »Wen schleppst du da?«
»Den schlauen Müller von Zweibrücken«, sagte der Teufel.
Deutsche Märchen Nr. 2
Karl Simrock
Deutsche Märchen
Verlag der J. G. Cottaschen Buchhandlung, Leipzig, 1864
2. Das Königskind
Ein Soldat träumte, er solle sich verabschieden, das sei sein Glück. Er ging zu seinem Hauptmann und bat um seinen Abschied. Der aber überredete ihn, noch zu bleiben, versprach, ihn zu befördern, und machte ihn zum Korporal. Der Soldat ließ sich beraten, aber in der Nacht träumte er wieder, er solle um seinen Abschied bitten, sonst könne er sein Glück nicht finden. So ging er wieder zum Hauptmann und drängte auf seinen Abschied. Der Hauptmann aber sagte, er solle bleiben, er könne es noch bis zum General bringen, und machte ihn auch gleich zum Korporal. Wieder ließ er sich überreden. Als er aber in der Nacht wieder träumte, er müsse seinen Abschied nehmen, Weiterlesen